Im Interview: Dezernentin Beate Schiffer bezieht Stellung zur Diskussion auf Lokalkompass.de/Hattingen

Beate Schiffer, Beigeordnete der Stadt Hattingen (Dezernat III), zuständig für Weiterbildung und Kultur, Soziales und Wohnen, Jugend, Schule und Sport
  • Beate Schiffer, Beigeordnete der Stadt Hattingen (Dezernat III), zuständig für Weiterbildung und Kultur, Soziales und Wohnen, Jugend, Schule und Sport
  • hochgeladen von Roland Römer

Hier auf Lokalkompass.de/Hattingen wird immer noch sehr angeregt zur Flüchtlingsthematik diskutiert. Auslöser dazu war unsere Reportage aus dem ehemaligen O&K-/Kone-Gebäude an der Nierenhofer Straße (zum Text und den Kommentaren). Hier sollen, wie berichtet, in den nächsten Wochen 500 Flüchtlinge untergebracht werden.

Immer wieder werden in den Kommentaren von Lokalkompass-Usern auch Diebstähle, Übergriffe aller Art und anderes angesprochen. Das Team vom Lokalkompass Hattingen hat einige dieser Punkte aufgegriffen und darüber mit der zuständigen Dezernentin der Stadt Hattingen, Beate Schiffer, gesprochen.

Lokalkompass Hattingen: Wie oft kommt es nach Ihrem Kenntnisstand in Hattinger Flüchtlingsunterkünften/Asylantenheimen zu gewalttätigen Übergriffen? Gegen Außenstehende wie dem Wachpersonal? Untereinander? Liegen Anzeigen vor? Wie viele?
Beate Schiffer: Grundsätzlich verhält es sich in den Hattinger Unterkünften so, wie es auch die offiziellen Kriminalstatistiken aussagen: Man kann nicht von signifikanten Abweichungen zur Norm sprechen. Da es überall im Alltag zu Konflikten kommen kann, so kann man solche Situationen auch in Flüchtlingsunterkünften nicht von der Hand weisen.
Für die Hattinger Einrichtungen kann man aber sogar sagen, dass, berücksichtigt man die Lebenssituation (beengter Raum, ein Mix von Nationalitäten etc.), die Anzahl der Konflikte unter dem Durchschnitt liegen.
Wir haben von Anfang an darauf Wert gelegt, dass in Zusammenarbeit mit dem hiesigen Sicherheitsdienst so deeskalierend vorgegangen wird, dass Konflikte in den allermeisten Fällen bereits in der Entstehung entschärft werden können.
Als Vertreterin der Stadt Hattingen lege ich sehr großen Wert darauf, dass Sicherheit und Ordnung weitestgehend im Vordergrund stehen, weil gerade das ein interkulturelles Miteinander fördert. So werden nicht nur in der Landeseinrichtung an der Talstraße Sicherheitsmitarbeiter eingesetzt, sondern auch – und das ist im Vergleich zu Nachbarstädten weder die Norm noch vorgeschrieben – die kommunalen Einrichtungen werden vom Sicherheitsdienst betreut.
Hier kommen auch Mitarbeiter zum Einsatz, die die Sprachen der Bewohner sprechen, was sowohl Missverständnisse beseitigt als auch Konflikten vorbeugt.

Wie verfährt die Stadt Hattingen beim Bekanntwerden von Gewalttaten?
In Hattingen gibt es eine Sicherheitspartnerschaft zwischen den Ordnungsbehörden, der Polizei und führenden Sicherheitsdienstmit­arbeitern. In ständigem Austausch wird hier über Fragen der Sicherheit in unseren Flüchtlingsunterkünften – sowohl für die Bewohner als auch für das gesamte dort arbeitende Personal – gesprochen. Durch direkte Deeskalierung vor Ort ist es noch nicht zu Gewalttaten gegen Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes gekommen. Im Verdachtsfalle gegen Einzelne würden sofort präventiv die Ordnungsbehörden sowie die Polizei informiert.

Wie häufig verschwinden auf „unerklärliche“ Art und Weise von Steuergeldern oder Spenden finanzierte Einrichtungsgegenstände aus den Unterkünften?
Auch hier bleibt anzumerken, dass „Verschwinden auf unerklärliche Art und Weise“ nicht signifikant von der Norm abweicht. Das heißt, wenn im Alltag eines jeden Bürgers etwas „auf unerklärliche Art und Weise“ verschwinden kann, so könnte dies auch in einer Flüchtlingsunterkunft passieren. Außerdem sind in den Unterkünften für Flüchtlinge keine Gegenstände, die einen Marktwert darstellen.
Einrichtungsgegenstände verschwinden eher weniger, als dass sie durch intensiven Gebrauch verschleißen. Es kommt durchaus vor, dass beispielsweise eine Waschmaschine für eine größere Anzahl von Bewohnern dienen muss und deshalb in Dauerbenutzung steht, was auch einen schnelleren Verschleiß zur Folge hat.
Sollte ein Einrichtungsgegenstand gestohlen werden, so wird ein solcher Diebstahl, so wie auch außerhalb der Einrichtungen zur Anzeige gebracht. Sollte ein Einrichtungsgegenstand defekt sein, so wird er nach Möglichkeit repariert.

Wie häufig kommen offensichtlich mutwillige Zerstörungen von Einrichtungen/Gegenständen in den Unterkünften vor?
Mutwillige Zerstörungen kommen aufgrund der beengten Situation vor, halten sich aber in Grenzen. Zerstörte Gegenstände, die für die Gemeinschaft erforderlich sind, werden ersetzt. Mutwillige Zerstörungen, für die Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden können, werden geahndet. Er oder sie müssen die finanzielle Entschädigung tragen.

Kam es bereits zu sexuellen Übergriffen in Unterkünften?
Versuchte Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe sind von städtischer Seite her nicht zu beziffern. Hier ist die Kreispolizeibehörde Ansprechpartner. Die aktuelle Gesetzgebungsdebatte beschreibt hierzu den Bewertungsradius.

Warum erfährt die Öffentlichkeit nichts über Vorfälle in den Unterkünften?
Bei registrierten Vorfällen werden diese in der Kreispolizeistatistik ausgewiesen.

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

4 folgen diesem Profil

30 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.