Jabang: Statt Küchenzubehör gab es 500 neue Schulbücher

Hans Hartung und eine der Schulköchinnen haben Spaß am riesigen Reistopf, der über dem offenen Feuer steht.
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  • Hans Hartung und eine der Schulköchinnen haben Spaß am riesigen Reistopf, der über dem offenen Feuer steht.
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Mit guten und mit weniger guten Nachrichten sind Hans Hartung und Dr. Jürgen Fröber, Vorstandsmitglieder des ehemaligen Vereins „Hattingen hilft“, der inzwischen aufgegangen ist im „Kindergarten Linden Schul- und Dorfentwicklung“ (KLG), aus der westafrikanischen Republik zurückgekehrt.

„Anfangs konnten wir unser Koch-Programm nicht so weiter fortführen wie ursprünglich angedacht, sondern mussten es umstellen“, blickt Hans Hartung zurück.
„Nach einer Woche des Probekochens stellte sich heraus, dass unsere eigens dafür gekauften Töpfe für die Schülerzahl noch zu klein sind. So mussten sich die Schulköche im Dorf einen großen Topf dazu leihen. Allerdings konnte sie mit diesem Topf nicht auf unserem angeschafften Herd kochen. Er stellte sich schlicht als zu klein heraus.“
Dr. Jürgen Fröber, der gerade erst aus Gambia zurück ist, konnte hier zumindest eine Teilentwarnung geben: „Inzwischen ist die Küche erweitert worden. In der letzten halben Woche meines Aufenthalts konnten dort 730 Schüler bekocht werden.“
Problematisch war zunächst auch die Nachricht, dass die UNO über ihr Welt-Ernährungsprogramm eine praktisch zugesagte Unterstützung mit Reis, Öl und Bohnen aufgekündigt hatte.
Dr. Jürgen Fröber: „Aber mittlerweile haben wir in die Schule säckeweise Reis und Salz sowie Kanister mit Öl und auch Bohnen aus dem UN-Ernährungsprogramm angeliefert bekommen. Das ist zunächst einmal alles sehr zufriedenstellend. Allerdings wissen wir nicht, wie lange Gambia noch in dem Programm sein wird. Für andere Teile Afrikas werden nämlich große Hungernöte erwartet.“
Dann jedoch würden die Probleme für Jabang und die deutschen Helfer groß, müssten letztere doch in die Bresche springen. Das allerdings könnte sich ihr Verein nicht leisten, kämen doch dann Kosten von rund 200 Euro pro Tag auf ihn zu. Momentan sind es „nur“ 300 Euro pro Monat.
Da die Küche jetzt doch ans Laufen gebracht wurde und die Eltern allmählich – wie schriftlich vereinbart – ihrer Pflicht zur Holzlieferung nachkommen, rechnen die beiden Hattinger mit einer starken Zunahme der Schülerzahl auf bis zu über 1.000. Das brächte die Schule mehr als nur an ihre Grenzen, weiter Räumlichkeiten müssten her.
Eigentlich sei ein solcher Erfolg ja vom Verein gewünscht, stelle aber alle Beteiligten vor neue Herausforderungen. So müsse künftig die Schule vierzügig geführt werden. 16 Klassen sind vorhanden, die sich zehn Räume (sechs von der Regierung errichtete, vier durch den Hattinger Verein) vormittags und nachmittags teilen müssen.
Doch noch ist das genauso Zukunftsmusik wie der Traum von Dr. Jürgen Fröber, dort einmal ein komplettes Ausbildungszentrum zu errichten. Aber erste Kontakte hat er in diesem Januar bereits zur zuständigen Behörde geknüpft. Denn klar sei, so die beiden Hattinger, dass dieses nur gemeinsam mit der gambischen Regierung zu stemmen sei.
Einen weiteren Grundstein zur besseren Ausbildung der Schüler hatte Hans Hartung bei seinem letzten Besuch Ende 2011 in Gambia gelegt.
Hans Hartung, selbst pensionierter, aber „gelernter“ Lehrer: „Seit drei Jahren hat es für unsere Schule keine Schulbücher gegeben, außer denen, die wir im Sommer mitgebracht hatten. Diesmal konnten wir von dem mitgebrachten Geld 500 Bücher für die erste und zweite Klasse anschaffen. Das Besondere an den Büchern ist, dass sie speziell für afrikanische Kinder mit afrikanischem Inhalt ausgelegt sind. Interessant fand ich dabei, dass – obwohl mit gerade einmal zehn Prozent klar in der Minderheit – in diesem vorwiegend muslimischen Land sich Inhalte der Lehrbücher auch mit christlichen Festen beschäftigen.“
Zufriedenstellend angelaufen ist das Gartenprojekt, wie der Hattinger berichtet: „Acht Brunnen sind gebaut worden. Jeder ist zwölf Meter tief und führt auf 6,50 Metern Wasser. Das reicht hoffentlich bis zum Ende der Trockenzeit. Die Menschen dort haben die Gartenfläche frei von Gestrüpp und Wildwuchs gehalten und einen Naturzaun gesetzt.“
Dieser musste Anfang des Jahres durch einen 50 Zentimeter hohen Maschendrahtzaun ergänzt werden – gegen Mäuse und Beutelratten wie Dr. Jürgen Fröber ergänzt.
Ein Rückschlag war die misslungene Reisernte: „Wir hatten Trockenreis ausgesät, der nicht ständig im Wasser stehen muss. Doch gab es eine verkürzte Regenzeit. Deshalb ist der Reis nicht reif geworden. Das ist sehr bedauerlich, weil inzwischen der Preis für Reis um 25 Prozent innerhalb eines Jahres gestiegen ist. Eine neue Saat können wir uns mit unseren bescheidenen Mitteln da nicht leisten.“
Dennoch geht es im Garten weiter. So hat der Verein sechs Gruppen aus rund 400 Frauen mit Schubkarren, Spaten, Handhacken, Eimern und Sämereien für Gemüse ausgerüstet. Alle hoffen, dass sie damit mehr Erfolg haben als mit dem Reis, zumal die Frauen in der Mehrzahl fleißig arbeiteten.
Hans Hartung ist Mitte März wieder in Jabang, um dort zu gucken, ob weiterhin verabredungsgemäß gehandelt wird.

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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