Nach 110 OPs im Dauerregen zurück aus Jalna/Indien

Allmählich füllt sich der Krankensaal im Jalna Mission Hospital mit frisch operierten Kindern.
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Jalna war wie immer – und doch irgendwie ganz anders. Seit einigen Tagen sind sie wieder zurück, die elf Ärzte und Pfleger, die in der 240.000 Einwohner zählenden Stadt im indischen Bundesstaat Maharashtra seit elf Jahren humanitäre Hilfe leisten.

In diesem Jahr war Dr. Gerhard Schlosser auch wieder mit von der Partie als „chef de mission“, nachdem er in 2013 hatte passen müssen, weil den Chefarzt für Anästhesie und Intensivmedizin im Ev. Krankenhaus Hattingen selbst ein gesundheitliches Problem aus der Bahn geworfen hatte. „Alle haben sich gefreut, dass ich wieder dabei war – ich auch“, berichtet er dem STADTSPIEGEL gegenüber.
Und nach all den Jahren erlebten die humanitären Helfer Jalna erstmals ganz anders. Dr. Gerhard Schlosser: „Wir kannten Jalna eigentlich immer nur trocken, weil es während unseres Aufenthalts nie geregnet hatte. Diesmal bekamen wir Starkregen und Gewitter zu spüren. Uns wurde erzählt, dass der nahegelegene Stausee randvoll sei und dass die Regenmenge sogar größer als während der Monsunzeit wäre. Für uns hatte das zur Folge, dass es häufig knallte und der Strom ausfiel.“
Positiv bewerteten die teilweise seit Anfang an mitfahrenden Helfer, dass sie so erstmals Jalna und Umgebung grün kennenlernten, was für sie natürlich interessant war.
Aber auch in medizinisch-therapeutischer Hinsicht gibt es in diesem Jahr Neues zu berichten, wie Dr. Gerhard Schlosser sagt: „Erstmals hatten wir einen Kinderarzt dabei, der ebenfalls sehr gut helfen konnte. Jetzt überlegen wir, wie wir das auch künftig hinbekommen, einen Kinderarzt mitzunehmen.“
Noch einschneidender war aber eine andere leichte konzeptionelle Veränderung. „Bislang haben wir die Kinder ,durchoperiert‘, um Makel wie Missbildungen der Hände und Füße, Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, akute Verbrennungen und Verbrennungsfolgen bei möglichst vielen Patienten zu beseitigen“, schildert Dr. Schlosser. „Was es bislang nicht gab, war eine anschließende Sprach­therapie und eine Nachbehandlung durch einen Hals-, Nasen-, Ohrenarzt. Beides ist eigentlich eine unbedingte Voraussetzung zur vollständigen Wiedererlangung von Sprache und bei uns selbstverständlich. In Indien allerdings nicht. Wir haben aber jetzt eine Logopädin vor Ort mit der Nachsorge beauftragt. Dr. Jihan Mohasseb, die Chefärztin an der Klinik für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie und Plastische Operationen am Ev. Krankenhaus Hattingen, hat dazu eine Liste hinterlassen mit Maßnahmen, die durchgeführt werden müssen. Das kostet rund 20.000 Rupien, also etwa 235 Euro pro Quartal für 25 Kinder. Wir erhalten dazu regelmäßige Berichte über den Fortschritt, damit wir wissen, dass das Geld gut angelegt ist. Alle sind gespannt, ob und wie das funktioniert. Für uns ist das ein Versuch, der relativ preiswert ist, aber den Kindern enorm hilft. Falls er funktioniert und das sehen wir spätestens in einem Jahr, dann soll das zum festen Bestandteil unserer Hilfe werden.“
110 für ihre Patienten kostenlose Operationen haben die heimischen Ärzte in diesem Jahr in Jalna durchgeführt. Mehr als zwölf Stunden stehen dafür die Helfer an den Operationstischen, opfern für diese humanitäre Hilfe einen Teil ihres Jahresurlaubs. „Der Aufenthalt in Jalna ist kein Stress für uns“, entgegnet dennoch Dr. Gerhard Schlosser auf eine entsprechende Nachfrage. „Es ist vielmehr sehr befriedigend, was wir in Jalna machen.“
Allein in diesem Jahr war das Team mit 15 Containern voller Medikamente, medizinischem Gerät und Instrumenten unterwegs. Da sind alle Beteiligten sehr froh, dass ihnen die Fluggesellschaft Swiss Air sehr entgegenkommt. Dr. Schlosser: „Wir bezahlen wirklich nur einen Bruchteil der tatsächlich anfallenden Kosten für Flug und Gepäck auf unseren Indieneinsätzen. In Hannover und Mumbai bekommen wir sogar einen separaten Schalter für eine zügige und reibungslose Abfertigung. Das Entgegenkommen hilft uns sehr.“
Auch in diesem Jahr wieder, so erzählt er, hätten sie im Jalna Mission Hospital Besuch von Kindern und Angehörigen früherer Operationen bekommen: „Sie möchten sich bei uns bedanken. Für uns ist es schön zu sehen, wenn wir die Verwachsungen durch Verbrennungen beseitigen konnten und die Menschen wieder aufrecht gehen können.“
Unterstützung für die Hilfsaktion in Jalna wird geleistet von den Rotary Clubs in Hattingen, Bombay Midtown und Jalna sowie den German Rotary Volunteer Doctors (GRVD).
Spenden für einen Fortbestand dieser Aktion und Patenschaften für die Operationen in Jalna sind möglich über: Konto 20 60 11 von „Rotary Hattingen hilft e.V.“ bei der Sparkasse Hattingen (BLZ 430 510 40).

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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