Am 15. Dezember ist Schluss: Seniorentreff zieht nicht ins Holschentor
Aus für Kick

Inge Berger (links) hört zum Jahresende bei „Kick“ auf. Der Englisch-Kurs um Kerstin Tillmanns (Bildmitte vor Kopf sitzend mit einem Teil des Kurses) weiß noch nicht genau, wohin sie gehen werden. Torsten Leunens (stehend mit „Kick-Schild“) geht von einer neuen beruflichen Maßnahme für ihn aus. Foto: Pielorz
  • Inge Berger (links) hört zum Jahresende bei „Kick“ auf. Der Englisch-Kurs um Kerstin Tillmanns (Bildmitte vor Kopf sitzend mit einem Teil des Kurses) weiß noch nicht genau, wohin sie gehen werden. Torsten Leunens (stehend mit „Kick-Schild“) geht von einer neuen beruflichen Maßnahme für ihn aus. Foto: Pielorz
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Begonnen hat alles vor etwa 18 Jahren. Gemeint ist die Gründung von „Kick“, den Hattinger Senioren im Unruhestand. Entstanden aus dem Kreis der Seniorenzeitung WiR um Inge Berger, steht allerdings nicht das Feiern der Volljährigkeit auf dem Programm. Vielmehr schließt der innenstadtnahe Seniorentreff, der nie ein Verein war oder sein wollte, Ende 2018 seine Türen und löst sich auf. Inge Berger (80) kann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der organisatorischen Verantwortung stehen und mit dem neuen Raumangebot im Zentrum für bürgerschaftliches Engagement im Holschentor mag man sich auch nicht anfreunden.
Schluss ist am 17. Dezember. Dann beginnt die offizielle Weihnachtspause und direkt danach wird der Treffpunkt bis zum 11. Januar geräumt. „Zwei Jahre haben wir nach einem Nachfolger für mich gesucht“, berichtet Inge Berger. „Es geht vor allem um organisatorische Fragen, die zu klären sind. Das Programm muss erstellt werden, Termine gemacht, Referenten eingeladen werden. Und wenn der Veranstaltungstag gekommen ist, muss man natürlich auch als Moderator durch die Veranstaltung führen. Diese Aufgaben hat niemand übernehmen wollen. Es ist mehr als schade, dass ein funktionierender Treffpunkt nun geschlossen werden muss, weil ich alt bin“, schwingt eine Spur Bitterkeit in den Worten Inge Bergers. Dabei hätte die 80jährige sich nicht völlig zurückgezogen. Sie wollte nur die Verantwortung in andere Hände legen, die sich jedoch trotz intensiver Suche nicht gefunden haben.
Hand in Hand mit den personellen Problemen geht das Raumproblem. „Kick“ muss die zentralen Räume der Evangelischen Kirchengemeinde in der Augustastraße verlassen – die Stadt hatte die Miete von jährlich 8000 Euro aufgekündigt und mit dem Angebot verbunden, der Seniorentreff möge in Räumlichkeiten ins Holschentor umziehen. Der Konflikt schwelt schon lange: Bereits zum Ende des Jahres 2016 hatte die Stadt die Räume gekündigt. Schon davor hatten die Senioren der damaligen Bürgermeisterin Dagmar Goch signalisiert: Ein Umzug kommt nicht infrage. Dann wurde Dirk Glaser Bürgermeister und der Konflikt entschärfte sich. Dank sieben Sponsoren – Stadtwerke, hwg, Diakonie, Gemeinde St. Georg, Gemeinde St. Peter und Paul, Architekten RDS und die Hattinger Lions – konnte die Jahresmiete von 8000 Euro pro Jahr für drei Jahre aufgebracht werden und die Hattinger Unruheständler durften in der Augustastraße bleiben. Diese Zeit ist nun um.
Das „Kick“ nicht umziehen will, ist bekannt. „Ein Treffpunkt für Senioren gehört in die Mitte der Stadt, nicht an den Rand der Innenstadt. Zu uns kommen die Menschen spontan zum Klönen und um zu schauen, wer sonst noch da ist. Die Verbindung zur Fußgängerzone, zum Café nebenan und zum Lebensmitteleinkauf sind perfekt. Das können die neuen Räume nicht bieten“, so Inge Berger. Einige der festen Gruppen überlegen, wie sie als Gruppe ohne die Klammer „Kick“ bestehen können: „Die Reisegruppe trifft sich nur noch in Welper, die Gruppen Stricken und Spielen sollen sich im Holschentor einen Raum teilen. Aber die einen wollen sich unterhalten, die anderen müssen sich konzentrieren. Da ist noch keine abschließende Lösung gefunden. Die PC-Gruppe hört auf. Die Englisch-Gruppe unter Kerstin Tillmanns will weitermachen, nur wo ist offen“, so Berger. Kerstin Tillmanns ergänzt: „Ich persönlich finde die Räume im Holschentor nicht schön. Das Café ist mir zu lieblos. Wir überlegen noch, wo wir uns treffen wollen. Aber es gibt uns auch 2019.“ Ob das dauerhaft klappt, eben ohne die Klammer von „Kick“, bleibt abzuwarten.

Nach 18 Jahren wird jetzt bald Abschied gefeiert

Die Klappe fällt nicht nur für den Seniorentreff mit seinen zahlreichen und beliebten Veranstaltungen, sondern auch für Torsten Leunens (48). Gelernt hat er Groß- und Einzelhandelskaufmann, EDV-Service-Techniker und Fachkraft für Lagerlogistik und gearbeitet hat er über das Job-Center seit Februar 2017 bei „Kick“. „In 18 Jahren haben wir 33 Mitarbeiter über das Job-Center beschäftigt. Damit ist nun auch Schluss“, so Berger. Torsten Leunens vermutet, er werde dann wieder in eine neue Maßnahme eingebunden. Bewerbungstraining vielleicht. Dank seiner Arbeit hatte der Treff von morgens bis 17 Uhr geöffnet – es war einfach immer jemand da. Was die Personalie Berger angeht: „Ich habe gehofft, es würde sich jemand finden, der Spaß an diesem Ehrenamt hat und mit neuen Ideen unsere freie Senioreninitiative neu belebt. Man muss ja keine Inger Berger-Kopie machen. Leider hat sich diese Hoffnung nicht erfüllt. Und zusammen mit den Raumproblemen ist eben jetzt die „Kick-Schließung“ zum Jahresende 2018 unvermeidlich“, so Berger. Am Samstag, 15. Dezember, 11 bis 13 Uhr, feiert „Kick“ in seinen Räumen in der Augustastraße Abschied.
Bürgermeister Dirk Glaser schätzt die Arbeit von „Kick“. Das hat er immer wieder gesagt, zuletzt in den aktuellen Ausschuss-Sitzungen. Er könnte sich „nach Kick“ die Nutzung der Räume in der Augustastraße für die Volkshochschule vorstellen – jener Einrichtung, die heute großen Raummangel hat und 2012 unter dem damaligen Leiter Heinz Starmann den Honorarvertrag von Inge Berger für die Seniorenzeitung WiR nicht verlängerte. Man konnte einfach nicht mehr miteinander. Die Senioren der WiR treffen sich mit Inge Berger heute noch.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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