686 Menschen nahmen das Hilfsangebot der Caritas wahr
„Trampolin“ heißt ein Angebot speziell für Kinder

Tanja Große-Munkenbeck, Leiterin des Suchthilfezentrums Hattingen/Sprockhövel. | Foto: caritas
  • Tanja Große-Munkenbeck, Leiterin des Suchthilfezentrums Hattingen/Sprockhövel.
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Das Caritas-Suchthilfezentrum Hattingen hat seinen Jahresbericht für 2020 vorgelegt – erneut im kompakten Flyer-Format. Das Corona-Jahr stellte die Mitarbeitenden der Suchthilfe vor große Herausforderungen.

Dennoch stand die schnelle und persönliche Hilfe für die Klienten im Vordergrund. In Hattingen nahmen im vergangenen Jahr 686 Menschen das Hilfsangebot der Beratungsstelle wahr. 568 Personen waren selbst betroffen (Drogen 302, Sucht 266) und 118 kamen als Angehörige.

In Grafiken und kurzen Texten spiegelt der sechsseitige Flyer das Suchtverhalten in den Städten Hattingen und Sprockhövel wider. „Wobei Zahlen und Statistiken die Herausforderungen, vor denen wir in diesem außergewöhnlichen Corona-Jahr gestellt wurden, kaum wiedergeben können“, sagt Tanja Große-Munkenbeck, Leiterin des Suchthilfezentrums Hattingen/Sprockhövel. 

Es erforderte ein hohes Maß an Engagement, Durchhaltevermögen, Kreativität und Flexibilität des Caritas-Teams, um für die Betroffenen von Sucht alternative Beratungsangebote vorzuhalten. Denn im ersten Lockdown war an die gewohnte, persönliche Beratungssituation in den Räumlichkeiten der Caritas nicht zu denken. „Wir haben schnell auf Online-, Video-Chat- und Telefonberatung umgestellt. Und genauso schnell erkannt: Damit werden wir den besonderen Bedarf unserer Klienten nicht gerecht“, so die Leiterin. „Unsere Klienten litten mehr als zuvor unter der zunehmenden Einsamkeit und Isolierung. Psychosoziale und emotionale Belastungen sowie Rückfälle stiegen an. Im Zuge dessen mussten wir vermehrt Krisenintervention durchführen.“

Suchthilfe in Zeiten von Corona
Also wurden Schutzmaterialien, wie Masken, Spuckwände und Desinfektionsmittel angeschafft, um den persönlichen Kontakt zu den Hilfesuchenden wieder herstellen zu können. „Und viele der Beratungen wurden nach draußen verlagert oder in unsere Außenstellen, um Abstände gewährleisten zu können. Lediglich die Gruppenangebote konnte aufgrund der hohen Auflagen der Corona-Schutzverordnung kaum bis gar nicht gemacht werden.“

Nichtsdestotrotz: Insbesondere in dieser schweren Zeit der Pandemie konnten die Caritas-Mitarbeitenden einen Beitrag dazu leisten, um Isolation und Einsamkeit, Hilflosigkeit und
Überforderung für die von Sucht betroffenen Menschen und ihre Angehörigen zu vermeiden. Die meisten Hilfesuchenden sind zwischen 16 und 25 Jahren alt.

Nun aber zu den Zahlen, die 2020 wie folgt aussahen: 686 Menschen nahmen das Hilfsangebot der Beratungsstelle wahr, 568 davon waren selbst betroffen (Drogen 302, Sucht 266) und 118 kamen als Angehörige. „Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Hilfesuchenden leicht gesunken (2019: 723 Hilfesuchende), aber im Summe haben wir ziemlich stabile Betreuungszahlen, was bedeutet, dass es keine starken Schwankungen bei den Suchterkrankungen in unserem Einzugsgebiet gibt.“

Der problematische Konsum von Alkohol und Cannabis führte im vergangenen Jahr am häufigsten zur Kontaktaufnahme. Die meisten Beratungen fanden wie bereits im Vorjahr in der sehr jungen Altersgruppe von 16 bis 25 Jahren statt (132). Dabei steht in dieser Altersgruppe der Konsum von Cannabis im Vordergrund. Ab 35 Jahren ist Alkoholsucht der häufigste Grund für Beratungsanfragen im Suchthilfezentrum.

Kinder aus suchtbelasteten Familien im Blick
Besonderer Fokus bei der Arbeit des Suchthilfezentrums liegt nach wie vor auf der Prävention. Allerdings sind auch da dem Suchthilfezentrum durch die Pandemie häufig die Hände gebunden gewesen. Dennoch konnten Arbeitskreise mit Lehrern und Schulsozialarbeitern durchgeführt werden und das Suchthilfezentrum beteiligte sich an den Aktionstagen „Sucht hat immer eine Geschichte“. Ebenso war das Suchthilfezentrum am bundesweiten Aktionstag gegen Glückspielsucht aktiv und konnten mit einem Stand in der Fußgängerzone Menschen für das Thema sensibilisieren.

„Wir haben in unseren Beratungen immer wieder mit süchtigen Menschen zu tun, die mit Kindern in einem Haushalt leben. Wir sind uns der besonderen Verantwortung gegenüber diesen Kindern bewusst und möchten ihnen dabei helfen, gesünder und geschützter aufzuwachsen“, sagt Tanja Große-Munkenbeck. Deshalb möchte das Caritas-Suchthilfezentrum Hattingen mit einem neuen Gruppenangebot helfen. „Es ist auf den Bedarf und die Nöte dieser jungen Menschen ausgerichtet und versucht ihnen Antworten und Erklärungen für die familiäre Situation zu geben“, so die Suchtberaterin.

„Trampolin“, so der prägnante Name für das Gruppenangebot. „Sich leicht fühlen, wie beim Springen auf einem Trampolin. Den Ballast abwerfen und sich frei machen von den Sorgen, das möchten wir bei den Kindern erreichen“, erklärt Tanja Große Munkenbeck den Titel. Das Programm besteht aus neun Gruppensitzungen für Kinder von 8 bis 12 Jahren, die wöchentlich stattfinden.

Mehr Infos zu diesem Angebot und zu den anderen Hilfsangeboten des Suchthilfezentrums gibt es unter Tel. 02324/ 92560 oder per E-Mail an: shz-hattingen@caritas-en.de. Mehr zur Caritas und dem Suchthilfebericht außerdem auf der Homepage unter: www.caritas-en.de.

Autor:

Lokalkompass Hattingen aus Hattingen

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