Neuer Standort für die Skulptur "Erwartung"? Hattinger Wlado Bulant setzt sich dafür ein

Hier könnte sich Wlado Bulant "Erwartung" eher weil passender vorstellen. Auch ein Konzept zur Einbindung in die Tourismus-Förderung hat sich der engagierte Kunstfreund überlegt.  Fotomontage: Strzysz
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  • Hier könnte sich Wlado Bulant "Erwartung" eher weil passender vorstellen. Auch ein Konzept zur Einbindung in die Tourismus-Förderung hat sich der engagierte Kunstfreund überlegt. Fotomontage: Strzysz
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Sagen Ihnen „Erwartung“ und der Künstler Heinrich Brockmeier etwas? Wenn ja, dann gehen Sie aufmerksam durch unsere Fußgängerzone oder sind vielleicht an Kunst interessiert. Wenn nicht, dann gehören Sie sicherlich zur überwiegenden Zahl der Hattinger, die Kunst im öffentlichen Raum kalt lässt.

Wlado Bulant gehört definitiv nicht zur letztgenannten Gruppe. Der studierte Tänzer, Choreograf und Regisseur hat früher lange Jahre zusammen mit seiner Frau eine Ballettschule in Hattingen betrieben, ist nicht nur selbst ein durch und durch künstlerischer Mensch, sondern braucht Kunst sozusagen wie die Luft zum Atmen.
Besonders angetan hat es dem heutigen Pensionär die Skulptur „Erwartung“, seit 2011 für 25.000 Euro im städtischen Besitz befindlich und über das Konjunkturpaket II des Bundes kostenneutral erworben. Zu finden ist das bereits 1998 durch den Künstler geschaffene Objekt auf der Heggerstraße.
2007 war das. Aber irgendwann störte sie und wurde „umgebettet“. Jetzt befindet sich „Erwartung“ oder „Die Liegende“, wie manche Hattinger und auch der Künstler selbst sie wegen ihrer Stellung auf dem Steinsockel auch gerne nennen, im Bereich der Oberen Heggerstraße.
Hier teilt die Skulptur buchstäblich die Fußgängerzone, ist wie eine Art Barriere direkt im Laufweg der Schaufensterbummler zu finden. Wer der Heggerstraße bis zur Blankensteiner Straße folgen möchte, muss rechts oder links an der Skulptur vorbei.
Wlado Bulant ist mit diesem Standort alles andere als glücklich. Beinahe jeden Tag geht er dennoch hier vorbei, genießt die nach seinen Worten kubistisch-kraftvolle Arbeit von Heinrich Brockmeier. Den Künstler kennt er übrigens persönlich. „Ich habe ihn einmal besucht“, erzählt der Hattinger. „Es war wie ein Treffen von zwei alten Freunden. Wir waren uns auf Anhieb sympathisch. In unserem sehr angenehmen Gespräch über Kunst teilte er mir mit, dass auch er mit dem jetzigen Standort an der Oberen Heggerstraße höchst unzufrieden sei.“

Fündig auf der Suche nach neuem Standort

Also machte sich der Hattinger auf die Suche nach einem neuen Standort und überlegte sich sogar ein künstlerisches Gesamkonzept. Einen neuen Standort für die Skulptur hatte er fast am Reschop-Carré-Platz schnell gefunden. Wlado Bulant: „Aber das ist zu wenig für Hattingen, auch wenn sich die Skulptur hier meiner Meinung nach sehr gut ins Gesamtgefüge eingliedert. Man müsste die ,Erwartung‘ mehr ins Bewusstsein der Menschen holen. Das hat dieses Werk nämlich verdient.“
Er überlegte, wofür Hattingen denn außerdem steh, und kam auf die Altstadt, Frau Holle, das Altstadtfest und den historischen Weihnachtsmarkt. Daraus entstand für ihn eine Idee, die er Georg Hartmann von Hattingen Marketing bereits vorgestellt hat.
„Man müsste den neuen Platz für diese wunderbare Skulptur mit einem regelmäßigen Event verbinden“, ist sich Wlado Bulant genauso sicher wie darüber, dass eine solche Umbettung der Skulptur für relativ wenig Geld und durch Sponsoren erbracht werden könnte, „ein Alleinstellungsmerkmal für Hattingen kreieren – wie Frau Holle eben.“ Dabei weiß er sich in guter Gesellschaft mit dem Bürgermeister beispielsweise, dem ebenfalls das „Touristenziel Altstadt“ wichtig ist.
So kam dem Hattinger in den Sinn, direkt an der Skulptur einen historisch gewandeten Herold – ähnlich wie den Nachtwächter, ein passendes Kostüm hat Wlado Bulant bereits entworfen – hier regelmäßig zum Beispiel an den gut besuchten Samstagen ausrufen zu lassen: „Hört! Hört! Hört! Bürger von Hattingen, schafft euch die Freiheit, studiert die Weisheit, sie bekämpft die Dummheit!“ Das zumindest schlägt er so oder ähnlich vor.

Ein Alleinstellungsmerkmal wie Frau Holle

Und dann soll zeitgleich am besten Woche für Woche ein anderes Hattinger Alleinstellungsmerkmal zum Tragen kommen, nämlich Hattingen, die Hauptstadt des Aphorismus. Wlado Bulant: „Auch das muss den Hattingern immer wieder gesagt werden, auch wenn Aphorismen von Nicht-Bürgern der Stadt immer häufiger mit Aphorismen in Verbindung gebracht. Daher soll an der Skulptur eine Tafel angebracht werden. Hier wird jede Woche ein neuer Aphorismus die Menschen zum Nachdenken anregen.“
Dr. Jürgen Wilbert, Vorsitzender des Fördervereins Deutsches Aphorismus-Archiv (DAphA) Hattingen: „Mir ist jede Gelegenheit willkommen, diese kürzeste aller Prosa-Gattungen bekannter zu machen. Daher würde ich dieses Vorhaben unterstützen. Da ich als langjähriger Fachbereichsleiter Weiterbildung und Kultur in Hattingen aber die Verwaltung kenne, sehe ich schwarz für die Umsetzung.“
Ähnlich sieht es auch der Geschäftsführer von Hattingen Marketing, Georg Hartmann: „Unsere Altstadt ist als touristisches Ziel an sich sicherlich eine fest Größe über das Ruhrgebiet hinaus. Wenn sich neben ihr und Frau Holle, dem Weihnachtsmarkt oder Altstadtfest etwas wWeiteres ergebe, wäre das sicherlich gut für die Stadt, für die Kaufleute, für die Gastronomie. Allerdings bezweifele ich, dass eine Umsetzung so problemlos vonstatten geht, wie Herr Bulant das glaubt – selbst wenn die von ihm angesprochenen Sponsoren für die Kosten des Umzugs zu finden sein sollten. Und die Stadt hat kein Geld für eine solche Aktion.“
Auf STADTSPIEGEL-Nachfrage ließen die Verantwortlichen der Stadt über die Pressestelle antworten: „Die Stadtverwaltung sieht keine Notwendigkeit, die Skulptur umzusetzen und hält den bisherigen Ort für geeignet und gut.“
Jetzt hofft Wlado Bulant auf Unterstützung für seine Idee aus der Bürgerschaft. Vielleicht ließe sie sich ja auf öffentlichen „Druck“ doch noch umsetzen. Und er ist gespannt, ob sich auch Lokalkompass-User dazu äußern...

Hier könnte sich Wlado Bulant "Erwartung" eher weil passender vorstellen. Auch ein Konzept zur Einbindung in die Tourismus-Förderung hat sich der engagierte Kunstfreund überlegt.  Fotomontage: Strzysz
Der Hattinger Künstler und Kunstliebhaber Wlado Bulant kann nicht verstehen, warum die Skulptur „Erwartung“ des renommierten Künstlers Heinrich Brockmeier ein für ihn trauriges Dasein weil unbeachtet in der Oberen Heggerstraße fristen muss. Er sähe das Kunstwerk lieber am Reschop-Carré-Platz. Foto: Strzysz
Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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