Ruhrrenaturierung: Planungen werden im Oktober eingereicht

Die Buhnen unterhalb der Isenburg. Werden sie in die Denkmalschutzliste eingetragen? Foto: Stadtspiegel-Archiv
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Die Serie „Rund ums Wasser“ haben wir mit der Ruhr begonnen und dabei aufgezeigt: Ohne Wasser kein Leben. Ohne die Ruhr hätten sich die Menschen hier in Hattingen nicht angesiedelt. Mit der Frage nach der Zukunft des Flusses in Hattingen wollen wir die Serie beschließen. Heiß diskutiert wird die geplante naturnahe Entwicklung der Ruhr und ihrer Aue.

Während sich die Wasserqualität der Ruhr in den letzten Jahren deutlich verbessert hat, lässt nach wissenschaftlichen Untersuchungen die Lebensraumqualität des Flusses immer noch zu wünschen übrig. Deshalb plant die Bezirksregierung Düsseldorf, die Ruhr naturnah zu renaturieren, gehen die Experten doch davon aus, dass vor allem durch die Schiffbarmachung des Flusses und die damit verbundenen Buhnen und Längsbauwerke der Fluss aufgrund seines aufgezwängten Bettes den Tieren und Pflanzen nicht den notwendigen Lebensraum bietet. Fluss und Aue sollen wieder eine Einheit bilden. Das Projektgebiet „Ruhraue Hattingen Winz“ findet dabei in weiten Teilen in einem bestehenden Naturschutzgebiet statt. Die Bezirksregierung erklärt dazu, bisher habe man sich auf die Lebewesen an Land konzentriert. Jetzt sei es an der Zeit, sich mit dem Fluss zu beschäftigen. Untersuchungen zu Fischen und Wasserpflanzen haben gezeigt, dass nur an wenigen Stellen das ökologische Potenzial voll ausgeschöpft wird. Hier will die Bezirksregierung in Düsseldorf gemeinsam mit der Bezirksregierung in Arnsberg handeln.
Seit 2000 gibt es eine Europäische Wasserrahmenrichtlinie, die vorgibt, dass alle berichtspflichtigen Gewässer (also auch die Ruhr) bis 2027 ein gutes ökologisches Potenzial erreichen müssen. Die Planungen an der Ruhr beziehen sich natürlich nicht nur auf Hattingen, sondern auf viele Stellen entlang des Flusses. Die alten Buhnen sollen dabei teilweise erhalten, teilweise verändert werden, einige von ihnen sollen aber auch abgebaut werden. „Verbunden ist der einseitige und abschnittsweise Rückbau der Uferbefestigungen mit einer Aufweitung des Gewässerbettes bis an die Grenze des historischen Ruhrbettes heran sowie einer initialen Gestaltung von Flutrinnen. Ältere Bäume, die maßgeblich das Landschaftsbild prägen und wertvolle Lebensräume darstellen, werden wir so weit wie möglich auf Inselrücken erhalten. Das Gewässerbett der Ruhr möchten wir abschnittsweise anheben, um die angestrebte Vielfalt an Strömungs- und Substratverhältnissen zu erreichen“, erklärt die Bezirksregierung. Teilweise soll das Flussbett bis auf neunzig Meter verbreitert werden.
Doch nicht alle sind sich einig über den Sinn der Maßnahme. Naturführer Martin Maschka vom Artenschutz Ruhrgebiet e.V. erklärt: „Vier Jahre habe ich im Naturschutzgebiet Hattingen- Winz gearbeitet und das Gelände an der Ruhr kartiert und untersucht. Ich kenne jedes Tier und jede Pflanze. Grundsätzlich bin ich immer für eine Renaturierung, aber bitte an Stellen, die es nötiger haben als die Hattinger Ruhrschleife. Hier leben zahlreiche Tier- und Pflanzenarten seit über 200 Jahren und haben sich diese Buhnen als Lebensraum zurück erobert.“ Prinzipiell gegen eine Renaturierung ist er aber nicht.

Gute Wasserqualität, aber Flora und Fauna müssen besser werden

Vor allem die Entfernung der Buhnen hatte bereits 2014 für große Aufregung in Hattingen und die Gründung eines Initiativkreises zur Erhaltung des Ruhrbogens geführt. Nach ersten Plänen, viel Schriftwechsel und Anhörungen der Bürger gab es im Sommer 2015 auch einen ersten Kompromiss. William Wolfgramm von der Bezirksregierung erklärte, man sei in Düsseldorf überrascht gewesen über die Gegenwehr der Hattinger, die mit den Buhnen einen hohen emotionalen Wert verbinden würden.
So sollen diese Zeugen der Geschichte und der Schiffbarmachung der Ruhr zwischen Dahlhauser Mühle und Hattinger Wehr zu einem Drittel erhalten bleiben. Ein weiteres Drittel soll in Zukunft auch hinterfahren werden können, zum Beispiel am Ruhrbogen, worauf sich viele Proteste bezogen. Ein Drittel der Buhnen soll aber endgültig weichen. Dabei müssen bei den Planungen die konkurrierende Nutzung der Ruhr als Freizeitraum und als Naturschutzgebiet berücksichtigt werden.
Auch der Denkmalschutz bleibt nicht außen vor. Der Initiativkreis zur Erhaltung des Ruhrbogens und ihr Sprecher Gerd Walther hatten für die Buhnen schon 2014 Denkmalschutz beantragt, weil sie kulturhistorische Zeugnisse seien. Hier setzt man sich nach wie vor für den kompletten Erhalt der Buhnen ein und wartet auf eine entsprechende Entscheidung. Die ist aber, nach aktuellen Rückfragen bei der Bezirksregierung in Düsseldorf, noch nicht gefallen. In die Denkmalliste NRW sind die Buhnen jedenfalls immer noch nicht eingetragen.

Im Oktober werden die Unterlagen eingereicht

Für die Renaturierung der Ruhr spricht sich auch der NABU Hattingen aus. Schon zeitig wurde den Fraktionen im Stadtrat ein Schreiben vorgelegt, in dem die Sinnhaftigkeit des Projektes beschrieben wurde.
Im Oktober sollen die Planungsunterlagen bei der Bezirksregierung in Arnsberg eingereicht werden. Das erklärt Christian Brämswig von der Bezirsregierung in Düsseldorf. „Eine konkrete Aussage zu den Projektkosten kann zur Zeit noch nicht erfolgen, da die Qualität der zu bewegenden Bodenmassen noch untersucht werden muss. Je nach Ergebnis der Untersuchungen kann das vorhandene Bodenmaterial zur Gestaltung genutzt werden, was zu erheblichen Kosteneinsparungen führen wird“, so Brämswig. Wann konkret die Baumaßnahmen starten können, ist noch offeb. Aber: „Die Baumaßnahmen können aus ökologischen und naturrechtlichen Randbedingungen nur im Winterhalbjahr durchgeführt werden. Die Baumaßnahme wird in zwei bis drei Winterperioden abgeschlossen sein.“

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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