6. Symposium- Lunge - Reflektorische Atemtherapie

6. Symposium Lunge am Samstag, den 12. Oktober 2013 in Hattingen
  • 6. Symposium Lunge am Samstag, den 12. Oktober 2013 in Hattingen
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Die Wurzeln der Reflektorischen Atemtherapie liegen im ganzheitlichen Behandlungskonzept, das Dr. med. Johannes Ludwig Schmitt in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts als niedergelassener Arzt in München entwickelt hat. Atmung, Haltung, Bewegung und Ernährung sind Dr. Schmitt zufolge Vorgänge, die zueinander gehören, einander bedingen - Körper und Seele bilden eine untrennbare Einheit.

Mit dem Begriff „Psychosomatik“ wird heute aufgezeigt, dass seelisch-geistige Störungen sich körperlich zeigen und manifestieren können. All diese Erkenntnisse werden in der Technik der Reflektorischen Atemtherapie umgesetzt. Insofern behandelt man damit immer die gesamte Person, d. h. den Menschen in der Einheit von Körper und Seele, und spricht von einer ganzheitlichen Therapie.

Dr. Schmitt legte in seiner Arbeit großen Wert auf die Kräftigung des Zwerchfells (Diaphragma) und die optimale Beweglichkeit der knöchernen Strukturen. Das Zwerchfell als Hauptatemmuskel hat die Funktion, bei der Einatmung die Lunge zu entfalten, so dass Luft in die Lunge eintritt und der Gasaustausch stattfinden kann. Während dieser Aktivität wird das venöse, abdominale Blut aus dem Bauchraum in den Thorax gesaugt. Die Ausatmung erfolgt passiv. Die gedehnten elastischen Gewebe der Lunge schnellen wieder in die Ausgangsstellung zurück. Das Zwerchfell entspannt sich langsam. So entweicht die Luft langsam aus der Lunge. Dieser Vorgang kann durch den aktiven Einsatz der Atempumpe während der Exspiration (Ausatmung) verstärkt werden. Die Atempumpe umfasst die Atemmuskulatur, d. h. das Zwerchfell (Diaphragma) und die Intercostalmuskulatur (Zwischenrippenmuskeln), die Atemhilfsmuskulatur, die Skelettanteile (knöchernen Strukturen) des Brustkorbs und das dazugehörige Nervensystem.

Ziele der Reflektorischen Atemtherapie
Das wichtigste und erste Ziel der Reflektorischen Atemtherapie liegt darin, das Zwerchfell in seiner Funktion zu unterstützen und anzuregen, um so die physiologische Atembewegung zu stimulieren. Dahinter steckt die Erfahrung, dass viele Menschen mit Erkrankungen von Lunge und Atemwegen effektive Unterstützung erfahren, wenn der Atemablauf möglichst störungsfrei verlaufen kann und die anatomischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden.

Die Reflektorische Atemtherapie als ganzheitliche Therapie umfasst jedoch weit mehr Ziele. So werden – neben dem Zwerchfell - die genannten Strukturen der Atempumpe als funktionelle Einheit mobilisiert, aktiviert und weitestgehend reguliert. Des Weiteren nimmt die Therapie Einfluss auf die Regulation des Herz-/Kreislaufsystems, des vegetativen Nervensystems, des Immunsystems und der Gelenkstrukturen. Über die Haut und das Bindegewebe, die über Reflexzonen mit den Organen verbunden sind, nimmt die Therapie Einfluss auf andere Organsysteme, z.B. Leber und Galle, Magen und Darm.

Die Reflektorische Atemtherapie nutzt das „System Atmung“ außerdem zur Regulierung der psychophysischen Zusammenhänge. Bereits während der Therapie erlebt und erfährt der Patient durch die vom Therapeuten am ganzen Körper gesetzten Reize Veränderungen des körperlichen Befindens und der Atmung. Der Patient nimmt seinen Körper und die Atmung bewusster und differenzierter wahr. Das bedeutet, dass mit der Therapie auch körperpsychotherapeutisch gearbeitet werden kann oder im Rahmen der Körperarbeit im passiv-aktiven Erleben des eigenen Körpers die Körperwahrnehmung geschult wird. Die Reflektorische Atemtherapie arbeitet also auch mit der Reaktion des Körpers auf gesetzte Reize.

Inhalte der Therapie
Die Reflektorische Atemtherapie setzt sich aus drei Behandlungsmaßnahmen zusammen.

die Wärmeanwendung „Heiße Kompressen/auch heiße Rolle genannt
die manuellen Techniken
die Atemgymnastik oder therapeutischen Körperstellungen

Im Rahmen der Therapie werden die angewandten Techniken immer direkt auf der Haut und den darunterliegenden Strukturen vorgenommen. Der Patient ist also während der Behandlung bis auf die Unterhose entkleidet.

Die Ausgangsstellungen während der Behandlung richten sich nach der Art der Erkrankung und den Möglichkeiten des Patienten, bestimmte Körperstellungen einzunehmen. So kann in Bauch-, Rücken-, Seitenlage oder im Sitz therapiert werden. Die Lagerung wird an die Erfordernisse individuell angepasst, so dass der Patient Gewicht abgeben und sich entspannen kann.

Mit den „Heißen Kompressen“ beginnt in der Regel die Behandlung. Der Therapeut nutzt sie, um den Patienten zu entspannen und gleichzeitig das Gewebe durch die Wärme auf die manuellen Techniken vorzubereiten. Außerdem werden parallel zur Wärme noch Dehnungen und Lösungsgriffe gesetzt. Mittels der „Heißen Kompressen“ wird ein Atemreiz gesetzt, der sich auf die Atembewegung auswirkt, Durchblutung und Stoffwechsel werden angeregt und durch die Wärme die muskuläre Spannung des Rumpfes reguliert. Bei Patienten mit starker Sekretbildung kann durch die feuchte Wärme das Sekret in den Lungen gelöst werden.

Mit den manuellen Techniken werden die Strukturen des gesamten Körpers beeinflusst. Mit der spezifischen Art des Anfassens löst der Therapeut Strukturen, setzt Reize auf der Haut und dem Bindegewebe, mobilisiert gelenkige Verbindungen, dehnt Muskulatur quer und längs und löst Weichteil-Komponenten des Bindegewebes (Faszien). Dem Therapeuten stehen eine Vielzahl von Grifftechniken zur Verfügung, daher ist es ihm während der Therapie möglich, aktivierend bis beruhigend zu wirken, wobei eine Reizstärke von Streichungen bis hin zu Schmerzempfindungen möglich ist. Während der Behandlung wird der Patient nur in Ausnahmefällen zum bewussten Ein- oder/und Ausatmen aufgefordert.

Nun schließen sich - wenn es hilfreich und möglich ist - die Atemgymnastik bzw. die therapeutischen Körperstellungen an. Bei den aus dem Yoga stammenden Stellungen oder Übungen geht es um die reflektorische Nachatmung. Sie fördern den komplexen Atemablauf, dehnen, kräftigen, fordern und fördern die Ausdauer und das Gleichgewicht.

Anwendungsgebiete der Reflektorischen Atemtherapie
Aufgrund der Vielfältigkeit und des ganzheitlichen Konzepts kann die Reflektorische Atemtherapie bei allen Störungen der Atmung eingesetzt werden. Sie wird bei allen obstruktiven Ventilationsstörungen, wie dem Asthma bronchiale, der COPD (chronisch-obstruktiver Bronchitis mit oder ohne Lungenemphysem) und der Mukoviszidose (Zystischen Fibrose) angewandt. Restriktive Ventilationsstörungen (besonders bei verminderter Thoraxdehnbarkeit, wie z.B. bei Trichterbrust, Pleuraverschwartungen, Lungenfibrose und starken Muskelverspannungen) können ebenfalls damit behandelt werden. Auch eine Behandlung vor oder nach Transplantationen, nach Lungenoperationen, bei Pneumonien oder beim Roemheld-Symptomenkomplex mit Zwerchfellhochstand bietet sich an. Aufgrund des bei der Reflektorischen Atemtherapie eingesetzten ganzheitlichen Konzeptes findet die Therapie auch den Zugang zu den Patienten mit psychischen Störungen, wie z B. leichten depressiven und neurotischen Formen und dient als Zusatz zur Psychotherapie und Körperpsychotherapie. In der Regel wird die Reflektorische Atemtherapie einmal wöchentlich angewandt. Eine Kombination mit anderen Therapien ist daher empfehlens- und wünschenswert.

Quelle: Vortrag von Margarete Rys aus Wendelstein, Lehrtherapeutin im Verein für Reflektorische Atemtherapie e.V. in Berlin, auf dem 6. Symposium Lunge am Samstag, den 12. Oktober 2013 in Hattingen.

Alle weiteren Informationen

Video Symposium Lunge 2012

Anfragen bezüglich des Symposiums richten Sie bitte an:
Organisationsbüro Symposium-Lunge
Jens Lingemann
symposium-org@copd-deutschland.de
Telefon: 02324 - 999 959

Autor:

Jens Lingemann aus Hattingen

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