Hattingen/Bochum: Fahrversuch beendet - Pontonbrücke wird für Kraftfahrzeuge gesperrt

Die Pontonbrücke in Dahlhausen, 07.02.2018. Foto: Lutz Leitmann / Stadt Bochum
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Da sich offenbar viele nicht an Verkehrsregeln halten, wird die Pontonbrücke in Dahlhausen, die Bochum und Hattingen verbindet, gesperrt. Der Fahrversuch an der Pontonbrücke ist gescheitert. Bereits ab dem heutigen Freitagmorgen (16.2.) um 7 Uhr muss die Brücke für Kraftfahrzeuge aller Art gesperrt werden. Nur Fußgänger und Radfahrer dürfen die Pontonbrücke dann passieren

Seit dem 18. Oktober 2017 läuft der Fahrversuch mit der geänderten Verkehrsführung an der Pontonbrücke (Schwimmbrücke) in Bochum-Dahlhausen. Ein von der Stadt Bochum beauftragtes Ingenieurbüro (spezialisiert auf Mobilitätsplanung und Verkehrstechnik) hat den Versuch begleitet und ausgewertet.
Die Stadt Bochum hatte mit den Nachbarkommunen Hattingen und Essen sowie unter Beteiligung des Ennepe-Ruhr-Kreises die Schwimmbrücke wieder versuchsweise geöffnet und in diesem Zuge eine Verkehrsführung eingerichtet, die verhindern soll, dass LKW die Brücke befahren können.
Das Ergebnis lässt leider kein anderes Ergebnis zu, als die Brücke für den KFZ-Verkehr zu schließen. Im Einzelnen hat der Sachverständige des beauftragten Ingenieurbüros die folgenden sicherheitsrelevanten Probleme aufgeführt:
Durchschnittlich fahren täglich (!) 27 Autofahrer – insbesondere von Linden kommend – über Rot! Die Anzahl der Verstöße liegt somit nach Auskunft der Straßenverkehrsbehörde um den Faktor 100 über der durchschnittlichen Anzahl von Rotlichtverstößen bei Ampeln mit Rotlichtüberwachung im übrigen Bochumer Stadtgebiet.
Täglich fahren elf Kraftfahrzeuge – von Dahlhausen kommend - in die Einbahnstraße und dann ohne eigene Signalisierung über die Brücke.
Große Transporter zwischen 3,5 Tonnen und 7,5 Tonnen fahren zunehmend verbotswidrig über die Brücke. Diese benötigen aufgrund der Enge eine deutlich größere Fahrtzeit über die Brücke. Die Schutzzeiten der Ampelanlage sind in diesem Fall nicht mehr ausreichend.
Die Quote der Rotlichtmissachtung von Radfahrern lag immer über 50 Prozent, an einem Tag sogar bei 100 Prozent.
Die Radfahrer des Ruhrtalweges auf der Hattinger Seite haben derzeit keine eigene Signalisierung. Wollen diese die Brücke queren, so fahren sie ohne Signal auf die Brücke und könnten somit in den Gegenverkehr geraten.
Bei Ausfall der Signalisierung (dies war zum Beispiel beim Sturm Friederike am 18. Januar 2018 der Fall) müsste die Brücke sofort geschlossen werden. Da es aufgrund der Brückenwölbung keine ausreichende Sichtbeziehung bis zur anderen Seite gibt, kann keine Vorrangregelung mit Verkehrszeichen eingerichtet werden.
Auf dieses deutliche Fehlverhalten im Rahmen des Versuchs hat die Tiefbauverwaltung der Stadt Bochum bereits Mitte November 2017 mit einer Pressemitteilung hingewiesen, jedoch hat sich bislang nichts geändert.
Aus den genannten Gründen müssen die Mitarbeiter der Tiefbauverwaltung, der Straßenverkehrsbehörde und der Polizei Bochum, die die Sicherheit des Verkehrs vor Ort zu verantworten haben, in Abstimmung mit dem beauftragten Ingenieurbüro leider den Fahrversuch beenden und die Brücke ab sofort für Kraftfahrzeuge schließen. Radfahrer und Fußgänger können die Brücke weiterhin ohne Einschränkungen nutzen.
Es sind in den vergangenen Monaten geschätzt mehr als 750 Arbeitsstunden der verschiedenen Bochumer Stadtämter und viel persönliche Initiative und Engagement in das Projekt geflossen. Hinzu kommen noch die Stunden anderer Behörden und der Nachbarstädte wie Hattingen. Die Sachkosten betrugen rund 150.000 Euro für die Auswertung der Lösungsvorschläge der Bürger, die Planung sowie die Durchführung und Analyse des Fahrversuchs durch ein hiermit beauftragtes Ingenieurbüro. Diese intensiven Bemühungen, eine gute und vor allem verkehrssichere Lösung zu finden, scheiterten jedoch letztendlich leider daran, dass nicht alle Verkehrsteilnehmer die Regeln akzeptierten.
„Das Ergebnis hat mich sehr überrascht“, so der Hattinger Bürgermeister Dirk Glaser, „ich bin davon ausgegangen, dass wir auf einem guten Weg sind und endlich eine Lösung gefunden haben. Wir haben als Stadt Hattingen, vor allem mit dem Ortsteil Niederwenigern, großes Interesse an dieser Verbindung. Allerdings geht selbstverständlich die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer vor. Ich bin entsetzt und enttäuscht, nachdem ich erfahren habe, dass so viele Autofahrer und LKW-Fahrer die Verkehrsregeln massiv missachten: Rote Ampeln und Einbahnstraßenregelungen ignorieren und trotz LKW- Verbot mit großem Rangieraufwand die Hindernisse überwinden und die Brücke queren – das ist haarsträubend und gefährlich!“
Direkt nach seinem Amtsantritt in 2015 war die Pontonbrücke Gesprächsthema zwischen Thomas Kufen, Thomas Eiskirch, Landrat Olaf Schade und Dirk Glaser. „Insbesondere die Bochumer haben viel Aufwand in Lösungen gesteckt.Trotz des aktuellen Rückschlages, werden wir weiter versuchen an einer zukunftsfähigen Lösung zu arbeiten“, so Bürgermeister Glaser.

Wichtige Info

  • Nach Schließung der Brücke für motorisierte Kraftfahrzeuge wird die für den Versuch eingerichtete Verkehrsführung von Montag bis Mittwoch, 19. bis 21. Februar, zurück gebaut. 
  • Für die Arbeiten wird die Lewackerstraße an diesen Tagen im Bereich der Brücke für Fahrzeuge voll gesperrt. Radfahrer, Fußgänger und Anlieger sind von dieser Sperrung nicht betroffen. 
  • Voraussichtlich am Mittwochnachmittag steht die Lewackerstraße wieder allen Verkehrsteilnehmern zur Verfügung. 
  • Die für den Verkehrsversuch eingerichtete Einbahnstraßenreglung gilt ab diesem Zeitpunkt nicht mehr und wird ebenfalls aufgehoben. 
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Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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