Sich beim Falten voll entfalten

Modular zusammengesetzter Kranz - meditative Fleißarbeit! (Foto: T. Richter-Arnoldi)
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Dass Zitronenfalter keine Zitronen falten, ist klar. Doch als Falter werden nicht nur Schmetterlinge bezeichnet – auch eine bestimmte Gruppe von Menschen nennt sich so, und zwar, weil sie wirklich falten, und das mit Leidenschaft. Die Rede ist von den Anhängern des Origami.

Der Begriff „Origami“ stammt aus dem Japanischen, wo er einfach „Papier falten“ bedeutet, und hat schon eine sehr lange Tradition. Hierzulande denkt man vermutlich als erstes an die bunten Sterne, die in der Adventszeit die Fenster schmücken, oder an die Kraniche, die seit 60 Jahren überall auf der Welt als Friedenssymbol gefaltet werden. Doch das ist nur ein sehr kleiner Ausschnitt aus der Kunst des Papierfaltens.
Heike Schröder, vielen Welperanern vom Paul-Gerhardt-Haus bekannt, wo sie als Kirchenmusikerin und im Gemeindebüro tätig ist, kennt sich auch beim Origami sehr gut aus. In ihrem Haus stößt man auf Schritt und Tritt auf ihre Erzeugnisse und kann sich von der Vielfältigkeit dieses Hobbys überzeugen. Schon als Kind hat Heike gerne mit Papier gebastelt und z.B. Karten hergestellt. Bei einem Besuch der „CREATIVA“ zog ein Stand des Vereins Origami Deutschland sie an, wo sie sofort „Blut leckte“. Sie trat dem Verein bei und besucht seitdem Treffen in verschiedenen deutschen Städten, bei denen auch bekannte Koryphäen neue Idee vorstellen, aber vor allem viel ausprobiert wird. Nicht selten kommen bei solchen Treffen 250 und mehr „Falter“ zusammen.
Origami-Vereine gibt es jedoch nicht nur in Deutschland. Das Hobby hat weltweit Freunde. Heike Schröder ist im Laufe der Jahre auch dem niederländischen und dem englischen Verein beigetreten und zu deren Treffen eingeladen worden. Ihre Erfahrung: Obwohl es im Grunde immer um das Gleiche geht, haben die Treffen dort einen ganz unterschiedlichen Charakter, doch nett ist es überall. Darüber hinaus finden Origami-Freunde natürlich auch im Internet zueinander und pflegen ihre Freundschaft über Facebook und andere soziale Netzwerke. Es ist eben ein internationales Hobby.
Zum Teil ist damit vielleicht schon erklärt, was den Reiz des Origami ausmacht. Die Hauptsache aber ist natürlich das Falten selbst. Anregungen und Ideen hierfür findet Heike Schröder nicht nur bei den Treffen oder im Internet, sondern auch im Alltag. Das reicht von Schachteln und Papierblumen über dekorative Wandbilder und Lampenschirme bis hin zu komplexen Figuren, die sie besonders herausfordern. Es gibt Miniaturen, die aus einem nur 1,5x1,5 cm kleinen Bogen gefaltet werden (siehe drittes Foto), und hochkomplexe Figuren, für die man bis zu 70x70 cm großes Papier benötigt (zweites Foto).
Besonders stolz ist Heike Schröder auf einen knapp 20 cm großen Zwerg. Für Nicht-Eingeweihte ist es kaum vorstellbar, dass dieser drollige Kerl mit seinem urigen Gesicht und den feingliedrigen Fingern aus einem einzigen Bogen Papier gefaltet und ohne jeden Schnitt entstanden sein soll. Doch die Grundregel beim Origami ist: Kein Kleber, keine Schere. Meistens werden die Objekte aus einem einzelnen, meist quadratischen Papierbogen gefaltet, oder sie werden modular gestaltet, also aus mehreren gleichartig gefalteten Teilen zusammengesteckt (erstes Foto). Das kann mitunter ähnlich meditativ sein wie Stricken oder Puzzeln, während andere Figuren sehr viel Konzentration erfordern.
Oft stellt ein Modell auch besondere Anforderungen an das Papier und sein Design. Vor etwa 3 Jahren fand Heike Schröder einmal kein Papier, das ihren Vorstellungen entsprach, entwarf selber eines und ließ es drucken. Da sich bald auch andere für dieses Papier interessierten, blieb es nicht bei diesem einen Entwurf, und so vertreibt sie heute über einen kleinen Online-Shop eigene Papiere und auch einige von anderen Herstellern, sowie diverses Zubehör. Daneben leitet sie auf Anfrage Workshops und Kurse, um ihre Begeisterung für das Falten weiterzugeben. Denn auch wenn es zunächst widersprüchlich klingt: Beim Papierfalten kann man sich so richtig entfalten!

(Artikel zuerst veröffentlicht in der "Stimme aus Welper", Febr. 2016)

Autor:

Torsten Richter-Arnoldi aus Hattingen

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