Lisa Bieber meldet sich aus Rio: Der Sport und die Massen

Das Bild zeigt die Hattingerin Lisa Bieber (rechts) und ihre Freundin Sarah aus Kanada bei der Leichtathletik, kurz vor dem 100m Finale der Frauen.   Foto: privat
  • Das Bild zeigt die Hattingerin Lisa Bieber (rechts) und ihre Freundin Sarah aus Kanada bei der Leichtathletik, kurz vor dem 100m Finale der Frauen. Foto: privat
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Auch heute meldet sich die Hattingerin Lisa Bieber wieder von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro, wo sie als freiwillige Helferin dabei ist. Hier ist ihr Bereicht:

Die olympischen Spiele haben die Halbzeit erreicht, aber Zeit zum Verschnaufen gibt es kaum.
Die Schwimmer haben sich großartige Wettkämpfe im Aquatic Center geliefert. Leider fiel die deutsche Bilanz auch diesmal wieder unbefriedigend aus und der Tiefpunkt ist nicht mehr schön zu reden. Durch meine eigene Arbeit als Schwimmtrainerin für Kinder weiß ich, wieviel Quälerei ein Schwimmer ertragen muss, um überhaupt nationales Niveau zu erlangen und wieviel Aufopferung dieser Sport jedem abverlangt. Jetzt muss hier ein radikaler Umbruch stattfinden, damit es wieder Lichtblicke geben kann.
Jeder, der mich und meine Familie kennt, weiß wie handballverrückt wir alle sind und somit ist die Handballarena eine meiner Hauptanlaufstellen hier in Rio. Die zahlreichen deutschen Fans schreien die Spieler immer weiter voran und müssen damit die brasilianischen Buh-Rufe übertönen, die konsequent jedes Spiel aufkommen. Anscheinend ist die legendäre Halbfinalniederlage von 2014 immer noch nicht wirklich verdaut.
Aber diese Rufe ziehen sich leider durch die kompletten Spiele und haben schon Konsequenzen nach sich gezogen: Vor und während den Spielen bzw. Wettkämpfen wird auf den Bildschirmen angezeigt, dass jeder Sportler fair behandelt werden muss und dass bitte nicht während den Spielen aufgestanden wird.
Jedem Zuschauer vor dem Bildschirm werden die leeren Ränge wohl schon aufgefallen sein. Die einheimischen Zuschauer schauen gerne die Topstars (die US-Basketballer, Rafael Nadal und Usain Bolt etc.) und ihre eigenen Sportler, aber leider nicht gerne großartigen Sport an sich. Wunderbar hochklassige Wettkämpfe ohne brasilianische Beteiligung finden oft unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Und dabei habe ich festgestellt, dass den olympischen Zauber gerade ausmacht, die Sportarten zu besuchen und zu feiern, die ansonsten gerne untergehen.
Tischtennis, Hockey und Judo sind begeisternde Sportarten, die mich vollkommen mitgerissen haben. Sie müssten viel mehr in den Medien auftauchen, aber anscheinend ist die 5. Liga im Fußball in Deutschland leider wichtiger. Auch hier ist meiner Meinung nach ein Umdenken unbedingt erforderlich, aber die Zukunft wird zeigen, ob die Bevölkerung dafür bereit ist.
In den nächsten Tagen habe ich auch Karten für das deutsche Fußball-Viertelfinale – denkste: Das öffentliche deutsche Fernsehen verändert die Spielpläne, wie man es gerne hätte. Somit findet das Spiel jetzt nicht mehr um 20.30 Uhr Ortszeit statt – nein, jetzt ist es 13 Uhr.
Ist leider nicht das erste Mal, was für die deutschen Fans mehr als ärgerlich ist und das Unterstützen fast unmöglich macht. Ich werde trotzdem alles geben, um das Spiel sehen zu können, denn aufgeben ist natürlich nicht drin!
Ich hoffe, diese Woche noch soviel Neues aufsaugen zu können, wie es nur geht. Und natürlich versuche ich alles zu besuchen, was möglich ist.

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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