Gewalt im Stadion, die muss nicht sein!

Seit 40 Jahren ist Walter Wasmuth Schiedsrichter Obmann in Hattingen. Früher war er selbst in der ersten und zweiten Liga aktiv dabei. Er plädiert dafür, den sportlichen Gedanken wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken.  Foto: Römer
  • Seit 40 Jahren ist Walter Wasmuth Schiedsrichter Obmann in Hattingen. Früher war er selbst in der ersten und zweiten Liga aktiv dabei. Er plädiert dafür, den sportlichen Gedanken wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Foto: Römer
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„Gewalt im Fußball, die gab es eigentlich immer schon.“ Das sagt einer, der es wissen sollte: Walter Wasmuth ist nicht nur seit 40 Jahren Schiedsrichter-Obmann in Hattingen, sondern er hat auch Bundesliga-Erfahrung. Ein Jahr stand er in der ersten Liga an der Linie, zehn Jahre in der zweiten. Bis zur Oberliga war er auf dem Platz der (damals noch) schwarze Mann mit der Pfeife.

Als ausgewiesener Kenner der Szene relativiert er seine Eingangsaussage daher auch: „Früher, da haben sich die Spieler auf dem Platz beharkt und sind anschließend gemeinsam in die Kneipe und haben beim Bier über das Spiel gesprochen. Dann war das erledigt. Heute setzen die sich ins Auto und fahren nach Hause – mit ihrem Frust.“
Walter Wasmuth findet nach wie vor, gesunde Härte sei in Ordnung: „Fouls hat es immer schon gegeben. Doch niemand darf vom Betreuerstab zum Foulspielen direkt aufgefordert werden. Auch der Schiedsrichter muss tabu bleiben.“
Allein vor drei Spieltagen habe es im hiesigen Fußballkreis Bochum drei Spielabbrüche wegen Ausschreitungen gegeben – in der B-Jugend sowie in den Kreisligen A und C. Das findet er mehr als bedenklich und sagt: „Gegen die Gewalt, da sind die Vereine gefordert. Bei seinen Spielern hat in dieser Hinsicht der Trainer eine große Verantwortung. Und was die Zuschauer anbelangt, da müssen die Vereine geeignete Platzordner stellen. Die dürfen natürlich nicht, wie ich es schon erlebt habe, an der Ecke mit der Bierflasche in der Hand stehen. Die müssen für die Zuschauer und den Schiedsrichter durch eine Weste klar kenntlich gemacht werden. Und wenn Rabauken das Spiel stören, dann müssen die eingreifen. Es darf nicht sein, dass der Schiedsrichter und gegnerische Spieler regelrecht angegriffen werden. Ich möchte nicht wieder, wie es selbst bei uns in Hattingen schon einmal passiert ist, abends zu einem Schiedsrichter ins Krankenhaus müssen. Was sagt man dann dessen Familie?“
Für den erfahrenen Schiedsrichter, der bis in die Fußball-Oberliga selbst gepfiffen hat, fängt das Übel mit der Gewalt schon ganz früh an: „Das geht bereits bei den ganz Kleinen los. Da kommt es schon vor, dass Papas oder Opas einfach aufs Spielfeld rennen, wenn ihr Kind gefoult wird, und schlagen den foulenden Gegenspieler. Auch das hat es früher nicht gegeben, hat aber im Laufe der letzten Jahre zugenommen.“
Er ist überzeugt davon, dass sich eine gewaltbereite Spielweise auch auf die Zuschauer überträgt – und umgekehrt. . Das gelte auch für Aggressivität eines Trainers den Unparteiischen gegenüber – Jürgen Klopp lässt grüßen...
Bislang hat Walter Wasmuth noch recht wenig über den Schiedsrichter selbst gesagt. Aber jetzt: „Natürlich hat ein Schiedsrichter auch einmal einen schlechten Tag. Tatsachenentscheidungen heißt das. Aber er muss auf dem Platz für alle tabu bleiben, darf nicht angegangen werden – auch nicht verbal. Na klar, über einen dummen Spruch, da hört man schon mal weg. Aber manche Schiedsrichter oder Betreuer beschimpfen einen oftmals in allerübelster Weise. Manchmal muss sogar die Polizei einschreiten und der Schiedsrichter unter Polizeischutz gestellt werden. So etwas geht gar nicht.“
Ihn wundert es daher nicht, dass allein im letzten halben Jahr sieben Jung-Schiedsrichter ihre Pfeife an den Nagel gehängt hätten. Sie wollten die wöchentlichen Anfeindungen einfach nicht mehr über sich ergehen lassen.
„Das Problem fehlender Schiedsrichter wird sich zuerst in der Kreisliga C bemerkbar machen“, vermutet er. „Über kurz oder lang wird es in diesen Spielen keine Unparteiischen mehr geben. Da müssen sich die Teams untereinander selbst einigen.“
Zwar habe man in der letzten Zeit in Hattingen Glück in Sachen „Fußball und Gewalt“ gehabt. Damit das so bleibt, zieht Walther Wasmuth dieses Fazit: „Ein funktionierender Ordnungsdienst durch die Vereine ist das A und O bei der Gewaltprävention. Aber grundsätzlich muss es für mich keine Gewalt auf und neben den Fußballplätzen geben. Dazu muss nur ein jeder – Spieler, Verantwortlicher, Betreuer und Zuschauer – den sportlichen Gedanken ganz oben halten.“

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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