Frau aus kalter Ostsee gerettet

Mit dem Rettungskajak auf großer Fahrt: Rettungsschwimmer Michael Rückels testet das
neue Rettungsgerät. Mit einiger Übung klappt es auch mit dem Vorwärtspaddeln bei Seegang.
  • Mit dem Rettungskajak auf großer Fahrt: Rettungsschwimmer Michael Rückels testet das
    neue Rettungsgerät. Mit einiger Übung klappt es auch mit dem Vorwärtspaddeln bei Seegang.
  • hochgeladen von Michael May

Die Wetterlage war schön sommerlich – Lufttemperatur bei 20-22° C, ein rauher Wind aus Nord – Nord Ost mit Windstärken um 5 Beaufort, Wassertermperatur bei 16° C. Eine ältere Frau war in Not, der Heiligenhauser Rettungsschwimmer Torsten Groenewold war an ihrer Rettung beteiligt. Dazu aber später. ..

Auch 2018 war wieder soweit – in der Tradition der Vorjahre fuhr wieder eine Gruppe aus Heiligenhaus an die Ostseeküste nach Kühlungsborn in Mecklenburg-Vorpommern. Im jetzt schon 28. Einsatzjahr machten sich Torsten Groenewold, Michael Rückels und Michael May auf den Weg an den schönen Ostseestrand. „In der Vorsaison ist noch nicht so viel los und wir können einen ruhigen Wachdienst machen,“ so Michael Rückels, der desöfteren als Wachleiter in Kühlungsborn eingesetzt wurde. „Viele der Badegäste meinen, das wäre unser regulärer Job,“ so Rückels weiter. Dem ist aber nicht so. Die Badegäste sind dann überrascht, wenn man denen sagt, daß der Wachdienst ehrenamtlich ist und die Rettungsschwimmer einen Teil ihres Jahresurlaubs opfern. „Und die Überraschung ist dann noch größer, wenn man sagt, woher man kommt,“ so Michael Rückels, da viele Badegäste meinen, man wäre ortsansässig.

In diesem Jahr war’s dann wieder wie jedes Jahr – Sonnenschein, Luft hatte eine Temperatur zwischen 18° und 22°, nur die Ostsee war wieder wie jedes Jahr kalt und hatte bei ihrer Ankunft eine Temperatur von 14°C. Doch das sollte nicht verhindern, daß die Heiligenhauser Wachgänger wieder 352 Wachstunden im Einsatz waren. Insgesamt mußten dann 4 Wachstationen mit 7 Rettungsschwimmern belegt werden. Da führte dazu, daß die Heiligenhauser nicht zusammen auf einem Rettungsturm eingesetzt waren. Das Los traf dann Torsten Groenewold, der es sich mit einem Wachgänger aus Meissen auf dem Wachturm 2 zwischen Seebrücke und Yachthafen in Kühlungsborn-Ost gemütlich machen durfte. Michael May und Michael Rückels übernahmen die Wache 6 in Kühlungsborn-West.

Und nun wieder zur Einleitung. Es war sonniges Wetter, die Lufttemperaturen hatten die 24° C Marke überschritten, es herrschte ein starker Wind mit 5 Windstärken aus westlicher Richtung. Während es in Kühlungsborn-West eher beschaulich und ruhig am Strand abging, herrschte in Kühlungsborn-Ost schon reger, wenn nicht schon Hochbetrieb. Viele Jugendliche vergnügten sich am Strand auf den Volleyballfeldern, die Strandkörbe am Strand waren auch schon gut belegt. Etliche Badegäste waren zwischen den Buhnen im seichten Wasser, um sich abzukühlen. Einige wagten sich trotz starker Wellen doch weiter raus und schwammen in dem doch aufgewühlten Wasser.

Auf dem Turm 2 war Torsten Groenewold und beobachtete den Strand und das Wasser, während sein Rettungsschwimmerkollege aus Meissen im Wasser mit dem Rettungsbrett, das als Rettungsmittel auf jedem Wachturm ist, unterwegs war und am Strand auf und ab schwamm. Zum Glück war er mit dem Brett nahe der Hafenmole. Denn sowohl er als auch Torsten Groenewold beobachteten eine Frau, die durch die Strömung immer weiter gegen die Mole gedrückt wurde. Sie wirkte schon erschöpft. Also machte sich der Kollege mit dem Rettungsbrett auf den Weg in ihre Richtung. Eine Welle drückte ihn allerdings vom Brett, sodaß er sich mit Handzeichen bemerkbar machte und die Verstärkung in Persona von Torsten Groenewold sich von Turm 2 in Bewegung setzte. Bei der Schwimmerin angekommen, zogen beide die Frau in letzter Sekunde auf das Rettungsbrett, beide zogen sie samt Brett an Land. Unterstützung haben sie noch von einem Badegast erfahren, der ihnen zu Hilfe kam. So konnte die Dame entkräftet, aber unversehrt an Land gehievt werden. Ein Einsatz vom Rettungsdienst war nicht notwendig. Nach kurzer Zeit hat sie sich einigermaßen erholt. Sie hatte Angst,durch die Strömung noch weiter auf die riesigen Felsbrocken der Hafenmole getrieben zu werden und war dankbar, daß die Rettungsschwimmer ihr geholfen haben.

Der Rest der Wachzeit war aber ohne weitere Vorkommnisse. Lediglich einige Pflaster mussten ausgegeben werden. Nebengeschäfte hätten die Wachgänger auch noch tätigen können. Die Strandbesucher wollten ihre Kurtaxe bei den Rettungsschwimmern entrichten oder einen Strandkorb mieten. Doch eine kurze Info erklärte dem Gast dann, das auf dem Wachturm ausschließlich die Wasserrettung angeboten wird.

Und an den warmen Tagen wurde dann auch der Strand direkt voller, die Badegäste stürmten ihre Strandkörbe, oder bauten sich aus Strandmuschel, Sonnenschirm und Windschutz eine windgeschützte „Unterkunft“, möglichst nahe zur Wasserkante hin.

Personell hat sich die Wachmannschaft auch nicht verändert. Soviel Rettungsschwimmer nach einer Woche abfuhren, soviele kamen auch wieder an.
„Der Trend geht zum Einsatz für eine Woche,“ erklärt Rückels. Nur im Mai war mehr Personal für die Wasserrettung in Kühlungsborn anwesend. Bedingt durch die allgemeinen Pfingstferien bundesweit haben sich dieses Jahr früh mehr Rettungsschwimmer schon nach Kühlungsborn für einen kurzen Einsatz gemeldet. „Nur nach unserer Abreise ist dann eine Woche ein Loch.“ Denn dann beginnen in einzelnen Bundesländern langsam die Schulferien und die ersten Schüler stehen somit für die Wasserrettung zur Verfügung.

Und so werden auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Rettungsschwimmer an den Küsten von Nord- und Ostsee sowie im Binnenland über die Sicherheit am und im Wasser wachen. 2017 sind trotz der Präsenz von über 40 000 Helfern und Helferinnen im Wasserrettungsdienst 404 Menschen ertrunken, teilweise in Gewässern, die nicht unter der Aufsicht der DLRG Rettungsschwimmer standen.
Bei den Rettungseinsätzen haben < sich in 49 Fällen die Lebensretter selbst in Gefahr gebracht. In 756 Fällen konnten erfolgreiche Lebensrettungen durchgeführt werden. Daher der Appell der Wasserretter, möglichst nur in bewachten Gewässern schwimmen oder sich zumindest über Gefahren des betreffenden Gewässers zu informieren. Bei Interesse oder Fragen kann die Internetseite der DLRG Heiligenhaus besucht werden – www.heiligenhaus.dlrg.de. Oder eine E-Mail an info@heiligenhaus.dlrg.de. Die Heiligenhauser Lebensretter geben gerne Auskunft.

Autor:

Michael May aus Heiligenhaus

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