Welche Schule ist die Beste für unsere Kinder?

Eine weitere Stellungnahme der Schulleitung und des Lehrerrates der Gesamtschule Hemer zur aktuellen Hemeraner Schulentwicklung erreichte die Redaktion, die wir nachfolgend veröffentlichen:

"Die Schullandschaft in Hemer soll sich nach den Vorstellungen von CDU, FDP und UWG grundlegend verändern. Das Schulkonzept dieser drei Parteien sieht für die Gesamtschule Hemer einen sechszügigen Ausbau mit der Prämisse vor, „dass es zukünftig keine einzige Ablehnung von Hemeraner Kindern, die an die Gesamtschule gehen möchten, mehr geben darf“ (Dr. Michael Rübsam, Stadtspiegel 6235/5).Die verschiedenen Diskussionen und Gespräche, die mit unterschiedlichen Gruppierungen geführt wurden, haben deutlich gemacht, dass ein erheblicher Informationsbedarf besteht, was das pädagogische Konzept einer Gesamtschule betrifft.
Die Gesamtschule in Hemer zeichnet sich dadurch aus, dass sie vierzügig geführt wird, im Zeitrahmen des Ganztags abläuft und in allen Klassen die notwendige Heterogenität (1/3 Gymnasial-, 1/3 Real- und 1/3 Hauptschulempfehlungen) gewährleistet wird. Sie ermöglicht unter kooperativen Bedingungen eine intensive Wissensvermittlung mit Lernprozessen, die in einem erweiterten Zeitrahmen realisiert werden können. Nach erziehungs- und neurowissenschaftlichen Erkenntnissen ist das gemeinsame Lernen leistungsstarker und –schwächerer Schüler in einer Klasse nachhaltig leistungs- und sozialkompetenzfördernd.
Nur Heterogenität, die die traditionellen Schultypen zu gleichen Teilen abbildet, sichert nachhaltig den Lernerfolg, wie aktuelle Studien (z. B. Bertelsmann-Stiftung) untermauern.
Die Parteien planen mit der schrittweisen Auflösung der Hauptschule ab Schuljahr 2013/14 die Schülerinnen und Schüler mit Hauptschulempfehlung automatisch der Gesamtschule zuzuweisen. Dadurch „kippt“ das System und der Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler wird entscheidend gefährdet. Eine geplante sechszügige Gesamtschule wird zu einer anonymen Schulmaschine, in der insbesondere leistungsschwache Schüler „auf der Strecke bleiben“. Für lern- und leistungsschwache Schüler ist es notwendig, in übersichtlichen Strukturen mit kleinen und konstanten Klassenverbänden zu lernen (in Hauptschulen liegt die durchschnittliche Klassenstärke bei 18-22 Schülern, in der Gesamtschule bei 30 Schülern mit Lern- und Leistungsdifferenzierung ab Klasse 6 bzw. 7).
Schulleitung und Kollegium wünschen sich eine 4-zügige Gesamtschule, in der es auch künftig menschlich und lebendig zugeht.
Das von CDU, FDP und UWG entwickelte Schulkonzept sieht für das Schuljahr 2013/14 einen Schulgebäudetausch von Real- und Hauptschule vor. Letztere wird bis zum Schuljahr 2018/19 im Realschulgebäude abgewickelt. Wird die Gesamtschule mit dem Schuljahr 2013/14 erstmalig 6-zügig geführt (ca. 600 Schülerinnen und Schüler) so werden sich – unter Berücksichtigung der noch verbleibenden 400 Schülerinnen und Schüler der Hauptschule – Lernbedingungen und Raumproblematik erheblich verschärfen.
1000 Schülerinnen und Schüler von Gesamt- und Hauptschule benötigen neben ihren Klassenräumen, Fach- und Medienräume, Räume zur Fachleistungsdifferenzierung, für den Förder- und Profilunterricht, Räume für kleinere Lerngruppen, die, bedingt durch die Bildung von Inklusionsklassen, notwendig werden, Trainingsräume und ein Selbstlernzentrum mit Bibliothek zur individuellen Förderung.
Um in einem Ganztagsbetrieb die Mittagspause sinnvoll und nachhaltig gestalten zu können, werden Kreativ- und Sozialräume benötigt. Diese Räume wird es nicht geben können, weil mit Klassen- und Fachräumen bereits die vorhandenen Raumkapazitäten erschöpft sein werden.
Die Mittagsverpflegung in der Mensa kann schon zum jetzigen Zeitpunkt kaum gewährleistet werden, weil sie nur für 150 Schülerinnen und Schüler Platz bietet. Ab dem Schuljahr 2013/14 sind ca. 1000 Schüler über Mittag zu verpflegen. Eine Cafeteria gibt es nicht.
Ebenso wird der Sportunterricht bei der vorhandenen Hallenkapazität nicht lehrplankonform durchgeführt werden können. Aufgrund fehlender Räumlichkeiten müsste die Stundentafel erheblich gekürzt werden. Vor dem Hintergrund einer sich immer weniger bewegenden Bevölkerung sollte die sportliche Betätigung für alle Schülerinnen und Schüler erweitert und nicht gekürzt werden.
Die Raumsituation der Gesamtschule Hemer bleibt bei einer 6-Zügigkeit, auch wenn die Hauptschule ausgelaufen ist, unverändert problematisch. Diese Situation hat zwangsläufig zur Folge, dass die von Schulentwicklungsexperten auf den Weg gebrachte pädagogisch wertvolle Profilierung zu Nichte gemacht wird.
Nach Expertenexpertise passt in den gesamten Schulkomplex Parkstraße eine 4-zügige Schule mit zwei- bis dreizügiger Oberstufe, nicht aber eine 6-Zügige Gesamtschule.
Bürgervertreter und Eltern, die diese Gesamtschule ins Leben gerufen haben, tragen Verantwortung für eine erfolgreiche und zukunftsweisende Entwicklung der Schule.
Bei kritischer Sichtung des geplanten Schulkonzepts drängt sich abschließend die Frage auf, welche Chance hat die Gesamtschule in Hemer tatsächlich für die Zukunft."

Autor:

Christoph Schulte aus Hemer

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