Klein, süß und toll

Das Mini-Hotel am Bachplatz
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„Das Haus ist so süß und diese Form: einfach toll!“ 35 Jahre nach der Eröffnung des Mini-Hotels am Bachplatz gerät die Besitzerin Ines Berger immer noch ins Schwärmen, wenn sie den Besucher durch ihr bezauberndes Hotel führt.
Dieses Haus am Bachplatz 18 war und ist eine Herzensangelegenheit für Ines Berger. „Ich wohne direkt gegenüber dem Hotel und habe mir jahrelang gewünscht, dieses tolle Häuschen erwerben zu können, aber die Eigentümerin wollte nicht verkaufen. Nach deren Tod ging plötzlich alles ganz schnell: Die Erben verkauften das Haus und nach fünf Monaten Renovierung eröffnete Ines Berger am 1. März 1975 das „Mini-Hotel“. Dabei war zunächst gar nicht klar, dass aus dem schmucken kleinen Fachwerkhaus ein Hotel werden würde: „Wir wussten zunächst gar nicht, war wir damit machen sollten“, erzählt Berger.
„Die SPD hat damals eine Umfrage gemacht, was die Bürger sich für ihre Stadt noch wünschen. Das war unter anderem ein Hotel. Den Zweibrücker Hof gab es damals ja noch nicht“. Und so wurde Ines Berger zur „Hotelchefin“.

Die ersten Gäste im Mini-Hotel am Bachplatz waren Architekten: „Zu der Zeit wurde ja gerade das Gemeinschaftskrankenhaus in Ende errichtet“, erzählt Ines Berger. Seither logierten Gäste aus aller Welt in ihrem nur 68 Quadratmeter großen Hotel, darunter viele Stammgäste, welche die herrliche Atmosphäre zu schätzen wissen.

Ein stilvoller Türklopfer kündigt von der Ankunft des Gastes, der sich nach seinem Eintritt in einem kleinen wunderschönen Salon befindet. Zur Rechten laden zwei Sessel zu einem behaglichen Abend am Kamin ein, links erinnert ein plüschiges Sofa an vergangene Zeiten. In der Mitte befindet sich eine kleine Essecke mit Kühlschrank, der fast alles hergibt, was es für ein zünftiges Frühstück braucht: „Die Brötchen und den Kaffee bringe ich morgens selbst“, sagt Ines Berger.

Über eine enge Wendeltreppe geht es hinauf in den ersten Stock, wo sich zwei Einzelzimmer befinden, die mit Biedermeierbetten und einem Mantelstock historisch eingerichtet sind. Noch ein paar Schritte die Wendeltreppe hinauf steht der Gast schließlich im Doppelzimmer, das, wie die beiden anderen Zimmer auch, einen herrlichen Blick auf den Bachplatz bietet.
„Wenn ich Hochzeitsgäste hier habe, schmücke ich die Zimmer noch mit Rosen“, verrät Ines Berger. „Das sieht dann wunderbar aus“.

Überhaupt merkt man dem Hotel die Liebe der Besitzerin an. Neben der historischen Einrichtung schmücken hübsche Accessoires die Wände und kleinen Nischen des Hauses: „Bei der Einrichtung habe ich mich nach dem Haus gerichtet“, schmunzelt sie, „da passt ja schließlich nicht alles rein. Das ist hier schon so etwas wie ein kleines Museum“.

Das Fachwerkhaus kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Erster Eigentümer des vermutlich 1730 errichteten Gebäudes war Bernd Heinrich Koch, der für den Hausbau ein Darlehen von 30 Reichstalern vom Lutherischen Armenfonds aufnahm. Das Haus ging anschließend in den Besitz des Steinhauers Heinrich Georg Waltenberg über, der als Infanterist zur Zeit Friedrich des Großen diente. Zu den Hausbesitzern zählten in den folgenden Jahrzehnten unter anderem ein Tuchfabrikant und ein Weichensteller.

Die Einträge in ihren Gästebüchern zeugen von der Internationalität und Prominenz ihrer Gäste. Dort finden sich Unterschriften von Friedensreich Hundertwasser, Helmut Zacharias oder Ulrich Plenzdorf. „Hier, das ist toll. Da waren mal Japaner da, die einen Film über das Hotel gedreht haben. Die haben hier auf japanisch geschrieben. Leider weiß ich nicht, was das heißen könnte“, lacht Ines Berger.

Ein Ende der Arbeit als Hotelbesitzerin ist nicht abzusehen, dazu macht es ihr einfach zu viel Spaß: „Der eine bringt im Alter den Kindern Mathe bei, ich führe halt das Hotel“. Und das hoffentlich noch lange...

Autor:

Jens Holsteg aus Herdecke

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