Mördersuche auf Drogen

Vordergründig ist es ein Kriminalroman, aber was Thomas Pynchon in seinem neuen Werk „Natürliche Mängel“ schildert, ist vielmehr die wilde Lebenswelt der Hippies Ende der 60er in Los Angeles – inklusive Drogen aller Art.
Den Roman bevölkern Vergnügungssüchtige, Trinker und Surfer, die in den Gassen johlen, User auf Nahrungsbeschaffung, Flachlandtypen, die es auf Stewardessen abgesehen haben und Flachlandladys mit ziemlich erdgebundenen Jobs, die hoffen, als Stewardessen durchzugehen.“ Und das ist nur das Nebenpersonal.
Die Hauptrolle übernimmt der Hippie-Detektiv Leo „Doc“ Sportello, der in Los Angeles ein Büro mit dem zweideutigen Kürzel LSD betreibt. Er bekommt den Auftrag, beim Bodyguard eines Immobilienhais Schulden zu kassieren. Als Sportello aus einem seiner häufigen Marihuana-Räusche aufwacht, kreist allerdings das Gesicht von Lieutenant Bigfoot Bjornsen über ihm, die blutüberströmte Leiche des Bodyguards daneben sieht aus „wie ein frisch geschlachteter Truthahn“. Der Immobilienhai ist entführt worden und Lieutenant Bigfoot, der anderen Leuten gerne seine Stacheldrahtsammlung zeigt, mag keine Hippies.
Das, was Sportello jetzt braucht, ist ein klarer Kopf, aber das ist im drogenverseuchten LA der 60er Jahre einfacher gesagt, als getan. In weiteren Hauptrollen betätigen sich ein hauptsächlich auf Donald Duck und aktuelle Fernsehserien spezialisierter Rechtsanwalt, ein Verbrechersyndikat, das sich aus Zahnärzten zusammensetzt und bekanntere Bösewichte wie Charles Manson und Richard Nixon.
Thomas Pynchon wurde 1937 in Long Island geboren. Sein einziger öffentlicher Auftritt fand 1953 an einer High School in Long Island statt. Er studierte Physik und Englisch, später schrieb er für Boeing technische Handbücher und verschwand. Seither sind seine Bücher die einzigen öffentlichen Spuren seiner Existenz. Pynchon gilt als einer der bedeutendsten englischsprachigen Schriftsteller der Gegenwart. Er lebt in New York.
„Natürliche Mängel“ ist ein sprachliches Feuerwerk und ein humoristisches Porträt der Hippie-Ära an der amerikanischen Westküste. Zum Schluss noch eine Warnung: Zwar liegt dem Buch kein Joint bei, aber die zahlreichen und äußerst detailliert beschriebenen Drogenräusche könnten zu einem Lese-Rausch der etwas anderen Art führen, also Vorsicht bei der Lektüre!
Thomas Pynchon/ Natürliche Mängel / Rowohlt Verlag / 478 Seiten

Autor:

Jens Holsteg aus Herdecke

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.