Corona Krise aus Sicht einer Krankenpflegerin
Solidarisch Zu Hause Bleiben

Hallo,

Mein Name ist Julia, ich bin 25 Jahre alt und arbeite als Gesundheits-und Krankenpflegerin auf der IMC. IMC steht für Intermediate Care, sprich hier werden Patienten, die überwachungspflichtig sind versorgt und gepflegt. Überwachungspflichtig sind jene, bei den das Risiko einer akuten Verschlechterung einzutreten erhöht ist, beispielsweise bei einem Mangel oder zu Vielem Kalium im Blut, wodurch Herzrythmusstörungen verursacht werden können.
Aufgrund der aktuellen Corona-Krise, werden natürlich auch Patienten mit Verdacht auf oder bereits bestätigtem Covid-19, auf der IMC aufgenommen.
Ein isolierter Patient, unabhängig von dem Grund der Isolation (Covid-19, MRSA, MRGN, Clostridien, Influenza, Umkehrisolation) bedeutet für eine Pflegefachkraft immer viel Arbeit. Hier ein kleiner Einblick:
Wenn das Zimmer betreten werden soll, muss der/die Pflegende Schutzausrüstung anlegen, dazu zählen Handschuhe, Munschutz, Haube und ein Isolationskittel. Der Müll wird im Zimmer gesammelt und muss je nach Verbrauch mehrmals am Tag ausgeschleust werden. Hierfür bedarf es 2 Pflegende. Mahlzeiten werden auf einem Tablett ins Zimmer gebracht und müsssen auch verpackt und ausgeschleust werden. Hinzu kommt die medizinische Versorgung und je nach Krankheitsbild, muss der Patient häufig positioniert werden, Essen und Getränke müssen angereicht werden, sowie die Gabe von Medikamenten ob oral, subkutan oder als Infusion oder aufwendige Verbandswechsel. Bei erhöhten Ausscheidungen wird das Bett mehrfach neu bezogen. Angehörige sowie Therapeuten werden zudem in das richtige Tragen der Schutzausrüstung eingewiesen.
Da jeder Covid 19 Patient (bestätigt oder nur Verdacht ) isoliert wird, kann man sich nun vorstellen, welche Arbeit allein dieser Patient für eine Pflegefachkraft bedeutet.

Nun könnte man sagen:" Wenn man sich über die viele Arbeit mit den Patienten aufregt, sollte man den Job nicht machen." Wer in seinem Job unzufrieden ist, sollte Gebrauch von seinem Recht machen und sich einen anderen Job suchen. Keine Frage. Jeder ist seines Glückes Schmied.

Was man aber hierbei nicht vergessen sollte: Jede(r) Gesundheits-und Krankenpfleger(in), jeder der in einem Altenheim arbeitet, in einer Kita oder sonstigen Einrichtung mit Menschen arbeitet, stellt an sich den Anspruch für seine Patienten/Bewohner/Schützlinge/etc alles zu tun, damit es ihnen gut geht. Insbesondere erkrankte Menschen sind auf Hilfe angewiesen. Sei sie auch noch so klein.
Stellen Sie, werte(r) Leser(in), sich nur einmal für einen Augenblick vor, sie könnten sich nicht bewegen, haben starke Schmerzen oder gar eine Schluckstörung, Essen und Getränke müssen angereicht werden oder appliziert werden. Dann fragen Sie sich kurz, wer würde diese Aufgaben für Sie übernehmen?

Es ist nicht so, dass eine Pflegefachkraft ihre/seinen Job ungern macht (Ausnahmen mag es geben), es sind die Umstände, die es uns schwer machen, unserer Berufung mit Freude nachzugehen. Das Gefühl nicht allen Patienten gerecht worden zu sein, ist das schlimmste was ich in meinem Job bisher erleben musste.

Viele Menschen sind darauf angewiesen, dass wir , wenn wir nicht grade Einkaufen oder Arbeiten sind, zu Hause bleiben. Dass wir solidarisch hinter den Schwachen und Kranken der Gesellschaft stehen. Es gibt einige Vorerkrankungen die dazu führen können, dass die Ansteckung mit dem Coronavirus tödlich verlaufen kann, zum Beispiel COPD,  Herzerkrankungen, oder die Einnahme von Immunsuppressiva oder Chemotherapeutika.

Patienten mit Vorerkrankungen die zusätzich an Covid-19 erkranken werden meistens auf eine Überwachungsstation oder Intensivstation verlegt, da hier mit einem schweren Verlauf zu rechnen ist. 
Aber warum zähle ich alle diese Dinge auf?
Seit Tagen berichten die Medien immer wieder das Gleiche: Bitte bleiben Sie zu Hause! Es geht darum, die wachsende Anzahl an Infizierten zu verlangsamen, damit im Notfall Betten und ausreichend Kapazitäten zur Behandlung von kritischen Patienten zur Verfügung stehen. Andernfalls geschieht das gleiche wie in Italien und Menschen sterben, weil die Ressourcen zur Behandlung fehlen. Es geht darum, unsere alten und vorerkrankten zu schützen und das Personal zu entlasten.
Dass heißt: Gehen Sie nur einkaufen wenn es notwendig ist
Bitte Hamstern Sie NICHT! Denken Sie bitte immer daran, dass es auch andere geben könnte, die bestimmte Dinge dringender brauchen. Helfen Sie einander, insbesondere Ihren älteren Mitbürgern, wenn es Ihr gesundheitlicher Zustand zulässt. Bitte bleiben Sie zu Hause, es sei denn Sie müssen zum Arzt, zur Arbeit oder etwas wichtiges Einkaufen.  Achten Sie aufeinander.

Leider hat es auch schon Fälle gegeben, in denen sogenannte Mitarbeiter Sie bitten Ihre Wohnung zu verlassen, weil Sie diese auf Corona untersuchen. HIerbei handelt es sich um Betrüger die Ihre Wohnung leer machen. Das Gesundheitsamt meldet sich bei Ihnen immer telefonisch, dass kann ich aus persöhnlicher Erfahung nur betonen! Bitte erklären Sie ihren Kindern warum diese Maßnahmen so wichitg sind.

Einige Kliniken bitten im Notfall, um ehrenamtliche Mithilfe, wenn es Ihnen möglich ist, informieren Sie sich bitte.

Die Gesundheit ist das höhste Gut, von jedem Menschen. Ich wünsche allen, dass Sie gesund bleiben und/oder wieder genesen. Bitte halten Sie sich an die Anordnungen der Regierung. Es geht um alle Menschen!

Autor:

Julia Damer aus Herdecke

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