Kunstfreiheit, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit
Frage der Woche: Was darf Satire?

Satire: Ist das Umweltsau-Lied Satire? Geht es zu weit? | Foto:  William Dais via pixabay
  • Satire: Ist das Umweltsau-Lied Satire? Geht es zu weit?
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Umweltsau. Mit einer bundesweiten Aufregung um das wohl letzte Reizwort aus dem Jahr 2019 stellt sich für viele Menschen in Deutschland wieder die Frage, wo denn die Grenzen der Satire seien. Was dürfen Satiriker, was dürfen sie nicht?

Der Duden definiert Satire als "Kunstgattung (Literatur, Karikatur, Film), die durch Übertreibung, Ironie und [beißenden] Spott an Personen, Ereignissen Kritik übt, sie der Lächerlichkeit preisgibt, Zustände anprangert, mit scharfem Witz geißelt". Biss, Lächerlichkeit, Pranger, Geißel – schon wenige Wörter der Definition reichen, um ein wesentliches Merkmal von Satire zu verstehen: Sie geht dahin, wo es wehtut. Satire soll schmerzhaft sein, ansonsten verfehlt sie ihre Wirkung. Allerdings – auch das ist Bestandteil der Definition – muss Satire sich an den Maßstäben der Kunst messen lassen. Eine geistlose Beleidigung wird demnach nie Satire sein. Klar ist: Wo hier die Grenzen verlaufen, ist von Fall zu Fall zu entscheiden. 

Das Lied von der alten Umweltsau

Das Umweltsau-Video des WDR hat diese Grenzen für das Empfinden vieler Menschen offenbar übertreten. Die Schmähung darin beziehen nicht wenige auf sich selbst, auf ihre realen geliebten Mütter und Großmütter. Der WDR-Intendant Tom Buhrow entschuldigte sich in einer Sondersendung für das Video und befand, das Video sei geeignet die Gesellschaft zu spalten und Gruppen gegeneinander auszuspielen. Nachdem über die Redaktion des WDR ein beachtlicher Shitstorm hinweg gefegt und das Video längst gelöscht war, fanden sich auch einige Politiker, die die Grenzen der Satire weit überschritten sahen. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet rügte den Öffentlichen Rundfunk, bei dem Video seien Kinder sogar "intrumentalisiert" worden. Rechte und rechtsradikale Gruppierungen wie die "Bruderschaft Deutschland" und die Nazi-Partei "die Rechte" versuchten ebenso sich zu profilieren und zeigten Präsenz vor den WDR-Studios in Köln sowie an der Privatadresse eines freien Mitarbeiters.

Doch das Lied bekommt auch Unterstützung. Der Präsident des Deutschen Journalisten Verbands (DJV), Frank Überall, verteidigte das Video als eindeutig satirisch und somit legitimen Beitrag. Die Löschung bewertete er in einem Radio-Interview als unverhältnismäßig. Auch aus anderen Medienhäusern und Redaktionen bekam das Lied von der alten Umweltsau Rückendeckung.

Was darf Satire?

In dieser Woche fragen wir euch nach den Grenzen der Satire. Wann ist Schluss? Oder darf Satire alles? Wie bewertet ihr das Lied des WDR-Kinderchors? Fühlt ihr euch davon angegriffen oder betroffen? Hätte es noch drastischer ausfallen können? Meine persönliche Meinung dazu teile ich gern nach dem Wochenende in einem Kommentar. Bis dahin, viel Spaß beim (anständigen) Streiten.

Mehr zum Thema im Lokalkompass:
→ Luca Hermsen: Ein Kommentar um meine subjektive Wahrnehmung der öffentlichen Debatte aufgrund eines Videos
→ Helmut Feldhaus: Holleks "Nazisau" reiste jüngst zu "Pfingsten"
→ Hildegard Grygierek: Oma ist keine Umweltsau
→ Gudrun Wirbitzky: Wird Satieresong zur Generationshetze?

Autor:

Jens Steinmann aus Herne

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