Seeschlange lockt Kinder zum Buch - und eine Herner Oma auch

Gebannt lauschen (von links) Ferhat, Nicole und Yeliz, wenn Gisela Terhoeven den kleinen Drachen Kokosnuss lebendig werden lässt. WB-Foto: B. W. Pleuser
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„Amadeus hat gerade begonnen, von der Seeschlange Sibylle zu erzählen, als plötzlich Kokosnuss angerannt kommt. . .“ Gisela Terhoeven legt eine kleine Pause ein, damit die Spannung steigt. Sie ist eine von 13 Lesepaten der Grundschule an der Schulstraße.

Kinder mit Lese- und Sprachschwächen erhalten seit Mai ein besondere Förderung: Ehrenamtliche Lesepaten kümmern sich um sie, lesen vor und motivieren die Jungen und Mädchen zum Selberlesen. Das Projekt ausgedacht hat sich der Caritasverband Herne, der mit der Grundschule freundschaftlich zusammenarbeitet.

Gisela Terhoeven macht als Lesepatin mit, „weil Lesen eine Leidenschaft ist, die ich weitergeben möchte. Mein Ziel ist es, die Kinder an das Medium Buch heranzuführen, das beflügelt sie“. Das Wort Lesepatin mag sie allerdings nicht. „Ich bin eine Lese-Oma – und so nennen mich die Kinder auch.“

Lebendigkeit und Phantasie

Etwa 30 Jungen und Mädchen der Grundschule nehmen derzeit an den „Lese-Stunden“ teil, die teils in den Klassen und teils in den Räumen des Offenen Ganztags für Begeisterung sorgen. In kleinen Gruppen von drei bis vier Mitgliedern lassen die Schüler ihrer Lebendigkeit und Phantasie freien Lauf.

Ihre „Oma“ umarmen sie schon auf dem Schulhof, sitzen gerne mal bei ihr auf dem Schoß. Zwischendurch, wenn die Konzentration nachlässt, dürfen sie malen oder „einen gesunden Apfel verspeisen“, berichtet Gisela Terhoeven lächelnd.

Lesepate Karl-Heinz Stief, der einzige Mann unter den Ehrenamtlichen, lässt seine Schützlinge zwischendurch mit verteilten Rollen lesen und freut sich, wenn „einer auf den anderen aufpasst, damit der bloß nicht seinen Einsatz vergisst“. Mit lautem Lesen bemüht sich Stief, die Schüler zu einem klareren und verständlicheren Sprechen zu ermutigen.

Über Spenden durch die Vinzenz-Konferenz Herne-Mitte konnten geeignete Bücher beschafft werden.

Neues "Futter" aus der Stadtbücherei

Der Erfolg der rührigen Lesepaten bleibt nicht aus. Kirsten Midik, Rektorin der Grundschule an der Schulstraße, hat erfahren: „Etliche Kinder besuchen inzwischen die Stadtbücherei, um sich neues ‚Futter‘ zu besorgen und mitunter wünschen sie sich, dass ihnen die Mama zum Geburtstag mal ein Buch schenkt.“

Klar: Die Lesepaten arbeiten natürlich eng mit den Lehrern zusammen und loben deren Engagement. Es scheint so zu sein, dass alle gemeinsam dazu beitragen, Kindern Bücher auf Dauer schmackhaft zu machen – auch wenn es bei ihnen daheim bisher keine oder nur ganz wenige gab.
www.caritasherne.de
www.grundschule-schulstrasse.herne.de

Autor:

Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig

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