Scharfer Gundermann und nussiger Klee: Wildkräuterkunde im Ökogarten

Jede Menge Wildkräuter hat der Ökogarten am Haus der Natur zu bieten.
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Majoran, Salbei und Rosmarin sind typische Küchenkräuter, die auch im Ökogarten am Haus der Natur wachsen. Doch für den Kräuterquark und die Stockbrote, die Kräuterpädagogin Anke Roßmannek mit rund 15 Kindern und Erwachsenen machen möchte, hat sie andere Pflanzen im Blick. Bei einem Rundgang durch den Garten erläutert sie, wofür beispielsweise Beinwell, Klee und Gundermann verwendet werden können.

Diese und weitere Wildkräuter standen im Mittelpunkt einer Veranstaltung des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND). Denn nicht nur so manche Pflanzen, die hübsch ordentlich in Beeten im Ökogarten angepflanzt sind, können verzehrt werden, sondern auch Löwenzahn, Klee und Spitzwegerich, die sich auf der Wiese tummeln, sind genießbar.
Die Blüten von weißem und rotem Klee könne man zum Beispiel an einen Obstsalat geben, erklärt Roßmannek. „Sie schmecken nussig.“ Um die Blüten zu pflücken, empfiehlt sie, früh aufzustehen. Wenn der Tau weg ist, aber bevor die Bienen den Nektar herausgeholt haben, sei der ideale Zeitpunkt für die Ernte.

"Soldatenpetersilie"

Das Wildkraut Gundermann „hat einen scharfen Geschmack und wird auch ,Soldatenpetersilie' genannt, da es ein Gewürz ist, das sich auch arme Leute leisten konnten“, erläutert die Pharmazeutisch-Technische Assistentin, die eine Zusatzausbildung zur Kräuterpädagogin abgeschlossen hat. Das Kraut sei zudem dazu geeignet, um es mit einem Schokobrunnen zu schokolieren. „Das ergibt eine Mischung aus After Eight und Ingwerstäbchen.“
Auf dem Rundgang durch den Ökogarten bleibt Roßmannek auch bei einer gelb blühenden Pflanze stehen und fordert die Teilnehmer auf, die Blüten zwischen ihren Fingern zu verreiben. Als ein roter Saft austritt, möchte sie wissen, wie die Pflanze heißt. „Johanniskraut!“, weiß der achtjährige Rufus. „Das gehört komplett in die Apotheke“, erklärt Roßmannek, denn für die Ernährung ist das Kraut nicht zu gebrauchen.

Heilende Wirkung

Andere Wildkräuter dagegen, denen heilende Wirkungen zugeschrieben werden, kann man auch in der Küche verwenden. Dazu gehört etwa das Beinwell, dessen Wurzeln in schmerzlindernden Salben enthalten sind. Essbar sind die Blätter des Beinwells. „Man kann sie einlegen. Dann werden sie weicher“, erzählt die Kräuterpädagogin. Und sind die Blätter besonders groß, lassen sie sich für Rouladen nutzen.
Schmerzstillende Substanzen enthält auch das Mädesüß. Trotzdem rät Roßmannek davon ab, das Wildkraut als Ersatz für Aspirin zu nutzen. „Man weiß ja nie, wieviel Inhaltsstoffe es enthält.“ Stattdessen kann man aber einen Tee damit aufbrühen. Und bevor das Reinheitsgebot vor 500 Jahren in Kraft getreten sei, hätten die Menschen versucht, mit dem Mädesüß Bier zu aromatisieren.
Wenn man von einer Biene gestochen worden sei, eigneten sich zerkaute Blätter von Breit- oder Spitzwegerich sehr gut zur Ersten Hilfe. Zugleich könne man die frischen Blütenköpfe des Spitzwegerichs an einen Salat tun. „Sie schmecken wie Champignons“, verrät Roßmannek.
„Ich finde es spannend, Pflanzen kennenzulernen“, erzählt Teilnehmer Jakob. Der Neunjährige ist zusammen mit seinen Großeltern und seiner fünfjährigen Schwester Anna zu der Veranstaltung gekommen. Vieles ist für die beiden Kinder aber nicht ganz neu, denn ihre Mutter ist Diplom-Biologin.

Kräuterquark und Stockbrot

Als es daran geht, zum Abschluss der Veranstaltung zusammen mit allen Kindern Kräuter für den geplanten Kräuterquark und das Stockbrot zu sammeln, entscheidet sich die Kräuterpädagogin für Beinwell, Gundermann, Majoran, Wiesenlabkraut, echtes Labkraut sowie Pimpinelle. Außerdem hat sie Giersch, den es im Ökogarten nicht gibt, mitgebracht. „Den kennen einige bestimmt als lästiges Unkraut“, sagt sie, und prompt ertönt ein „Grausam“ aus der Gruppe der Erwachsenen.
Gewaschen und klein gehackt werden die Kräuter unter den Frischkäse beziehungsweise in den Teig geknetet. Schön würzig schmeckt der Quark, und bald darauf verbreiten auch die Stockbrote über der glühenden Kohle einen leckeren Duft.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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