Benehmen ist keine Glückssache

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„Die Herren warten bitte, bis sich die Damen gesetzt haben – ihr dürft den Damen auch gerne den Stuhl zurechtrücken.“ Das klappt ganz vorzüglich. Knigge-Trainerin Sabine Napieralla kann zufrieden sein. Die Neuntklässler der Gustav-Adolf-Hauptschule haben ihre Lektion gelernt.

Vor dem Genuss eines Drei-Gänge-Menüs im Herner Parkrestaurant haben sie an einem der Benimmkurse teilgenommen, die die Malteser in der Diözese Essen anbieten. Die 15- bis 16-Jährigen büffeln dabei nicht Mathe und Deutsch sondern gute Umgangsformen und sicheres Auftreten.
„Dabei geht es um Begrüßungsregeln, Höflichkeit, Tischkultur und nicht zuletzt das äußere Erscheinungsbild“, zählt Sabine Napieralla auf. Die professionelle Knigge-Trainerin hat die Aufgabe übernommen, die Ehrenamtlichen zu schulen, die die Benimmkurse leiten. In diesem Fall hat Birgit Kopp diese Aufgabe übernommen. „Das war mein allererster Kurs“, gibt die ehemalige Sparkassen-Mitarbeiterin zu verstehen.
Den Abschluss des Seminars bildet das Abendessen im Restaurant. Sogar Tischkärtchen gibt es, damit jeder problemlos seinen Platz findet. Die Jungs bieten den Mädchen mit ausgesuchter Höflichkeit und vorsichtigen Bewegungen Brötchen und Butter an. Alle sprechen leise und Nico (15) verrät augenzwinkernd: „In der Schule sind wir nicht so ruhig.“
Zwischen Brötchen und dem „Gruß aus der Küche“ (Forellenmus mit Fenchel und Hibiskus) erzählt die 16-jährige Fatma-Nur, was die Schüler gelernt haben: „Wir wissen jetzt unter anderem, in welcher Reihenfolge man sich begrüßt, wie man den Tisch eindeckt, wie Messer und Gabel liegen müssen – und dass man die Serviette im Lokal neben den Teller legt, wenn man die Toilette aufsuchen muss.“ Am schwierigsten fand Nico das Falten von Servietten.
Der vierteilige Benimmkurs hilft natürlich nicht nur bei Tisch, sondern erleichtert auch die ersten Vorstellungsgespräche. Die Hauptschüler lernen perfektes, selbstsicheres Auftreten und mehr: „Man sollte gepflegt aussehen, korrekt angezogen sein und keine kaputten Schuhe tragen“, fasst Fatma-Nur zusammen und nimmt die Vorspeise in Augenschein, eine Cremesuppe von jungem Blattspinat mit Graubrot-Croutons.
Nach dieser Köstlichkeit taut die Gruppe ein wenig auf, es ist die zweite der Gustav-Adolf-Schule, die an einem Benimmkurs teilnimmt. Maximal zwölf Schüler können jeweils mitmachen. Organisiert werden die Kurse von den Maltesern, an den Kosten beteiligen sich unterschiedliche Sponsoren, in diesem Fall die Herner Sparkasse.
Während man am Tisch den Witz diskutiert: „Treffen sich zwei Jäger, beide tot“, kommt das Hauptgericht, gefüllte Poulardenbrust an Schalottensoße mit Schwarzwurzel und lila Kartoffelpüree. Diese Farbe sorgt für Erstaunen. Auf Nachfrage beim freundlichen Service-Personal erfahren die Hauptschüler, dass es sich keinesfalls um einen Farbstoff handelt, sondern die Kartoffeln von Natur aus lila aussehen. Die plötzlich aufgetauchte Frage: „Und wann kommt der Döner?“ wird nicht mehr weiter verfolgt.
Erst recht nicht, als der leckere Nachtisch eintrifft: Milchreis mit Schokoladensoße und Zitrusfrüchten. Damit endet der Benimmkurs und Birgit Kopp hofft, dass die Schüler das Gelernte nicht vergessen. Die Jungen und Mädchen haben jedenfalls „gerne mit ihr gearbeitet“.

Kontakt: Marion Wiemann,
Malteser Hilfsdienst e.V.,
Tel.: 0234/793267

Autor:

Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig

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