Fragen statt Feinden
Mundschutz, Hamsterkäufe und Selbstgerechtigkeit
Heute morgen war ich einkaufen. Nichts besonderes, denken Sie? Es hat sich anders für mich angefühlt. Ich trage keine Mund-Nase-Bedeckung. Nicht, weil ich asozial oder unsolidarisch bin oder den Ernst der Lage verkenne, sondern weil ich es aus gesundheitlichen Gründen nicht kann. Ein entsprechendes Attest, auf dem mir dies bescheinigt wird, trage ich seit Montag immer bei mir. Damit darf ich einkaufen, in den Bus steigen und könnte alles wie gewohnt erledigen. Könnte.
In der Realität werde ich von bösen Blicken begleitet, sobald ich mich einem Geschäft nur nähere, an der U-Bahn-Station warte, es auch noch wage, einzusteigen. Ein netter Blick, ein Lächeln, so etwas begegnet mir nicht mehr. Und ich frage mich, ob ich mich nun gemeinsam mit sicher vielen anderen in einer ähnlichen Situation nun einfach endgültig in meiner Wohnung verkriechen sollte?
Gestern las ich in der Zeitung von Anfeindungen gegenüber ehrenamtlichen Helfern, die für Nachbarn, Senioren, Angehörige der Risikogruppen usw. einkaufen und die sich für ihre "Hamsterkäufe" rechtfertigen müssen. Warum kann man nicht einfach mal nachfragen, bevor man direkt anfeindet?
Nicht alle sind unsolidarische Regelbrecher - auch wenn ich nicht abstreiten möchte, dass es zu viele davon gibt. Aber viele Menschen haben einfach nur gute Gründe. Fragen statt urteilen. Das wäre mein Wunsch für einen netteren Umgang miteinander.
Die Masken auf dem Bild sind der erste Stapel von insgesamt über 200, die ich ehrenamtlich genäht und kostenfrei an Bedürftige abgegeben habe. Ich ertappe mich manchmal bei dem leisen Gedanken, welchen Beitrag wohl diejenigen schon geleistet haben, die nun mit dem Finger auf mich zeigen...
In diesem Sinne: Bleibt gesund!
Autor:Isabell Glagla aus Herne |
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