PCB-Belastung
Stadt Herne spricht Verzehrempfehlung für das Umfeld der Firma Silex aus

In dem betroffenen Bereich um die Firma Silex sollten bestimmte Gemüse nicht angebaut und verzehrt werden. | Foto: Stadt Herne
  • In dem betroffenen Bereich um die Firma Silex sollten bestimmte Gemüse nicht angebaut und verzehrt werden.
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Eine vorsorgliche Verzehrempfehlung spricht die Stadt Herne für einen bestimmten Anwohnerbereich der Firma Silex aufgrund neuer Testergebnisse des Landesamtes für Natur, Umwelt- und Verbraucherschutz (LANUV) aus. Anwohner im Umfeld des Unternehmens an der Werderstraße in Horsthausen sollten auf den Verzehr von bestimmten selbst angebauten Gemüsen verzichten.

Mit dieser Maßnahme setzt die Stadtverwaltung eine Empfehlung des LANUV um. Grund sind weitere Testergebnisse, die das LANUV bei einer im März durchgeführten Löwenzahn- Untersuchung gewonnen hat. Bei diesem Screening wurden PCB-Werte festgestellt, die über dem Orientierungswert für den maximalen Hintergrundgehalt (OmH) liegen. Da bisher weder Land noch Bund Einordnungen zu gesundheitlichen Auswirkungen gemacht haben, wurde diese vorsorgliche Verzehrempfehlung ausgesprochen. Die Stadt Herne hat damit begonnen, die Anwohner sowie Einrichtungen per Postwurfsendung zu informieren.

Auf Gemüse verzichten

Folgende Blattgemüse sollten im betroffenen Bereich bis auf weiteres nicht im eigenen Garten angebaut und verzehrt werden: Grünkohl, Mangold, Spinat, Pflücksalat, Feldsalat, Rucola, Rübstiel, Staudensellerie, Kräuter und weitere Gemüse, von denen die Blätter verzehrt werden.
Die folgenden Gemüse und Früchte können weiterhin im eigenen Garten angebaut und verzehrt werden: Kopfsalat und andere kopfbildende Salate, Weiß- und Rotkohl, Blumenkohl, Rosenkohl und weitere kopfbildende Kohlsorten, Wurzel- und Knollengemüse, wie Möhren, Radieschen und Kartoffeln, Fruchtgemüse, wie Tomaten, Salatgurken, Erbsen, Bohnen und Früchte, die gut gewaschen und/oder geschält werden können (zum Beispiel Äpfel, Birnen und Pflaumen).
Die Gemüse und Früchte sollten allerdings vor dem Verzehr in jedem Fall sehr gut gewaschen und/oder geschält werden. Bei Salat und Kohl sollten die äußeren Blätter komplett entfernt werden.

Vier Messpunkte

Das LANUV hatte an vier Messpunkten im Umfeld des Firmengeländes das Löwenzahn-Screening durchgeführt. Bei dieser Methode wird analysiert, ob Pflanzen im Umfeld von Firmen Schadstoffe aufgenommen haben. Löwenzahn ist Namensgeber für diese Testmethode, da er besonders gut für die Untersuchung geeignet ist.
Die Ergebnisse für PCB-gesamt μg/kg FM (Mikrogramm/Kilogramm Frischmasse) liegen zwischen 2,3 und 16 μg/kg FM und damit über dem OmH von 1,7 μg/kg FM.
Weitere Erkenntnisse sollen nun durch eine vergleichbare Untersuchung an Grünkohlpflanzen ermöglicht werden. Aufgrund der Vegetationszeit von Grünkohl ist mit den Ergebnissen im Spätherbst oder Winter zu rechnen.

Vernetzer reduzieren

Die Stadt Herne hat bei der Firma Silex schon im März präventiv darauf hingewirkt, alternative Stoffe als Vernetzer im Produktionsprozess zu verwenden. Bereits jetzt wurde der Einsatz um ein Drittel reduziert. In den kommenden sechs Wochen soll der Einsatz weiter auf die Hälfte der Ausgangsmenge vermindert werden. Die Stadt Herne erwartet von dem Unternehmen jedoch eine noch weitere Verringerung auf 20 Prozent des Ausgangswertes bis zum Jahresende.
Die Firma Silex produziert Silikonschläuche und Profildichtungen für den Weltmarkt. Silex ist eines von insgesamt acht Unternehmen in NRW, das einen so genannten Vernetzer bei der Herstellung von Silikonerzeugnissen einsetzt. Bei dessen Verwendung kann PCB entstehen. Die Verwendung des Vernetzers im Produktionsprozess ist zulässig.
Derzeit besteht die Situation, dass die Herstellung, das Inverkehrbringen und die Verwendung von PCB durch EU-Recht grundsätzlich verboten sind. Wenn PCB jedoch nicht zielgerichtet hergestellt wird, sondern unbeabsichtigt bei der Silikonherstellung entstehen, ist die Hürde für ein behördliches Eingreifen höher. Betriebe dieser Art unterliegen bislang keiner besonderen Genehmigungspflicht. Daher begrüßt die Stadt Herne die in den Bundesrat eingebrachte Initiative des Landes NRW, silikonverarbeitende Betriebe in den Kreis der immissionsschutzrechtlich genehmigungsbedürftigen Anlagen aufzunehmen.
Anders als bei dem silikonproduzierenden Unternehmen in Ennepetal sind in Herne keine PCB-Flocken in der Nachbarschaft des Betriebes aufgetreten. Nach heutigem Kenntnisstand geht nach Aussage des NRW-Umweltministeriums die größte Gefährdung von Mitarbeitenden und Anwohnern von den Flocken aus.

Infotelefon eingerichtet

Für Fragen der Anwohner hat die Stadt ein Infotelefon unter 02323/163006 geschaltet. Zusätzlich hat sie unter www.herne.de/pcb alle Informationen gebündelt.

Autor:

Lokalkompass Herne aus Herne

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