Von Fieberschüben und Bauchschmerzen

Beschäftigen sich intensiv mit dem Mittelmeerfieber (von links): PD Dr. Bernhard Henning, Ahmed Örnek, Dr. Atilla Cintosun, Dr. Arnd Giese. | Foto: Foto: Koç/Zaman Gazeti
  • Beschäftigen sich intensiv mit dem Mittelmeerfieber (von links): PD Dr. Bernhard Henning, Ahmed Örnek, Dr. Atilla Cintosun, Dr. Arnd Giese.
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Seit ihrer Kindheit leidet Gülderen M. (Name von der Redaktion geändert) etwa zwei Mal pro Monat an starken Bauschmerzen und Fieber. Inzwischen kennt sie ihren Körper gut und weiß, wie sie sich in einer solchen Situation verhält.
„Dass ich eine Mittelmeerfieber-Attacke bekomme, merke ich daran, dass ich mich müde fühle.“ Aber nicht nur das: „Die Muskeln und Gelenke tun mir weh. Ich muss dann direkt auf der Arbeit anrufen und mich für den nächsten Tag krank melden. Wenn die Bauchschmerzen und das Fieber mich plagen, liege ich die meiste Zeit im Bett.“

Die 35-jährige Hernerin und Mutter zweier Kinder ist froh, dass sich zur Not ihre Eltern um den Haushalt kümmern. „Ich falle praktisch für zwei Tage komplett aus!“

Die Fieberschübe und Bauschmerzen haben dazu geführt, dass Gülderen bei vielen Ärzten war. Unzählige Untersuchungen wurden bei ihr durchgeführt. Magen und Darm wurden mehrfach gespiegelt. Einmal waren die Schmerzen sogar so schlimm, dass die Ärzte eine Blinddarm-Entzündung vermuteten und Gülderen operiert wurde. „Der Blinddarm war aber überhaupt nicht entzündet – es war nur eine besonders heftige Fieberattacke“ erzählt sie.

„Ein Arzt, der sich mit der Erkrankung auskannte, hat mir sofort gesagt, dass ich Mittelmeerfieber habe“, erinnert sich Gülderen. Ihm hatte sie ihre ganze Leidensgeschichte erzählt. Er fand außerdem heraus, dass auch eine Tante von Gülderen die gleichen Beschwerden hat. Für den Arzt stand die Diagnose sofort fest: Mittelmeerfieber

Familiäres Mittelmeerfieber – so der vollständige Name der Krankheit – wird erblich von den Eltern an die Kinder weitergegeben. Angst vor Ansteckung muss niemand haben. Es ist eine Krankheit, die fast ausschließlich Menschen aus Ländern um das Mittelmeer betrifft. Dadurch, dass gerade in das Ruhrgebiet viele Türken eingewandert sind, gibt es auch in Herne Menschen mit Mittelmeerfieber.

Mit Tabletten kann die Krankheit wirksam behandelt werden. Betroffene Menschen sollten lebenslang Colchicin einnehmen. Das Medikament bewirkt, dass die Fieberattacken seltener und schwächer werden oder ganz aufhören. Außerdem kann verhindert werden, dass die Niere unter der Krankheit leidet, denn im schlimmsten Fall kann ohne Therapie eine bleibende Verstopfung der Nieren durch Entzündungsstoffe (Amyloidose) auftreten.

Um die Situation der Menschen mit Mittelmeerfieber in Deutschland zu verbessern, hat das Marienhospital Herne als Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum eine wissenschaftliche Untersuchung begonnen. PD Dr. Bernhard Henning, Dr. Arnd Giese, Ahmet Örnek und Mustafa Kurucay von der Abteilung für Gastroenterologie untersuchen erwachsene Menschen mit Mittelmeerfieber im Ruhrgebiet.

Sie erhalten dabei Unterstützung vom Herner Hausarzt Dr. Atilla Cintosun und anderen türkischsprachigen Hausärzten im Ruhrgebiet. Die Mediziner des Marienhospitals arbeiten im Rahmen der Studie zusammen mit der Hacettepe-Universität in Ankara (Türkei). Betroffene Patienten und Interessierte können sich an das Marienhospital Herne oder die Praxis Dr. Cintosun wenden.
Gülderen M. geht es viel besser, seit der Arzt festgestellt hat, dass sie an Mittelmeerfieber leidet. Sie nimmt jeden Tag drei Tabletten Colchicin. „Die Attacken sind nicht ganz weggegangen aber sie treten durch die Behandlung viel seltener auf und sind weniger heftig“, freut sich die junge Frau, die nun mehr Zeit und Energie für ihre Kinder hat.

Autor:

Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig

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