Lukas 11/9 - und wer da suchet, der findet

"Trau dem Lukas" sag ich mir auch in diesem Jahr, wenn es in der vorweihnachtlichen Zeit darum geht, die Plätzchen-Verstecke meiner Frau aufzuspüren. Nun gehört das Suchen und Verstecken von Essbarem eher zur österlichen Tradition und hier auch nur, um ansonsten aufgeklärten, eventverwöhnten Kindern vorzugaukeln, irgendein hergelaufener Hase habe die Eier eigenpfotig bemalt und sie anschließend an den absonderlichsten Stellen im Haus abgelegt.

Keineswegs Kinderkram hingegen sind meine charakterlichen Schwächen, die sich mit Beginn der Adventszeit in rücksichtsloser Weihnachtsteller-Plünderung und auch sonstiger zwanghafter Naschhaftigkeit manifestieren. Während es früher bei meiner Mutter hieß, „mach schön den Teller leer“, bringt mich dieses antrainierte Essverhalten Jahrzehnte später ständig in die Nähe eines Ehekrachs. „Putz nicht gleich den ganzen Teller weg, die Plätzchen habe ich auch für mich gebacken“, Doch ebenso gut hätte meine Frau einen Hund mit der Bewachung einer Fleischwurst beauftragen können.

Letztendlich wählte sie die radikale Lösung, sämtliches Weihnachtsgebäck vor mir zu verstecken, wobei sie nicht damit gerechnet hatte, dass ein Mann auch im Putzmittelschrank nach dem selbstgebackenen Naschwerk fahnden würde. Als ich jedoch nach einem erfolgreichen nächtlichen Raubzug mit einem Schokoladenplätzchen in der Hand eingeschlafen war und Kopfkissen und Laken mich dringend tatverdächtig machten, entschied sie sich für täglich wechselnde Verstecke. Ihre neue Strategie scheint vollends aufzugehen, denn seit Tagen muss ich mich mit heimlich gekauften Discounter-Dominosteinen vertrösten. Vermutlich hat meine Frau den gesamten Vorrat an Weihnachtsplätzchen im Büro deponiert und amüsiert sich darüber, wie ich hier ständig auf der Suche bin.

Der Evangelist Lukas sollte seinen Bibelvers dringend nachbessern. Richtiger müsste es heissen „und wer da suchet, der findet irgendetwas“ So habe ich bei der Weihnachtsplätzchen-Suchaktion u.a. ein langvermisstes Ladegerät für meine Kamera wiedergefunden und – sie werden’s kaum glauben – hinter meinem Computertisch ein vor Monaten übersehenes Osterei entdeckt.

Autor:

Klaus Ahlfänger aus Herten

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