Der "Schotte" bewacht das Vest

Im September 2013 dürfte Patrick Collins seine Ausbildung abgeschlossen haben. Er würde sehr gerne - als erster Deutscher überhaupt - bei der Polizei in Glasgow ein Praktikum machen.
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  • Im September 2013 dürfte Patrick Collins seine Ausbildung abgeschlossen haben. Er würde sehr gerne - als erster Deutscher überhaupt - bei der Polizei in Glasgow ein Praktikum machen.
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Die neue blaue Uniform der NRW-Polizei steht ihm gut. Da kann Patrick Collins (25) auf den berühmten Kilt, den Rock strammer Herren aus schottischen Clans, gut verzichten. Obwohl er einen tragen dürfte.

Der Polizeianwärter hat nämlich eine deutsche Mutter und einen schottischen Vater. Ein Migrationshintergrund der ungewöhnlichen Art und eine nicht alltägliche Berufswahl.

Als Polizeianwärter leistet Patrick Collins während seiner Ausbildung seinen Dienst beim Polizeipräsidium Recklinghausen, und er geht beispielsweise in Recklinghausen und manchmal auch in Herten auf Streife. Meistens mit seinem Tutor (praktischer Ausbildungsbetreuer), Oberkommissar Thomas Iser.
„Ich werde von den Kollegen ,der Schotte‘ wegen meiner Herkunft genannt. Von anderen auch ,Phil‘, wegen des berühmten Musikers“, erläutert Patrick Collins. Dabei steht der junge Mann gar nicht auf die „Mucke“ seines Namensvetters: „Ich mag stärkeren Rock, finde Bands wie Blink 182 gut.“ Überhaupt sei Collins ein irischer und kein schottischer Name, was in Schottland aber keinen störe.

Patrick wohnt jetzt schon seit acht Jahren in Herten, bei seiner Mutter und seinem Stiefvater, einem Polizeibeamten. „Durch ihn wurde mein Interesse für den Beruf geweckt. Ich hatte erst vor, bei der Bundeswehr zu arbeiten und hatte freiwillig auf 22 Monate verlängert.“
Jetzt sei er sehr froh, sich nach der Bundeswehr für die Polizeilaufbahn entschieden zu haben. „Ich wollte vor allem keinen üblichen Bürojob. Das wäre für mich nicht in Frage gekommen. Gerade hier in meiner Dienstgruppe ist es richtig gut, das kollegiale Verhältnis ausgezeichnet. Ich denke, ich habe einen sicheren Beruf, der nicht langweilig wird.“
Fallen ihm nach den üblichen Erfahrungen (Schlägereien, Straßenraub, Einbruch) denn auch Sachen ein, die er an seinem Beruf nicht so toll findet? Patrick Collins überlegt. „Nein. Dazu fällt mir nichts ein.“

In Sennestadt wurde Patrick geboren und lebte danach (an dieser Stelle darf man das sagen, wir sind ja nicht in Glasgow) in England. Patrick kam mit zwei Jahren wieder nach Deutschland, der Heimat seiner Mutter. Kennengelernt hatten sich seine Eltern in Wulfen. Sein schottischer Vater war bei der britischen Army beschäftigt.
Weitere Stationen waren Paderborn, Sennestadt, mehrmals Wulfen sowie Dorsten- Barkenberg und nun seit acht Jahren Herten, „bis ich meine Ausbildung beendet habe“. Er ist jetzt im dritten Jahr, dürfte im September 2013 fertig sein.

Und wie geht‘s weiter? Danach folgt ein Jahr Dienst auf einer Wache, anschließend bei einer Hundertschaft. Im Anschluss daran könnte es mit einer fachlichen Spezialisierung weitergehen, schließlich ist der Polizeidienst vielschichtig und vielseitig.
Patrick Collins würde sich riesig freuen, wenn folgender Plan klappt: „Ich habe mich für ein vierwöchiges Praktikum in Glasgow beworben. Ich würde der erste deutsche Praktikant bei der Polizei in Glasgow sein.“ In Glasgow könnte der Celtic-Fan bei seiner schottischen Familie leben. Das vierwöchige Praktikum ist Teil seiner Ausbildung. Innerhalb der EU können Polizeianwärter aus Deutschland Praktika machen.

Patrick Collins spricht hervorragend englisch, „auch mit schottischem Slang, wenn‘s angebracht ist.“ In der Schule forderte ihn seine Englischlehrerin oft auf, schwierige Texte auf englisch, zum Beispiel von Shakespeare, vorzulesen.
In Glasgow, dieser Millionstadt an der Grenze der Lowlands und der Highlands, ist Patrick seiner schottischen Familie immer willkommen, Trägt er denn dann wenigstens einen Kilt? „Nein. Die sind schweineteuer. Ich habe keinen. Auch mein Vater nicht. So etwas leiht man sich aus, beispielsweise für eine Hochzeit.“

Aber wenn der sportliche Patrick an Langlauf-Wettbewerben wie den berühmten Fisherman Friend‘s Strongman Run (früher in Weeze) auf dem Nürburgring teilnimmt, läuft er in voller Verkleidung. „Im Kilt, so ein billiges Teil aus dem Ein-Euro-Shop, mit Perücke und allem, was dazu gehört.“ So geht es über 30 Kilometer über Balken, Beton und Hindernisse, über Stock und Stein. Fotos hat er davon leider nicht.

Übrigens finden Patricks schottische Verwandten es gut, dass er Polizeibeamter in Deutschland werden will. „Ich habe sie mit meiner Entscheidung wohl überrascht. Als sie die ersten Fotos von mir in Uniform sahen, waren sie richtig stolz auf mich.“

Infos:
Zum Bereich des Polizeipräsidums Recklinghausen gehören alle zehn Städte des Vestischen Kreises sowie Bottrop.
Informationen für Bewerber: http://www.polizei-nrw.de/artikel__134.html

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Herten

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