Feuchtgebiete

Als ich ihn bat, doch endlich mit der ständigen Spuckerei aufzuhören, beließ er es erfreulicherweise bei der szenetypischen Frage „Hast Du ein Problem damit, Alter?“ Ebenso gut hätte mir die Einforderung dieser Selbstverständlichkeit einen Satz heißer Ohren einbringen können.

Die fünf Minuten Wartezeit an einer überdachten Bushaltestelle ließen mich berechtigt zweifeln, ob sich menschliche Evolution wirklich im kollektiven Gleichschritt vollziehe. Eine Gruppe Jugendlicher hatte diesen eigentlich zweckgebundenen Unterstand für sich okkupiert, um sich dort in den nichtolympischen Wettbewerben Spucken, Rülpsen und Flatulieren zu messen. Körpergeräusche statt wirklicher Kommunikation – und immer wieder wurde exzessiv gespuckt, so dass sich der Haltestellen-Bereich zusehends in ein nicht kartografiertes Feuchtgebiet verwandelte. Die mit antizipierter Schadenfreude vermengte Sorge, dass einer der Dauerspeier wegen Dehydrierung kollabierte, war eher unbegründet, deutete doch der unter der Sitzgelegenheit abgestellte halbvolle Bierkasten darauf hin, dass man bemüht war, den enormen Flüssigkeitsverlust auszugleichen.

Und als ich dann auf glibbrigem Boden sehnlichst den rettenden Bus erwartete, hätte ich in Dschungelcamp-Manier lauthals schreien mögen: „Holt mich hier raus!!!“

Autor:

Klaus Ahlfänger aus Herten

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