Huren mit Herz: Wien im Spätmittelalter

Der Kriminalroman "Das gelbe Hurentuch" von Anna Fuchs ist druckfrisch erschienen. | Foto: Gmeiner Verlag
  • Der Kriminalroman "Das gelbe Hurentuch" von Anna Fuchs ist druckfrisch erschienen.
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Wer österreichische Kabarettisten kennt, weiß, wie gnadenlos böse der Wiener Sinn für Humor sein kann. Anna Fuchs entführt in ihrem neuen Roman ins Wien des späten Mittelalters. Besonders Huren und solche, die dem horizontalem Gewerbe als "Hübschlerinnen" (was für eine Wortschöpfung) abgeschworen haben, spielen eine entscheidende Rolle.

Im Büßerinnenkloster nimmt die so grantige wie herzensgute Köchin Johanna ein blutjunges Mädchen unter ihre Fittiche. Es geht um politische Intrigen, Mord, Machtgier, sehr viel Wein und vor allem Essig, denn die resolute und wohlbeleibte Ex-Hübschlerin Johanna landet mit ihrem Essiggemüse anno 1460 einen Verkaufsschlager. Diese "Miss Marple" hat sogar eine Art Mister Stringer an ihrer Seite, einen ständig besoffenen, sie sehr verehrenden, dürren Weinbauernknecht. Zu komisch und rührend ist die "Beziehung" der beiden.

Hübscher Schmöker

"Das gelbe Hurentuch" (Titel des Schmökers) ist das Kennzeichen der Prostituierten. Sie müssen das gelbe Tuch sichtbar tragen. Wer es schafft, auszusteigen und ins Büßerinnenkloster St. Hieronymus einzutreten, hat ein Dach überm Kopf, lebt satt und sicher. Die ehemaligen Huren aus dem Kloster gelten sogar als begehrte Eheweiber. Betätigen sich aber Büßerinnen erneut erotisch-gewerblich (oder werden fälschlicherweise dessen beschuldigt), droht ihnen eine Hinrichtung der schlimmsten Art.

Die Sprache ist vollmundig und die Geschichte sehr spannend. Nach der Lektüre, die man in einem Rutsch verschlingen kann, lechzt man förmlich nach einem erstklassigen Schauspieler oder einer Schauspielerin, die das Werk als Hörbuch herausbringen. Und nach einer respekt- und liebevollen Verfilmung.

Anna Fuchs: Das gelbe Hurentuch. Historischer Kiminalroman, erschienen im Gmeiner Verlag, 505 Seiten, ISBN 978-3-8392-1462-6, 12,99 Euro.

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Herten

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