„Vieles läuft in Hilden gut“: Interview mit Bürgermeisterin Birgit Alkenings

Bürgermeisterin Birgit Alkenings mit einem der Kunstwerke, das noch einen Platz in ihrem Büro erhält. | Foto: Rolf Schmalzgrüber
  • Bürgermeisterin Birgit Alkenings mit einem der Kunstwerke, das noch einen Platz in ihrem Büro erhält.
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2014 war auch ein Jahr des Wechsels: Seit Juni hat Hilden mit Birgit Alkenings eine neue Bürgermeisterin. Keinesfalls ein abrupter Einschnitt - auch einige Bilder ihres Amtsvorgängers blieben in ihrem Büro zunächst hängen, ein Teil wird nach und nach ausgetauscht. Der Wochen-Anzeiger sprach mit Birgit Alkenings über die erste Zeit nach ihrer Wahl, wichtige Ereignisse in 2014 und über Pläne und Ziele für 2015.

WA: 2014 ist nahezu vorbei - wie geht es Hilden?
Birgit Alkenings: „Vieles läuft sehr gut: Hilden ist wirtschaftlich erfolgreich, auch der Einzelhandel ist gut aufgestellt. Das spiegeln auch die Zahlen der sogenannten Zentralität wider: Hilden erreicht hier einen Wert von 133, das heißt, zusätzlich zur gesamten Kaufkraft aller Hildener kommen 33 Prozent der Umsätze aus anderen Städten. Diese Anziehungskraft ist ungewöhnlich für eine kleinere Stadt zwischen Großstädten. Hilden liegt beim relativen Wert der Zentralität übrigens sogar vor Düsseldorf.

Die Arbeitslosenquote ist so niedrig wie lange nicht. Die Unternehmen nutzen die niedrigen Zinsen, um hier zu investieren – dies lässt zwar die Gewerbesteuereinnahmen sinken, signalisiert aber, dass die Firmen in Hilden bleiben möchten.“

Wie waren die ersten Monate im neuen Amt?
„Es ist unglaublich viel passiert – auch viel Schönes. Die Hildener sind interessiert, offen. Die Mitarbeiter der Verwaltung haben mich von Anfang an unterstützt. Auch die Zusammenarbeit mit dem neuen Rat ist gut gestartet. Nach der Wahlkampfzeit sind die Diskussionen sachlich, das ist wichtig für eine vernünftige Entscheidungsfindung.“

Wie sieht der Alltag als Bürgermeisterin aus?
„Den typischen Tag gibt es nicht. Aber immer passiert sehr viel, in unterschiedlichsten Sachgebieten, oft muss es schnell gehen. Weil das Tagesgeschäft weiter gehen muss, ist eine systematische Einarbeitung nicht möglich. Ich habe viele Leute neu oder näher kennengelernt, zum Beispiel im Jugendbereich, der vor meiner Wahl nicht zu meinen inhaltlichen Schwerpunkten zählte. In den ersten Monaten habe ich viele Unternehmen besucht – mir war vorher nicht bewusst, dass es hier so viele Firmen gibt, die auf ihrem Spezialgebiet weltweit führend sind.“

Auf welche Veränderungen im kommenden Jahr freuen Sie sich?
„Zum Beispiel auf den Umbau des früheren Karstadt-Gebäudes. Die Filiale des Kaufhauses Müller, die Mitte des Jahres eröffnet, wird für eine Belebung der oberen Mittelstraße sorgen. Zudem beginnt Anfang 2015 die Umgestaltung der Robert-Gies-Straße. So wird der Zugang zur Schulstraße und zum Itterkarree attraktiver. Die Sekundarschule beziehungsweise Fabry-Realschule wird umgebaut, die neue Mensa geht Anfang 2015 in den Betrieb.

Wichtig ist auch die Fusion der Jugendwerkstatt mit den Einrichtungen in Monheim und Langenfeld. Ein größerer Träger kann besser mit der Agentur für Arbeit zusammenarbeiten. Davon profitieren die Jugendlichen und gleichzeitig auch die Wirtschaft – qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, wird immer wichtiger.“

Gibt es ein Projekt, das Ihnen besonders am Herzen liegt?
„Der Bebauungsplan für das Gelände der ehemaligen Albert-Schweitzer-Schule! Hier sollen sozial geförderte Wohnungen entstehen, Wohnraum für Familien – und wahrscheinlich sogar Mehrgenerationen-Modelle. Es handelt sich hier um das letzte größere städtische Grundstück. Seine Nutzung ist wichtig für die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt. Es ist wichtig, dass Familien mit Kindern die Stadt nicht verlassen. Sonst altert Hilden noch schneller als der Durchschnitt.

Besonders freut mich auch, dass es den drei Feuerwehrmännern nach dem Großbrand wieder gut geht – der Leiter der Wache, Bernhard Janeck, ist zwar noch im Krankenhaus, wir gehen aber davon aus, dass er bald wieder kommt.“

Was ist in 2015 besonders wichtig?
„Viele Sachen – ganz besonders aber der städtische Haushalt. Mindereinnahmen stehen Mehrausgaben gegenüber, unter anderem belastet uns der Kommunal-Soli. 2014 mussten wir 2,2 Millionen Euro überweisen, 2015 sind es 1,8 Millionen. Schnelle Sparmaßnahmen sind bei einer Stadt schwierig. Zum Beispiel ist es nicht ratsam, die U3-Betreuung auf ein durchschnittliches Niveau zurückzustufen. Denn wenn die Eltern zu Hause bleiben, gehen den Unternehmen Arbeitskräfte verloren. Wichtig ist zielgerichtetes Sparen. Wo wie gespart wird, wird gemeinsam mit dem Rat entschieden.“

Über den Kommunal-Soli wird vor dem Bundesverfassungsgericht gestritten. Welche anderen Ausgaben belasten die Stadt besonders?
„Die Maßnahmen zur Umsetzung der Inklusionsvorgabe. Schulen müssen beispielsweise barrierefrei werden. Und die Stadt bezahlt die Inklusionshelfer, vom Land gibt es nur einen Zuschuss. Ähnliches gilt übrigens für Flüchtlinge. Ohne Frage sollen Menschen, die ihre Heimat unfreiwillig verlassen und meist alles zurücklassen müssen, hier mit offenen Armen empfangen werden. Medizinische Hilfe müssen die Städte aber komplett selbst bezahlen – dies reißt bei Schwerkranken schnell ein Loch in die Haushalte. Eine Unterstützung von Bund oder Land ist nötig.“

Was sind Ihre Vorsätze fürs neue Jahr?
„Von großen Vorsätzen halte ich generell nicht viel. Was wichtig ist, muss sofort angepackt werden – und nicht bis zum Jahreswechsel aufgeschoben werden!“

Frau Alkenings, vielen Dank für das Gespräch!

Mehr zum Thema:
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Autor:

Janina Krause (Rauers) aus Hilden

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