Einrichtung der Seniorendienste Stadt Hilden am Fliederweg seit Mittwoch geöffnet
Tagespflege ist wieder möglich

Am vergangenen Mittwoch öffnete die Tagespflege der Seniorendienste Hilden am Fliederweg nach Wochen der Coronaschließung wieder ihre Pforten.  | Foto: Dirk-R. Heuer
  • Am vergangenen Mittwoch öffnete die Tagespflege der Seniorendienste Hilden am Fliederweg nach Wochen der Coronaschließung wieder ihre Pforten.
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Einrichtung der Seniorendienste Stadt Hilden am Fliederweg seit Mittwoch geöffnet. Die zurückliegenden Monate waren eine harte Zeit für pflegende Angehörige. Über Monate war der Kontakt zur Aussenwelt nur eingeschränkt möglich.

Als am 16. März die Tagespflege am Fliederweg wegen des Coronavirus schließt, bricht ein wichtiger Pflegeteil für zahlreiche betroffene Angehörige weg.
"Ein wichtiger Teil der Versorgung ist plötzlich nicht mehr da", erzählt Claudia Auweiler-Göksu. Ihre Mutter, die allein lebt, bringt sie normalerweise täglich von 8 bis 16 Uhr in die Tagespflege. Doch damit ist plötzlich Schluss, ebenso wie der Unterricht für den sechsjährigen Liam und den neunjährigen Julien. "Da hat man plötzlich ein Riesenproblem", erzählt die berufstätige Mutter in den Räumen der Tagespflege am Fliederweg.

Tagespflege ist wieder geöffnet

"Wir dürfen die Tagespflege wieder unter strengen Auflagen öffnen", erklärt Beat Linz-Eßer am Mittwochmittag. In den Räumen der Tagespflege stehen die Tische weit auseinander - so wie es die Abstandsregeln fordern. Vor Corona betreut das Team um Stella Jurisa, Leiterin der Tagespflege, täglich rund 15 Gäste. Geöffnet ist von 8 bis 16 Uhr. Die Gäste erhalten Frühstück, Mittagessen und trinken noch Kaffee, bevor sie wieder nach Hause zurückkehren.
Das sechsköpfige Team steht ihren Gästen seit Mittwoch vorerst aber nur eingeschränkt zur Verfügung. Es gibt zwei Gruppen, deren Teilnehmer vom Team entweder zwischen 9 bis 12.30 Uhr oder von 14 und 17.30 Uhr betreut. Während dieser Zeit gibt es zwei Mahlzeiten, "täglich eine Überraschung und jede Menge Beschäftigung für Körper und Geist der überwiegend an Demenz erkrankten Gästen", erläutert Teamchefin Jurisa.
Gerade Beschäftigung und Anregungen seien derzeit bitter nötig. "Meine Mutter hat nicht verstanden, warum sie jetzt nicht mehr in die Tagespflege kann", erinnert sich Auweiler-Göksu. "Die Folge ist, dass meine Mutter in den vergangenen Wochen extrem abgebaut hat", fährt sie fort. An eine Betreuung bei ihr zu Hause ist mit zwei Kindern im Homeschooling nicht zu denken.
Auch die wechselnden Betreuer vom Pflegedienst verwirren ihre 72-jährige Mutter weiter. "Und dann waren die auch noch mit den Masken quasi vermummt - das konnte sie gar begreifen." Natürlich fehlte der Seniorin dann auch noch die Beschäftigung. Als ersten positiven Schritt wertet sie die Besuche der Tagespflegerinnen.

Hausbesuche

"Wir haben ab Anfang Mai Besuche bei unseren Gästen zu Hause angeboten - als einen kleinen Ersatz für die Tagespflege." Die jetzige Öffnung sei ein Anfang, so Linz-Eßer.

"Es ist zwar super, dass, das meine Mutter jetzt wieder hierherkommen kann. Aber es stellt uns weiter organisatorisch vor Probleme, wenn die Betreuung von vier vollen Tagen auf drei halbe Tage sinkt. Gerade das Angebot hier mit Gehirnjogging und Co können wir zu Hause nicht leisten", weiß Auweiler-Göksu aus Erfahrung.

Das sieht auch Monika Gwosz so. Die 69-Jährige pflegt ihren sechs Jahre älteren Ehemann. Auch er ist an Demenz erkrankt. "Ich kann meinen Mann gar so beschäftigen, wie die Damen das hier machen", bestätigt sie. Aber auch sie ist froh, dass ihr Mann jetzt zumindest nachmittags in der Betreuung ist. "Die Strapazen der vergangenen Wochen waren groß." Zwei mal täglich geht sie nach der Schließung mit ihrem Mann, der im Februar einen neuen Rollstuhl erhielt, spazieren. "Danach war ich oft kaputt. Wir kennen uns jetzt schon seit 52 Jahren. Ich kann ihn doch nicht einfach ins Heim geben."
Sie ist froh, dass die Tagespflege, wenn auch eingeschränkt, wieder möglich ist. "Auch während der Schließung haben mir die Pflegerinnen geholfen, als mein Mann zusammengebrochen ist."

Zeit gewonnen

Seit Mittwoch hat sie zumindest an den Nachmittagen in der Woche wieder etwas mehr Zeit, die alltäglichen Dinge zu erledigen, ohne ständig besorgt nach ihrem Mann zu schauen. Auch sie bestätigt, dass ihrem Mann die Tagespflege gefehlt habe. "Er war oft sehr unruhig. Und ich kann ihn ja nicht so fordern, wie die Frau Jurisa und die anderen Damen das machen", sagt sie voller Hochachtung vor der Pflege am Fliederweg.

Angehörige entlasten

"Es ist unsere Aufgabe, die pflegenden Angehörigen zu entlasten", entgegnet Jurisa. "Und natürlich beraten wir die Angehörigen wo immer wir können." Das Problem mit den Masken besteht auch am Fliederweg. Dort überlegen die Pflegerinnen inzwischen, künftig mit Visieren zu arbeiten, damit die Gäste das jeweilige und gewohnte Gesicht erkennen. "Gewohnte Gesichter, feste Strukturen und ein abwechselungsreiches Programm helfen unseren Gästen. Musik und Gesang sind ebenfalls sehr wichtig", weiß Jurisa.

Bedarf nimmt zu 

Der Bedarf nach Tagespflege nehme zu. "Wir erhalten zur Zeit täglich mindestens fünf Anrufe von pflegenden Angehörigen", erklärt die Leiterin der Tagespflege, die es seit zehn Jahren gibt. Doch die Kapazitäten am Fliederweg sind ausgereizt. "Nein, wir haben hier vor Ort keine weiteren Möglichkeiten", bestätigt auch Linz-Eßer. "Wir können nirgends anbauen."

Autor:

Dirk-R. Heuer aus Hilden

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