"Noch steigt das Adrenalin": Interview mit Peter Baumgärtner, Organisator der Hildener Jazztage

Peter Baumgärtner organisiert die Hildener Jazztage. | Foto: privat

In weniger als zwei Wochen hat die 20. Auflage der Hildener Jazz-Tage schon begonnen: Start ist am Dienstag, 2. Juni. Mitinitiator Peter Baumgärtner, der das Festival von Anfang an organisiert, hat trotzdem Zeit, sich mit dem Wochen-Anzeiger auf einen Kaffee zu treffen – ganz entspannt.

Wochen-Anzeiger: 20 Jahre Erfahrung – Sie wirken kein bisschen nervös...
Peter Baumgärtner: „Das Adrenalin steigt jetzt noch. Bis zu dem Moment, in dem das Opening anfängt. Da ich dieses Jahr nicht selbst spiele, kann ich das Festival von der ersten Minute an genießen. Das Festival wird sorgfältig vorbereitet. Und wenn es dann doch klemmen sollte, bin ich ja da. Mit den Jahren wird man ruhiger.“

Bei der Premiere vor zwei Jahrzehnten war das sicher anders?
„Damals war es tatsächlich viel Bastelei – ohne Handy, ohne PC. Für das Programmheft hatte ich mir extra eine elektrische Schreibmaschine geholt. Statt der Open-Air-Bühne gab es zwei LKWs mit einer Plane. Mit den Jahren sind wir professioneller geworden, haben zum Beispiel Walkie Talkies eingesetzt.“

Angefangen hatte es es mit dem Vorschlag, ein Jazz-Konzert zu veranstalten…
„... im Gespräch mit Frau Doerr vom Kulturamt und dem damaligen Stadtkämmerer Harald Birkenkamp ist die Idee der Hildener Jazztage entstanden. Als ich heim kam, hatte meine Frau gesagt, ich würde spinnen – kurz zuvor waren uns bei einem Musical in Köln Sponsoren abgesprungen. Ich habe es dann doch gemacht, und es war genau richtig. Die Sparkasse hat uns von Anfang an unterstützt, später auch die Stiftung der Stadt. Hilfe gab es unter anderem von Herrn Kraemer, der heute beim Stadtmarketing ist, und anfangs auch von Wolfgang Riehn, der damals die Jazzrallye nach Düsseldorf geholt hatte.“

Neben der Jazzrallye lockt Leverkusen mit eigenen Jazztagen. Eigentlich hatten die Hildener Jazztage da doch gar keine Chance mehr.
„Viele hatten anfangs gesagt, das wird nichts. Und es dauert wirklich lange, bis man mit einem Festival einen richtigen Namen hat. Hilden bietet puren, inhaltlich anspruchsvollen Jazz, Pop-Nummern gibt es hier nicht. Unser Festival lebt vom Teamgeist – mir ist wichtig, dass es den Musikern gut geht: Ist der Flügel gestimmt, fühlen sie sich in der Stadt wohl… Teamgeist, schöne, kleine Locations, kurze Wege und eine familiäre, persönliche Atmosphäre: Das macht die Jazztage hier aus.“

Welche Momente aus all den Jahren sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
„Der Stromausfall, als der US-Trompeter Randy Brecker mit der WDR Big Band spielte. Das Programm war kompliziert, die Musiker mussten die Noten lesen können. Als es plötzlich „Wuff“ machte, sah man nur noch die grünen Notausgang-Schilder im Saal. Etwa eine halbe Stunde dauerte es, bis der Strom wieder da war. Im Hildener Süden hatte es einen Trafo zerrissen. Musiker und Publikum nahmen die Pause gelassen hin – nur der Weißwein ist uns damals ausgegangen.“

„Best of“ lautet der Untertitel der Jazztage diesmal.
„Fast alle Künstler sind schon einmal bei uns aufgetreten. Einzige Ausnahme ist Ron Carter mit seinem „Golden Striker Trio“, ein absoluter Weltstar. Der WDR 3 überträgt den Auftritt am 6. Juni in der Stadthalle live, ebenso wie den der WDR Big Band zuvor. Das ist großartig, quasi der Ritterschlag für die Jazztage. Zudem bekommen wir erstmals eine Landesförderung.“

Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre?
„Das Niveau halten – nicht abheben! Sponsoren zu finden, öffentliche Fördermittel zu erhalten – das wird in den kommenden Jahren sicher nicht einfacher. Die Jazztage sind niemals ein Selbstläufer, streng genommen handelt es sich hier ja um eine Musik, die eine Minderheit interessiert. Wer hier zuhört, kommt gezielt zu uns, nicht im Vorbeigehen.“

Welche Auftritte können Sie für Jazz-Einsteiger empfehlen?
„Das komplette Programm am Donnerstag, 4. Juni. Rosani Reis und ihre Band spielen um 15 Uhr im Haus Horst – bei schönem Wetter gibt es auf der großen Rasenfläche mit vielen Decken eine Picknick-Atmosphäre. Ab 16.45 Uhr spielt das Barbara Dennerlein Duo. Abends findet ab 18.45 ein Workshop in der Musikschule statt – ich freue mich unheimlich, dass die Musikschule erstmals richtig mit dabei ist. Und großartig werden sicher auch die Carmina Variations, die es im Heinrich Strangmeier Saal ab 19.15 Uhr gibt.“

Mehr zum Thema:
20. Hildener Jazztage

Autor:

Janina Krause (Rauers) aus Hilden

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