Raus aus dem Schatten

Den Blick aufs Wasser richten, das empfiehlt Horst Weckelmann, der viel über Geschichte und Bedeutung des Massener Bach zu berichten hat.  Alle Bilder: Stefan Reimet
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Kleinod in Massen – Bach fließt eher versteckt

Sieben Kilometer, fünf Mühlen und Teil des überregionalen Radwegenetzes, das ist der Massener Bach. Bergmannssiedlungen in Obermassen diente er als Abwasserkanal, heute führt der Wasserlauf trotz Regenerierung ein Schattendasein. „Zu Unrecht“, mein Heimatkundler Horst Weckelmann.

Man könnte den Eindruck gewinnen, er sei derzeit in aller Munde. Ob die geplante Bebauung auf dem ehemaligen Hof-Hueck-Gelände, wo das Fließgewässer möglicherweise in die Wohnsiedlung integriert werden könnte, oder als Kleinod für Radler und Spaziergänger zwischen Niedermassen und Afferde, der Bachlauf steht immer häufiger im Mittelpunkt. Auch, weil er Geschichte hat in der von Landwirtschaft und Bergbau geprägten Gemeinde im Westen der Kreisstadt. Nahe der Sportplätze in Obermassen liegt das Quellgebiet und der Bachlauf umfließt Massen im Westen und Norden, bevor er in die Körne mündet, an der Stadtgrenze Unna-Kamen. In Gesprächen mit Massener Bürgern stellten Horst Weckelmann und auch der Geschichtskreis, in dem er seit Jahren aktiv ist, immer wieder fest, wie wenig über den Bach bekannt ist. Seinen Verlauf kenne kaum jemand. Dabei ist er durchaus sicht- und erfahrbar. Horst Weckelmann nimmt uns mit auf eine Entdeckungstour entlang des Wasserlaufs.

Fünf Mühlen

Hohen Nutzen brachte die Wasserkraft zunächst den insgesamt fünf Hornmühlen entlang des Gewässers. Die Mühle Kosmalla (letzter Betreiber), gelegen im Wohngebiet Im Kamp, ist baulich erhalten und wird zu Wohnzwecken genutzt. Bevor das rund 100 Wohneinheiten umfassende Gebiet im heutigen Stile genutzt werden konnte, bedurfte es allerdings der Regulierung. Bereist in der Anfangsphase der Bauarbeiten zwischen 1967 und 1969 gab es Probleme mit dem Wasserpegel, der die Neubaukeller volllaufen ließ, gerade verlegte Leitungen mussten komplett erneuert werden. „Das Wasser staute sich hier in dem Gebiet“, erinnert sich Horst Weckelmann.

Gummistiefel und Pumpen

Er selbst installierte eine Bedarfspumpe, die regelmäßig das gestaute Wasser abpumpte. Selbst eine Straße, die mit Autos befahrbar war, fehlte damals noch. Ein erstes Rückhaltebecken in der Massener Heide linderte die Folgen etwas. Horst Weckelmann erinnert sich, dass die Schulkinder mit Gummistiefeln zur Sonnenschule gingen und dort in Straßenschuhe schlüpften.
In der Talsenke trafen zwei Bäche aufeinander. Am Zechenbahndamm, heute ein Fuß-/Radweg, mündete auch ein Bach aus dem Romberger Erbstollen, der auf Dortmund-Wickeder Gebiet gespeist wurde. Von der Dortmunder Straße ging der alte Bahndamm Richtung Zeche und führte bis zum Massener Kirchweg. An der Unnaer Straße wurde die Kohle damals auf die Bahn umgeladen.
Das Problem des Stauwassers wurde dadurch verstärkt, dass die einstige Bergmannssiedlung den Massener Bach für ihre Abwässer nutzte. Sie wurden in den 60er Jahren abgerissen. Die Gemeinde Massen errichtete zwar eine Regulierungsanlage, die aber reichte nicht aus. Erst eine größere Anlage in Obermassen schuf Abhilfe, seit dem Bau des Rückhaltebeckens dort sind die Stauprobleme Vergangenheit. „Aber der Fluß muss wieder in Ordnung gebracht werden“, fordert Horst Weckelmann. Vor knapp zehn Jahren wurde die Umgestaltung zum sauberen Bachlauf abgeschlossen. Nur wenige hundert Meter von der Mühle Kosmalla entfernt liegt die einstige Schnepper-Mühle, dessen Hauptgebäude ebenfalls erhalten ist.

Katzbach

Auf seinem weiteren Verlauf durch Alt-Massen ist der offene lauf des Baches weitgehend von Sträuchern und Bäumen umwuchert und bis auf Teilstücke kaum erlebbar. Von der Eintrachtstraße aus gehen wir Richtung Norden und gelangen zum Standort der einstigen Reckerdingsmühle. Auf freiem Feld, erinnert nichts mehr an das Mahlwerk. Das Gebiet wurde einst „Katzbach“ genannt. Die einst dort ansässigen Bauernfamilien sollen früher oft im Streit gelegen haben, wie sich Horst Weckelmann erninnert. Zäune und Grenzmauern konnten gar nicht hoch genug sein, ganz passend zu einer Eintrachtstraße.
Felder auf der linken Seite, der Bach auf der rechten begleiten den Spaziergänger, der sich in Richtung Afferde bewegt. An der Querung des Afferder Wege erinnert eine kleine Pumpstation an die Nutzung des Massener Bach als Abwasserablauf.

Über Wasser

Zweitweilig sprudelt eine kleine Fontäne, Teil einer Kunstinstallation unter dem Namen „Erscheinen und Verschwinden“ der Künstlerin Claudia Schmacke, aus einem kleinen Becken. Schließlich mündet der Massener Bach in den Unterlauf des Körnebachs.
Dem Bach wieder mehr Geltung zu verschaffen ist die Absicht des Geschichtskreis Massen. Der stark eingewucherte Lauf soll optisch mehr geöffnet werden. Mindestens eine umfassende Informationstafel soll auf die Geschichte des Bachs hinweisen. Schließlich trägt die Gemeinde Massen das Mühlrad seit fast 80 Jahren in ihrem Wappen.

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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