“Schule to go” - Erste Grundschule mit Tablets in Unna

15 Tablets als Testphase von “mobiles lernen” gesponsort –

Digitale Lernwerkstatt bietet individuellere Förderung

Schüler werden am PC unterrichtet – Pädagogen müssen sich untereinander fortbilden

Digitale Medien kaum Thema im Lehrerstudium

Die Schillerschule Massen ging schon mit der Einführung von Notebooks und Whiteboards innovativ voran. In Kooperation mit der Stadt Unna, dem Mobilen Lernen und einem Software-Anbieter treibt die Grundschule die Einbindung digitaler Medien weiter nach vorn und integriert 15 Tablets in den Unterricht. Schulleiter Matthias Landsberg stößt mit dem Tablet-Projekt auf offene Ohren in der Eltern- wie Lehrerschaft. “Es ist eine neue Kulturtechnik und damit nicht umgehen zu können ist später ein Hinkefuß.”

Digital unterrichtet wird künftig quer durch die Bank und insbesondere Kunst. Denn die Präsentation von Kunstergebnissen am Bildschirm ist Unterrichtsinhalt. Matthias Landsberg:”Das klappt auch. Schüler können eine Power-Point-Präsentation entwickeln.” Die Kinder arbeiten zu einem klar definierten Thema, an welchem Ort und zu welcher Zeit auch immer. In der Elternschaft hat Landsberg kräftig Werbung gemacht. Jetzt hat das Mobile Lernen, eine Tochterfirma des IT-Händlers AfB, 15 Tablets für zunächst drei Monate kostenfrei zur Nutzung bereitgestellt. Ist der Test ergfolgreich, Schüler, Lehrer und Eltern überzeugt, fallen Kosten von 25 bis 30 Euro/ Monat für Wartung und Lizenzen an. Die Finanzierung läuft über drei Jahre. Dafür bietet Mobiles Lernen einen Vor-Ort-Austausch-Service, kostenfreie Reparatur und Versicherung der Geräte. In jedem Fall sind die Schüler mobiler mit den handlichen Tablets, die zudem über eine Kamera verfügen. Digitale Medien sollen den Lehrbaukasten erweitern. Die Vorteile für den Unterricht liegen für Konrektor Gabriel Rosenberg auf der Hand. “Die Schüler arbeiten nach ihren Bedürfnissen, das entspricht auch dem Leitbild der Inklusion.” Sog. “Expertenkinder”, fit im Umgang mit dem PC, vermitteln Mitschülern ihr Wissen. Für jedes Kind entwickeln die Pädagogen ein individuelles Lernprogramm. Die Tablets verfügen über einen Schul- wie Privatbereich, untereinander abgeschirmt. Selbst der mitgebrachte USB-Stick ist nur nach Kontrolle einsteckbar.

Unna kommt bei der Integration digitaler Medien eine Vorreiterrolle zu. “Für die pädagogische Oberfläche haben wir bereits drei Awards bei der Didacta (Messe der Pädagogik, Anm. d.V.) erhalten”, erklärt Uwe Kornatz, ehem. Leiter des FB Datenorganisation Stadt Unna. Geräteauswahl, logistische Unterstützung und Wartung liegen in Händen des Mobilen Lernen. Organisator Gerd Pothmann: “An allen 20 Schulen haben wir auch Tabletklassen.” Das Mobile Lernen betreut rund 10 Tsd. Geräte in Unna. Die weiterführende Schulen sind teilweise mit Tablets ausgestattet, ab der 8. Klasse wird meist auf Tablets umgestellt.

Schüler weiter als Lehrer?

“Die Lehrer haben die Übersicht”, ist der Berufskolleg-Pädagoge Peter Dörner überzeugt. Im Unterrichtsalltag erlebe er aber, dass Schülern die Fähigkeit zur Konzentration abhanden komme. Selbst einfachste Google-Recherchen verliefen unbefriedigend. Bei der Frage nach der Lehrerbildung gerät Uwe Kornatz ins schmunzeln. “Das müsste auch für die Hersteller von Schulbüchern gelten.” Den digitalen Medien komme eher dienender Charakter zu und der Vorteil besserer individueller Förderung.”Das fängt jetzt an in der Ausbildung.ZUdem sollen die Tablets nur bei Bedarf eingesetzt werden.” Der Lehrer werde nicht überflüssig.Da stehen Bildungseinrichtungen vor dem Problem, ob es überhaupt sinnvoll sei, teure Informationstechnik anzuschaffen, wenn diese nicht sinnvoll genutzt werden. Gängige Smartphones, die nahezu jeder Schüler in der Tasche dabei hat, erfüllen technisch mindestens denselben Zweck. Die Schulen auch im Kreis Unna stehen vor der Frage, wie groß sie den Schritt in das Tablet-Zeitalter machen. Informatikräume sind teils mit stationären PC-s ausgestattet, auf denen veraltete Betriebssysteme Dienst tun. Für die Lehrer liegen die Nachteile auf der Hand. Aktuelle Software lässt sich kaum installieren und wenn dann mit aufwendig erteilten Administrationsrechten. Häufig vergehen bereits 15 Minuten wertvolle Unterrichtszeit, bis die Computer einsatzbereit sind. Und dann kommt oft die nächste Überraschung. Bildschirme haben Farbstiche, ältere Pc`s gar defekt.

Lauf der Zeit -Medienzentrum geschlossen

Wie zügig der Wandel in der Informationstechnik fortschreitet, zeigt sich auch beim Medienzentrum des Kreis Unna. Die Ausleihe digitalerUnterichtsmedien wurde jetzt eingestellt. Filme (16 mm), Videos, Diareihen, Tondokumente, CD-ROMs und DVDs stehen beim Medienzentrum nicht mehr zur Ausleihe bereit. Das Medienzentrum unterstützte auch die Lehrerfortbildung und war Projektpartner der Pädagogischen Landkarte Westfalen-Lippe. Hunderte Medien warten jetzt auf möglichen Einsatz direkt in den Bildungseinrichtungen. Sie werden als Dauerleihgabe bei Bedarf überlassen. Schulen können Listen benötigter Medien erstellen, die Verteilung erfolgt in den kommenden Monaten. Kontakt Heike Henkel Tel. 02303 271048

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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