Hackfleisch und Würstchen

In einer knappen Pressemeldung aus dem IKZ vom 13.08.2013 wurde über einen Ladendiebstahl vom vergangenen Samstag in einer Aldi-Filiale berichtet. Der 24 Jahre alte Täter hatte das Geschäft ohne zu bezahlen verlassen wollen und war bei diesem Versuch von einem Ladendetektiv angesprochen worden. Beim anschließenden Fluchtversuch hatte der Mann dem Detektiv mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen. Der Versuch scheiterte durch das beherzte Eingreifen von Passanten (Mehrzahl). Das Diebesgut wurde sichergestellt: eine Packung Hackfleisch und ein Päckchen Kaffee. Gegen den Mann wurde Strafanzeige wegen Körperverletzung und Ladendiebstahls erstattet.

Als ich die Meldung las, drängten sich mir Erinnerungen an meine Schulzeit auf: erzähle den Rest der Geschichte. Ja, das ist spannend.

Wer ist dieser Mann? Was mag ihn motiviert oder gar getrieben haben? Hackfleisch und Kaffee – das sind bei den aktuellen Preissteigerungen vielleicht 6,50 €.
Ein Sport? Ein Nervenkitzel? Dummheit? Not? - Nein Not kann man streichen. In Deutschland gibt es keine Not. Gegen Durst hilft Leitungswasser, und Hackfleisch ist auch nicht wirklich gesund (lt. Jobcenter Pinneberg).
Brot, Brot wäre besser. Brot mit „Daumen und Zeigefinger“, wie im Krieg und kurz danach. Brot wäre gut. Und „altes Brot ist nicht hart, kein Brot, dass ist hart.“

Und dann sind da die Passanten, die sich beinahe todesmutig auf einen „Hühnerdieb“ stürzen. Da erschaudert man beinahe bei dieser Unerschrockenheit. – Zugegeben, man hätte ihm auch 6,50 € geben können. Dann hätte er bezahlen können und alles wäre gut.

Jetzt aber wird er die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen und wir dürfen uns wieder sicher fühlen. Ein Polizeibeamter wird einen Bericht schreiben, die Staatsanwaltschaft wird die Anklage ausarbeiten, das Gericht wird angerufen werden und möglicherweise eine Zeugenbefragung durchgeführt. Der Detektiv wird ein ärztliches Gutachten beibringen und Schadensersatz fordern und Justizia wird sich gequält die Augenbinde reiben.

Armes Würstchen

Ja, und dann ist da auf der anderen Seite noch der Würstchenhändler im Telekom-Trikot, dessen Steuermillionen dummerweise auf einer angekauften, schwarz gebrannten DVD ausgewiesen waren. Aber hier arbeitet die Justiz langsamer (sprich: "gründlich“), schließlich muss man Sorge tragen, dass möglichst der größte Teil der Betrugssumme noch rechtzeitig verjährt.

Ach, ja, dem Ulli kann man nicht böse sein. Brot und Spiele und noch ein Würstchen obendrauf.

Autor:

Ulrich Wockelmann aus Iserlohn

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