Täter aus dem rechtsradikalen Milieu?
Besserer Schutz für Friedhöfe nach Grabschändung in Iserlohn

Fotos: Jungvogel
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Die Stadt Iserlohn verurteilt die Zerstörung von 30 muslimischen Grabstätten in der Silvesternacht aufs Schärfste und will mit Betroffenen in Kürze den Dialog suchen, um zu beraten, ob der Hauptfriedhof in Zukunft besser geschützt werden müsste.

Von den rund 93.000 Einwohnern Iserlohns haben 22.000 eine Migrationshintergrund. 12.000 Menschen sind muslimischen Glaubens.
Gräber seien die letzte Ruhestätte, heißt es in der offiziellen Presseerklärung der Stadtverwaltung Iserlohn. „Hier haben die Verstorbenen ihren Frieden gefunden. Für uns als Stadt ist es wichtig, diese Ruhe zu sichern. Die Schändung von Gräbern ist das genaue Gegenteil. Bei der Zerstörung von 30 muslimischen Grabstätten handelt es sich um eine feige Straftat, die wir als Stadt Iserlohn auf das Schärfste verurteilen“, erklärt der stellvertretende Bürgermeister Thorsten Schick. „Die Zerstörung der Gräber darf nicht folgenlos bleiben. Wir hoffen, dass die Täter gefasst werden. Als Stadt Iserlohn werden wir uns mit den Religionsgemeinschaften zusammensetzen und besprechen, was zum besseren Schutz der Grabstätten und zur Sicherung der Totenruhe getan werden kann. Die Zerstörung von Grabstätten darf sich auf keinen Fall wiederholen.“

Die Polizei vermutet die Täter unter anderem im rechtsradikalen Umfeld und ermittelt mit Hilfe des Staatsschutzes. Zudem werden eventuelle Zeugen gesucht. Hinweise bitte unter Tel.: 02331 - 986 2066.

Sondersitzung

Die Schadenshöhe ist laut städtischem Friedhofsamt zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu ermitteln.
Die Stadt Iserlohn steht unter anderem dazu in engem Austausch mit dem Integrationsrat, um eine gemeinsame, zufriedenstellende Lösung für alle Beteiligten zu finden. Hierzu ist am 27.Januar 2022 eine Sondersitzung des Integrationsrates geplant, an der auch Iserlohns Bürgermeister Michael Joithe teilnehmen wird.

Wut und Entsetzen

Auch Bundestagsabgeordnete Bettina Lugk (SPD) hat sich zum Vorfall geäußert, nachdem sich zu Beginn der Woche viele Bürger auf dem Iserlohner Hauptfriedhof zu einer Mahnwache versammelt hatten, um den Betroffenen Solidarität zu bekunden: „Die Nachricht, dass auf dem muslimischen Teil des Iserlohner Hauptfriedhofes etwa 30 Gräber geschändet wurden, macht mich betroffen und wütend zugleich! Es gibt keinen stärkeren Ausdruck von Respektlosigkeit und (religiöser) Verachtung, sowohl gegenüber den Verstorbenen wie auch gegenüber den Angehörigen, als die Verwüstung von Grabstellen. Ich hoffe, dass der oder die Täter von der Polizei schnell ermittelt werden können."

John Haberle, Fraktionssprecher der Grünen im Iserlohner Stadtrat, meint: „Weil es hier auch gegen unser staatliches Grundverständnis geht, ist es richtig, dass der Staatsschutz ermittelt und alles dran setzen muss, dass die Täterinnen und Täter gefasst werden. Es ist aber ebenso wichtig, dass unsere Gesellschaft sich weiterhin klar gegen solche Taten zur Wehr setzt und gegen Ausgrenzung immunisiert.“

Autor:

Anja Jungvogel aus Unna

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