Iserlohner Ausstellung: Sex vor Meisterwerken

Schon das Titelfoto auf den Einladungskarten ließ erahnen, um was es ging. Rechts der Titel des Ausstellungskataloges.
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  • hochgeladen von Rainer Tüttelmann

„Für die Städtische Galerie war die Timm-Ulrichs-Ausstellung vom 29. Oktober bis 28. November 1993 gewiss eine ganz wichtige Ausstellung.“
Zu diesem Urteil kommt Rainer Danne, Leiter der Galerie, bei einer generellen Nachbetrachtung für den STADTSPIEGEL.
Denn der Ausstellungskatalog wurde vor einiger Zeit im Zentralverzeichnis antiquarischer Bücher mit 175 Euro (!!) gehandelt. Rainer Danne: „Zurzeit befindet sich kein Exemplar im Angebot, jedoch können zwei Kataloge von Ulrichs bei amazon gebraucht für 39,90 Euro gekauft werden. Das dürfte allerdings nicht repräsentativ sein.“
Wer nun hinterfragt, warum die Katalogpreise so hoch sind, sollte wissen, dass Timm Ulrichs Ausstellungskatalog von 1993 deshalb so hoch bewertet wird, weil er auch unter der Kategorie Erotik läuft.
Insbesondere kulturinteressierte Iserlohner erinnern sich noch bestens, dass die Ausstellung „Kunst & Leben“ in Iserlohn die Wellen hochschlagen ließ. Denn Ulrichs hatte skandinavische Pornohefte durchgeblättert und festgestellt, dass im Vordergrund heftig gesexelt wurde, im Hintergrund aber sehr oft Meisterwerke zu erkennen waren. Für Ulrich ein Aufhänger, eine Ausstellung zu konzipieren.
Begeistert von der Idee war die damalige Kulturbüroleiterin Beate Domdey-Fehlau, Nachfolgerin der 1992 aus dem Amt geschiedenen Sabine Schirra. Angelika Hornberg, die das Kulturbüro kommissarisch zwischen dem Schirra-Weggang und dem Domdey-Fehlau-Beginn leitete, erinnert sich, dass die neue Leiterin sich in Sachen Timm-Ulrich-Ausstellung nicht in die Karten schauen ließ. „Ich weiß noch genau, dass der Ausstellungskatalog nicht ohne Grund erst am Eröffnungstag erschien.“ Auch Timm Ulrichs sorgte für Unruhe. Er hatte sich einmal nachts in der Galerie einschließen lassen und die Alarmanlage „in Betrieb gesetzt“.
„Das Ganze“, erinnert sich Rainer Danne, „war eine einzigartige Inszenierung von Timm Ulrichs. Er wusste, was er wollte. Da war Iserlohn das richtige Pflaster.“ Der Galerieleiter kommt aber zu dem Schluss, „dass Timm Ulrich heute einer der bedeutenden zeitgenössichen Künstler in Deutschland ist.“
Anfang der 90er Jahre hatte niemand in Iserlohn auch nur annähernd Ulrichs Künstler-Karriere im Fokus.
Klein-Iserlohn war in heller Aufregung, zumal die Ausstellung mit den pikanten Fotos auch noch fern des Jugendschutzes für jedermann zugänglich war.

Autor:

Rainer Tüttelmann aus Iserlohn

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