Selbsthilfe trifft Selbsthilfe

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Am Samstag, den 14.07.2018 waren in den Räumen der Erlöserkirchengemeinde ganz besondere Gäste bei den Guttemplern zu Besuch. Unter dem Motto: „Selbsthilfe trifft Selbsthilfe“ trafen sich Mitglieder zweier Selbsthilfegruppen, die eigentlich gar nichts miteinander verbindet. Die Guttempler, die für ein suchtmittelfreies Leben eintreten, hatten eine Selbsthilfegruppe von schwerhörigen Menschen aus Bocholt eingeladen, die vielfach Träger von Cochlea-Implantaten waren. Der Kontakt und die Idee zu diesem Treffen kam von einem Mitglied der Guttempler, der sowohl alkoholabhängig wie schwerhörig ist. Er war es auch, der in einer Begrüßungsrede die Absicht und den Sinn einer solchen Veranstaltung darlegte:
`` Mir klingelt seit einigen Tagen der Satz der Staatsministerin von Sachsen, Barbara Klepsch, im Ohr. Ich zitiere: „Wir wollen, dass alle Menschen gleichberechtigt am Leben teilhaben. Wir wollen behindern verhindern.“ Wow!! Ein Anspruch, der die Latte sehr hoch hängt, aber bis heute leider in der Gesellschaft nicht umgesetzt wurde. Ich persönlich verwende oft als Hörgeschädigter und Alkoholabhängiger einen Ausspruch, den ich gerne gebrauche, wenn es um Behinderung geht: „ Ich bin zwar behindert, aber ich werde oft auch behindert.“ Oder von Immanuel Kant: „ Nicht-sehen-können trennt von den Dingen; Nicht-hören-können heißt, die Menschen von den Menschen trennen“. Ich glaube, alle hier Anwesenden wissen oder können sich denken, was hinter diesen Sprüchen steht, was sie bedeuten und was es heißt, Behinderung am eigenen Leib zu erfahren.``
`` Wir haben die Selbsthilfegruppe für Schwerhörige aus Bocholt zu uns eingeladen, um uns kennen zu lernen, über unseren „Tellerrand“ zu schauen und uns Unterstützung zuteilwerden zulassen in unseren Bemühungen um persönliche und öffentliche Anerkennung.``
Nach einem Frühstück am Morgen, verbunden mit ersten intensiven Gesprächen, besuchte die Bocholter Gruppe den Sauerlandpark in Hemer. Derweil bereiteten die Guttempler das Grillfest am Gemeindehaus der Erlöserkirche vor, zu dem auch befreundete Gruppen aus dem Märkischen Kreis, Mülheim und Hamm geladen waren. Alle Teilnehmer vermischten sich am Nachmittag zu einem bunten Kreis von fröhlichen und lebensbejahenden Menschen, stärkten sich bei Kaffee, Kuchen und Grillspezialitäten und kamen ohne Hemmschwellen miteinander in Kontakt. Viele Gespräche über Sucht- und Hörprobleme fanden statt. Viel Verständnis für die jeweilig „andere“ Seite wurde gezeigt. Ein Erleben der Menschlichkeit. Die Stimmung war so gut, dass keiner so richtig nach Hause wollte und der Tag erst gegen 19:00 Uhr endete. Die Bocholter Gruppe hat auf diesen gelungenen Ausflug ins Sauerland mit der Einladung zu einem Gegenbesuch reagiert.
Ist das der Beginn eines neuen Projekts?

Autor:

Hans-Dieter Ludwig aus Hemer

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