Ein Arbeitsvermittler aus einem Berliner Jobcenter gewährt Einblicke in das System Hartz IV.

Ein durchaus lesenswerter Artikel von Hannah Beitzer für die Süddeutsche Zeitung.

auszugsweise:

„Meisner hat Hemmungen, Akademiker in solche Jobs zu vermitteln. Aber er sieht sich in einem Dilemma: "Ich werde von der Arbeitsagentur in eine Rolle gedrängt, in der ich gar nicht sein möchte." Denn seinem Arbeitgeber ist es erst einmal wichtig, die Arbeitslosenzahl zu senken, die Kunden in sozialversicherungspflichtigen Stellen unterzubringen. Da sei es egal, ob jemand 451 Euro oder 4510 Euro im Monat verdient - "Integration ist Integration".“

Und was wollen Sie von einem solchen Arbeitsvermittler erwarten?" Zum Beispiel das: Eine Kundin, die kaum Deutsch versteht und außerdem Analphabetin ist, unterschreibt eine Eingliederungsvereinbarung, in der die Agentur für Arbeit sie dazu verpflichtet, sich zehnmal im Monat zu bewerben. "Sie unterschreibt dann in den paar Druckbuchstaben, die sie kann, einen Vertrag, den sie nicht versteht." Und kann ihn natürlich nicht erfüllen - denn wie soll sich jemand bewerben, wenn er nicht einmal ein Anschreiben verfassen kann? Schlimmstenfalls können dem Kunden dann die Bezüge gekürzt werden.
"Da soll einfach eine Quote erfüllt werden", sagt Meisner. Arbeitsvermittler werden von der Agentur dazu angehalten, möglichst viele Eingliederungsvereinbarungen abzuschließen. Das zähle für seinen Arbeitgeber mehr als die Frage, ob er als Vermittler Rücksicht auf die Bedürfnisse seiner Kunden nehme, ob der Kunde gar glücklich sei, sagt Meisner und klingt wütend dabei.“

„Einer Kundin wurde von einem seiner Vorgänger sogar die Reise in ihr Heimatland verwehrt, weil er nicht glauben wollte, dass tatsächlich die Mutter gestorben war.“

Dieser Satz sprach mich heute besonders an, weil ich erst heute eine ähnliche Geschichte gehört habe.

Autor:

Ulrich Wockelmann aus Iserlohn

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