Zwei heimische Beamte dienstlich in London

Dirk Koye in der Londoner Innenstadt mit einem Spotter von Scotland Yard und einem BVB-Fan. | Foto: privat
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  • Dirk Koye in der Londoner Innenstadt mit einem Spotter von Scotland Yard und einem BVB-Fan.
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Die Bürgerinnen und Bürger kennen Dirk Koye als Polizist in Iserlohn und Hemer - mit Vorliebe für das Motorradfahren. Er wohnt in Hennen, arbeitet aber mittlerweile bei der Dortmunder Polizei. Er war dienstlich in London und hat uns einen Bericht geschrieben, den wir ungekürzt abdrucken.

von Dirk Koye

Dortmund/ Hennen. „Nachdem ich beruflich bereits seit September 2011 wieder zurück in meiner Heimat Dortmund bin, fahre ich täglich von Hennen ins Polizeipräsidium. Seit März bin ich dort Szenekundiger Beamter. Eine Tätigkeit, die ich vor langer Zeit in Ansätzen bereits in Dortmund und auch in Iserlohn beim Eishockey gemacht habe.

Was sind Szenekundige Beamte, so genannte SKB?

Sie kennen die Fans und die Fangruppierungen der jeweiligen größeren Vereine. Insbesondere gehören dazu aber die Problemfans. Das sind Leute, die entweder unter dem Einfluss von Alkohol zu Gewalt neigen, oder Personen und Gruppen, die ausnahmslos immer die Gewalt mit Gleichgesinnten oder auch mit normalen Fans des anderen Vereins suchen.
Wenn man jetzt auf den Gedanken kommt, dass das doch nur die Ultras und die Hooligans sein können, muss man hier eindeutig unterscheiden! Hooligans sind nahezu immer für Schlägereien gut, während die Ultras zunächst einmal ihren Verein unterstützen und das mit Choreografien und Stimmungsgesängen, wo man wirklich nur sagen kann: „Hut ab!“ Innerhalb der Ultras gibt es jedoch auch gewalttätige und gewaltbreite Fans, allerdings sind sie dort meist nicht in der Mehrheit.
Ein Stigmatisieren aller Ultras ist daher grundsätzlich falsch. Unsere Aufgabe ist es, die Problemfans aller Gruppierungen zu kennen, zu erkennen und durch rechtzeitige Beratung der Polizeiführung problematisches oder im schlimmsten Fall strafbares Verhalten zu verhindern.
Typischerweise sind wir aber auch oft die ersten Polizeikräfte, die dann am Rand oder auch plötzlich inmitten solcher Gruppenschlägereien sind. Und weil wir diese Personen, die ich bewusst nicht als Fans bezeichnen will, aufgrund unserer Personenkenntnis aus ihrer Anonymität holen, sind wir nicht nur in diesen Situationen das personifizierte Feindbild.

Mehrere hundert echte Problemfans

Zum CL-Finale haben sich auf Seiten beider Vereine jeweils mehrere Hundert echte Problemfans auf die Reise gemacht, sodass vom New Scotland Yard jeweils sechs SKB (engl. „Spotter“) von Dortmund und München angefordert wurden. Wir Dortmunder wurden ab Donnerstag in den Einsatz integriert und jeweils einem britischen Spotter zugeordnet. Im Gegensatz zu Deutschland tragen die Spotter dort immer Uniform, ein für uns ungewohnter Umstand.
So waren wir nun nicht nur für unsere Problemfälle da, sondern konnten allen Deutschen behilflich sein!
Am Samstag waren wir von 9 Uhr morgens bis zum nächsten Morgen um vier Uhr im Einsatz. In dieser Zeit waren wir in der Lage, eine Ultragruppierung als Beteiligte an einer morgendlichen Schlägerei mit Münchener Ultras zu benennen.
Im weiteren Verlauf haben wir alle Problemfans begleitet und so Auseinandersetzungen verhindert. Nicht verhindern konnten wir eine Auseinandersetzung zwischen unseren Hooligans mit ihren britischen Gegnern. Diese hatten sich aus den verschiedensten britischen Vereinen (eigentlich sind sie sich spinnefeind) zusammengefunden und ihre deutschen Gegner an einem britischen Pub attackiert. Wer kennt den Film „Hooligans“ mit Elijah Wood? Genau so soll es dort abgegangen sein.

Eine prächtige Stimmung

Zur Stimmung: Die Deutschen, nein, ich muss mich berichtigen, die Dortmunder haben die Innenstadt von London verzaubert und mit ihrer Stimmung die Herzen der Engländer im Sturm erobert!!!
Trafalgar Square und insbesondere Piccadilly Circus waren zu 90 Prozent in Dortmunder Gute-Laune-Hand.
Ich hatte die Ehre, auch viele Iserlohner zu treffen!
Zur Stimmung im Wembley Park hat mein Partner nur gesagt: „The atmosphere here is really brilliant!“ Die Fans von Bayern waren im Stadion aber auch ganz gut.
Für uns Dortmunder Polizisten war es, auch nach Rückmeldung der britischen Polizei, ein toller Einsatz und eine tolle Erfahrung.“

Autor:

Rainer Tüttelmann aus Iserlohn

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