Wilhelm Höver baute drei Formel-1-Strecken

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Total unaufgeregt redet Wilhelm Höver über die Formel-1-Rennstrecken in Bahrain, Abu Dhabi und Indien sowie über den Sachensenring im Osten der Republik.
Dabei ist der Rheinener maßgeblich am Bau der genannten vier Strecken beteiligt. Was eigentlich nicht so geplant war.
Denn Wilhelm Höver war von 1977 bis 1990 in einer Eisenerzmine in Liberia als Betriebs-Elektroingenieur in einem Kraftwerk tätig. Und wäre es vermutlich auch geblieben, wenn er nicht 1990 „von heute auf morgen mit Koffer und einem afrikanischen Hund das Land wegen des Bürgerkrieges hätte verlassen müssen“.
Er wechselte das Unternehmen, zog 1991 nach Dortmund und fing 2000 in Aachen bei der Firma Tilke an, wo er als Planer zunächst für den Bau des Sachsenringes in Hohenstein-Ernstthal bei Chemnitz zuständig war.
„Ich wurde dann 2002 mit der Planung des Bahrain-Projektes betraut“, blickt Höver zurück, „ich habe die gesamte Elektrotechnik geplant.“ Ende 2002 erfolgte dann der Umzug nach Bahrain. „Wir haben den Bahrain International Circuit innerhalb von 16 Monaten erstellt. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 150 Millionen Dollar.“ Höver kennt „in Bahrain jeden Schalter und jeden Schaltplan“ und weiß, „wo jede einzelne Stromleitung herläuft.“ Höver: „Die Strecke ist mein Kind. Dort bin ich mit meinem Team bei Null angefangen.“ Mit am Konzepttisch saß manchmal auch der ehemalige schottische Formel-1-Rennfahrer Jackie Stewart. Ab und zu hat Wilhelm Höver auch Bernie Ecclestone, den großen Macher der Formel-1-Rennen und den starken Mann im Formel-1-Geschehen, getroffen. „Das waren aber rein dienstliche Gespräche.“ Damit die Strecke fertig wurde, „haben wir sehr oft bis tief in die Nacht gearbeitet.“ Mit dem Ergebnis, dass das erste Rennen am 4. April 2004 gestartet werden konnte. „Ich hatte ein fürchterliches Gefühl, denn ein Stromausfall durfte nicht geschehen.“ Das gesamte Magenkribbeln aber war umsonst. Das Rennen verlief problemlos. „Als sich die Zielflagge senkte, fiel bei mir ein dicker Stein vom Herzen“, kann er heute darüber lächeln. Höver: „Nach dem Rennen ist der Kronprinz gekommen und hat sich auch bei mir bedankt.“
Bis Ende 2006 ist er in Bahrain geblieben, kehrte 2007 nach Aachen in den Hauptsitz der Firma Tilke zurück, um dann die Rennstrecke in Abu Dhabi (YAS Marina Circuit) verantwortlich zu erstellen. „Ich bin in Abu Dhabi bis Ende 2010 geblieben und habe zudem dort zwei Krankenhaus-Projekte betreut.“
Hövers Formel-1-Reputation war mittlerweile in Formel-1-Kreisen bekannt. Und so wunderte sich niemand, dass er 2010 und 2011 auch den Bau der Rennstrecke in Indien, den Buddh International Circuit, betreute.
Für Höver war es schon ein sehr eigenartiges Gefühl, direkt an der Rennstrecke zu stehen und das Vibrieren der Formel-1-Fahrzeuge hautnah mitzuerleben. „Den Start und das Ende der Rennen bekam ich mit, dazwischen war ich immer unterwegs und angespannt, ob denn alles funktionieren würde“, so Wilhelm Höver, der seit Herbst 2011 wieder in Rheinen wohnt, wohin es ihn und seine Frau bereits 1991 hingezogen hatte. „Wir arbeiteten in Dortmund, hatten uns nach vielen anderen Angeboten in Rheinen ein Haus gekauft, es aber vermietet, als wir wieder unterwegs waren.“
Jetzt bleibt Familie Höver in Rheinen, will nicht noch einmal in die Welt ziehen. „Ich genieße jetzt mein Rentnerleben.“ Das Ehepaar fühlt sich in Rheinen wohl, „weil wir hier einfach prima aufgenommen worden sind.“ Von Rheinen aus kann er auch ausgiebige Motorrad-Touren durch das Sauerland starten. Zudem liebäugelt er damit, „auch wieder mit Mitgliedern des Hennener Lauftreffs einige Runden zu drehen.“
Noch aber lässt er seine aufregende und sehr abwechslungsreiche Tätigkeiten in aller Welt in Sachen Strom sacken.
Ob er am Sonntag beim Formel-1-Start (Melbourne/ Australien) am Fernseher sitzen wird? „Kann sein. Aber mit Sicherheit sitze ich am 22. April vor dem Fernseher, wenn in Manama/ Bahrain das Rennen auf meiner Strecke gestartet wird.“

Autor:

Rainer Tüttelmann aus Iserlohn

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