ERG Iserlohn ist Deutscher Meister 2015

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DM-Play-offs, 3. Finale: SK Germania Herringen - ERG Iserlohn 5:6 n. P. (4:4/2:2)

(tg) „Ich bin so stolz auf die Jungs, das ist einfach grandios“, ließ ERGI-Trainer Dirk Iwanowski seinen Emotionen in Verbindung mit dicken Glückstränen freien Lauf. Sechs Jahre mit fünf erfolglosen DM-Finals mussten die Iserlohner darben, nun endlich sind sie am Ziel: Der verflixte 7. Meistertitel ist - pünktlich zum 50. Vereinsjubiläum - unter Dach und Fach. Und dies nach einem wahrlich nervenzerfetzenden Endspielduell mit dem entthronten Titelverteidiger SK Germania Herringen, an das sich alle der gut 150 mitgereisten ERGI-Fans auch noch in vielen Jahren erinnern werden.


Als Patrick Glowka den letzten Penalty von Lucas Karschau genau vor die Brust bekommen hatte und damit der Sieg der ERG Iserlohn in einem überaus dramatischen Duell mit der SK Germania Herringen feststand, entlud sich eine geballte Jubelwelle in der Glückauf-Halle. Die Emotionen, die sich über mitreißende zweieinhalb Stunden bei den gut 500 Zuschauern aufgestaut hatten, brachen sich nun Bahn. Bei den Iserlohnern als frischgebackenem Meister 2015 in überschäumender Festlaune, beim entthronten Vorjahressieger in tiefster Trauer.

Dass nicht erneut ein Tor reichen würde, um das Titelrennen endgültig zu entscheiden, wurde allen beteiligte schon in der Startphase klar. Iserlohn zeigte sich um 180 Grad gedreht im Vergleich zum Vortag, spielte forsch nach vorne und nahm das SKG-Tor immer wieder ins Visier. Zählbares sprang zwar nicht heraus, doch Herringen zeigte sich beeindruckt und antwortete mit bedächtigen Offensivaktionen, die zumeist aber schon weit vor dem ERG-Gehäuse abgefangen wurden.

Umso größer war die Freude, als mit der ersten rundum gelungenen Aktion Liam Hages frei zum Schuss kam und aus kurzer Distanz zum 1:0 eindrückte (10.). Nun war Iserlohn kurz angeknockt, Robin Schulz (11.) und Kevin Karschau (11.) setzten nach. Die größte Möglichkeit zum zweiten Treffer vergab indes Lucas Karschau, als er nach blauer Karte für Jorge Fonseca den fälligen Direkten deutlich neben das Tor setzte (13.).

Auch die Unterzahl überstanden die Gäste aus dem Sauerland schadlos, hatten durch Andre Costa sogar die Riesenchance zum Ausgleich – und dies sorgte für noch mehr Selbstbewusstsein beim Herausforderer. Der setzte im weiteren Verlauf deutlich mehr Akzente und kam schließlich auch verdient zum 1:1, Sergio Pereira hatte gewaltig abgefeuert (18.).

Doch lange konnten sich die Iserlohner darüber nicht freuen, weil die Germania unter dem Strich sehr effektiv mit ihren Möglichkeiten umging. Wieder war Liam Hages ohne Gegenspieler, das 2:1 die logische Konsequenz (19.). Aber die Gäste ließen sich dadurch nun nicht mehr aus dem Konzept bringen, gaben durch Andre Costa noch vor der Pause die passende Antwort, als dieser hartnäckig nachsetzte und die Kugel schließlich über die Linie bugsierte (21.). Vor der Pause waren die Sauerländer der Führung dann wesentlich näher als die Hausherren, doch deren Schlussmann Maurice Michler fischte alle Schüsse weg und hielt das Remis damit fest.

Der Start in den zweiten Durchgang gelang dann aber dem Titelverteidiger besser, der mit einer einstudierten Attacken-Variante zum 3:2 kam: Lucas Karschau zog hinter das gegnerische Tor, passte zurück auf den kurzen Pfosten, wo Robin Schulz bereits auf den Ball gewartet hatte (29.). Doch erneut bewiesen die Gäste Moral, hielten das Spiel auf Augenhöhe offen und nun die Kontrahenten auch wieder besser vom Tor fern. Das Spiel verlagerte sich erneut mehr und mehr in die SKG-Spielhälfte, sodass Jorge Fonsecas Ausgleich per Drehschuss im Grunde niemanden überraschte (36.).

Also wieder alles auf Anfang, allerdings für nicht einmal eine Minute. Dann kassierte die ERG ihr zehntes Teamfoul, Robin Schulz trat an den Punkt und donnerte die Kugel in den Knick. Die vierte Führung für die Germania, allerdings auch noch gut 13 Minuten Restspielzeit. Und die reichten den Iserlohnern, um den Spielstand abermals zu egalisieren. Fünf Minuten vor dem Ende zog Carlos Nunez von der Mittellinie ab und der Ball zischte an Freund und Feind vorbei in die Herringer Tormaschen.

War die Partie bis dahin schon nichts für zarte Gemüter gewesen, so wurde es fortan immer dramatischer, was auch am Teamfoulscore lag. Die Gäste waren inzwischen bei zwölf Vergehen, Herringen dagegen bei neun. Jeder weitere Pfiff hätte also kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit den bitteren K.o. bedeuten können. Folglich mussten die Defensivaufgaben mit Bedacht ausgeübt werden, was auch gelang – dafür aber kein weiteres Tor hüben wie drüben. Das Finale ging somit in eine weitere Extraschicht, und nun zählte die Golden-Goal-Regelung.

Immer noch schwebte das zehnte Teamfoul wie ein Damoklesschwert über der Germania, die sich aber nichts weiter zu Schulden kommen ließ. Iserlohn konnte robuster zur Sache gehen, was die SKG-Angriffe oftmals im Keim erstickte. Und so schienen die ersten fünf Zusatzminuten nahezu chancenlos zu Ende zu gehen, als Liam Hages den enteilenden Sergio Pereira nur per Foul stoppen konnte: blaue Karte für den Herringer, Strafstoß für Iserlohn – ein Fall für Andre Costa (54.).

Den Hausherren schwante nichts Gutes, das Ende der Partie schien nahe – wurde aber vom Pfosten noch einmal aufgeschoben. Da dann Iserlohn in rascher Folge zwei weitere Fouls einstecken musste, verstrich die zweite Hälfte in einem unausgesprochenen Nichtangriffspakt, denn einen weiteren Strafstoß wollte niemand riskieren.

Dies bedeutete letztlich aber, dass es deren gleich jeweils Fünf gab, denn der Meister 2015 musste in einer alles entscheidenden Penalty-Lotterie gefunden werden. Iserlohn legte durch Sergio Pereira vor, der aber nur den Pfosten traf. Kevin Karschau verfehlte indes das gesamte Ziel deutlich, sodass Andre Costas Treffer die ERG erstmals in Vorlage brachte. Liam Hages scheiterte an Patrick Glowka, Kai Milewski donnerte über den Querbalken und Stefan Gürtler glich schließlich aus. Noch hatte jede Partie zwei Schützen, wobei Timon Henkes Fehlschuss den Sportklub in Vorteil setzte. Aber auch Robin Schulz konnte Patrick Glowka nicht überwinden.

Als letzter Schütze trat nun Sebastian Glowka an den Punkt, der am Vortag noch zweimal gescheitert war. In dieser wichtigen Situation aber behielt der Iserlohner Strafstoß-Spezialist die Nerven und verwandelte sicher zum 2:1. Nun lag es also an SKG-Kapitän Lucas Karschau, den Gleichstand wieder herzustellen – oder den Meisterpott abgeben zu müssen. Der Schuss war hart aber viel zu zentral und traf Patrick Glowka genau auf der Brust. Die ERG Iserlohn ist zum 7. Mal deutscher Meister.

SK Germania Herringen: M. Michler; T- Tegethoff; K. Karschau, L. Hages (2), N. Halfmann, S. Gürtler, P. Michler, J. Klein, R. Schulz (2), L. Karschau. - ERG Iserlohn: P. Glowka, M. Sittler; C. Nunez (1), A. Costa (1), K. Milewski, S. Glowka, N. Hilbertz, J. Fonseca (1), S. Pereira (1), T. Henke. - Schiedsrichter: T. Ullrich / T. Ehlert.

Torfolge: 1:0 (10.) L. Hages, 1:1 (18.) S. Pereira, 2:1 (19.) L. Hages, 2:2 (21.) A. Costa, 3:2 (29.) R. Schulz, 3:3 (36.) J. Fonseca, 4:3 (37./Penalty) R. Schulz, 4:4 (45.) C. Nunez. - Penaltyschießen: S. Pereira – Pfosten; K. Karschau – vorbei; A. Costa – 5:4; L. Hages – P. Glowka pariert; K. Milewski – drüber; S. Gürtler – 5:5; T. Henke – vorbei; R. Schulz – P. Glowka pariert; S. Glowka – 6:5; L. Karschau – P. Glowka pariert. - Zeitstrafen: Herringen 2 min (L. Hages/54.) – Iserlohn 2 min (J. Fonseca/13.). - Teamfouls: Herringen 9 - Iserlohn 14.

Autor:

Tim Graumann aus Iserlohn

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