Gemüsehändler der Region kriegten die (EHEC-)Krise

"Von zehn Gurken sind noch sieben da“, sagt Händler Roger Frerk.
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Seitdem die EHEC-Krise in den Medien ist, wurde vor dem Verzehr von Blattsalat, Gurken und Tomaten gewarnt. Mittlerweile werden Sprossen verdächtigt. Die Folge war, dass die Bürger kaum noch Blattsalat, Gurken und Tomaten gekauft haben - ein Problem für die Gemüsehändler auf dem Wochenmarkt, wie eine Nachfrage Anfang Juni ergab.
Fast jeder hat von EHEC gehört, große Sorgen macht sich allerdings nur ein geringer Anteil der Bürger. 59 Prozent der Frauen und 41 Prozent der Männer gaben an, aufgrund der aktuellen Situation ihre Ernährung umgestellt zu haben. So mieden sie vorsorglich den Verzehr roher Tomaten, Salatgurken und Blattsalaten. 27 Prozent der Deutschen achten mehr auf Hygiene und reinigen sich die Hände oft und gründlich.
„Wir bieten nur Gemüse aus der Umgebung an“, versicherte Christel Engberding, Händlerin auf dem Wochenmarkt in Kamen. „Unsere Stammkunden vertrauen uns. Tomaten und Salat werden allerdings weniger gekauft.“ Sie selbst verzichtete nicht auf Gemüse. „Man kann nicht alles meiden.“ „Ich kaufe momentan lieber heimische Sachen und nicht aus dem Supermarkt“, stimmte ihr Kundin Erika Bögel zu. „Gemüse wie Wirsing oder Spitzkohl wird gekauft. Aber von zehn Gurken sind noch sieben da“, sagte Händler Roger Frerk. „Was gekocht werden kann, nehmen die Bürger. Auf einer privaten Feier, die ich besucht habe, gab es auch kein frisches Gemüse.“
Von welchen Lebensmitteln EHEC auf die Erkrankten übertragen wurde, war zu der Zeit noch unbekannt. „Der Erreger kommt eigentlich von Kühen oder Ziegen und ist wohl so auf die Gemüsesorten gelangt“, erklärte Händler Frank Deutschmann.
Bemängelte wurde auch die Informationspolitik der Regierung. Friedrich Ostendorff, agrarpolitischer Sprecher der Grünen, sagte, dass die Bürger ein Anrecht auf Transparenz und strukturierte Erkenntnisse hätten. „Es gibt im Ministerium noch nicht einmal eine EHEC-Hotline mit einer öffentlich bekannt gemachten Telefonnummer“, empörte sich Ostendorff. „Man kann vom Bürger nicht erwarten, dass er sich durch das Organigramm des Ministeriums telefoniert.“
Auch wenn das Verbraucherschutzministerium NRW die Einschränkungen für den Handel mit spanischen Gurken aufgehoben hat, wird weiter vor dem Verzehr von Rohkost gewarnt.„Vorsorglich sollte bis auf Weiteres auf den Verzehr von rohen Tomaten, Salatgurken und Blattsalaten verzichtet werden“, riet der Amtsarzt des Kreises, Dr. Bernhard Jungnitz. Rohkost sollte vor dem Verzehr gewaschen und Fleisch auf mindesten 70 Grad erhitzt werden. Besonders wichtig ist auch das regelmäßige Händewaschen. „Vor dem Essen und dessen Zubereitung sollten die Hände mit warmem Wasser und Seife gereinigt werden“, sagte Apothekerin Ulrike Hagemeier.
Auch das NRW-Verbraucherschutzministerium riet Gastwirten und Verbrauchern, dass sie grundsätzlich auf ein Angebot an Rohkost verzichten sollten, solange ihr Vorlieferant nicht bestätigen kann, dass die Ware keine EHEC-Belastung aufweist. Wever hat ein Zertifikat, das ihm bescheinigt, dass seine Tomaten EHEC-frei sind. „Trotzdem ist der Umsatz schlechter.“
„Auf Gemüse sollte man nicht verzichten“, fand Landwirt Hartmut Wever. „Man weiß ja nicht genau, woher EHEC kommt.“ „Es wurde schon so viel getestet, aber nichts gefunden“, war Deutschmann der gleichen Meinung.
Vitaminmangel kann zum Problem werden. „In gekochtem Obst oder Gemüse sind weniger Vitamine als in Rohkost“, sagte Hagemeier. „Vor allem Senioren und Kinder sollten gegebenenfalls auf Vitaminpräparate ausweichen.“

Autor:

Tobias Weskamp aus Kamen

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