Muharrem 2013 - Alevitische Gemeinde beging mit Multiplikatoren das Fastenbrechen

Nach dem Fastenbrechen am 3. Tag der 12-tägigen Fastenzeit (Muharrem) in der Alevitischen Gemeinde: Gemeindemitglieder mit dem kath. Pfarrer Karl Josef Rieger (2. v.l.), Landtagsabgeordneten René Schneider (3. v.l.), Gemeindevorsitzender Metin Yilmaz (Mitte) und dem Dede, Muzaffer Günel (2.v.r.)
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  • Nach dem Fastenbrechen am 3. Tag der 12-tägigen Fastenzeit (Muharrem) in der Alevitischen Gemeinde: Gemeindemitglieder mit dem kath. Pfarrer Karl Josef Rieger (2. v.l.), Landtagsabgeordneten René Schneider (3. v.l.), Gemeindevorsitzender Metin Yilmaz (Mitte) und dem Dede, Muzaffer Günel (2.v.r.)
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Kamp-Lintfort. Zum Fastenbrechen am 3. Tag der 12-tägigen Trauer- und Fastentage Muharrem (in diesem Jahr vom 4. bis zum 15. November) lud der Vorsitzende der Alevitischen Gemeinde Kamp-Lintfort, Metin Yilmaz, nicht nur die 500 Gemeindemitglieder in das Kulturzentrum in der Franzstraße ein. Quasi als Multiplikatoren für die gesellschaftliche Teilhabe der Aleviten erlebten Karl Josef Rieger, Pfarrer der St. Josef-Gemeinde, der Landtagsabgeordnete René Schneider, Franz-Josef Evers und Bernd Kopitzki als Vertreter des Sozialamtes und Bürgerreporter Christian Voigt eines der wichtigen religiösen Elemente des alevitischen Glaubens. Die Mitglieder der alevitischen Gemeinden gedenken an diesen Tagen der Opfer von Kerbela im Jahr 680 n. Chr. und auch aller anderen Menschen, die für das Wohl der Menschheit ihr Leben lassen mussten.

Gleichstellung, Naturverbundenheit, Toleranz, Weltoffenheit, Bescheidenheit, Hilfsbereitschaft

Schon in der Einladung zum Fastenbrechen drückte der Lintforter Gemeindevorsitzende Yilmaz neben Erklärungen zur Fastenzeit die Bereitschaft zum Dialog aus: „An einem positiven Beitrag für eine gelungene Inklusion unserer Gemeindemitglieder in die hiesige Gesellschaft, sowie der Forcierung des interreligiösen und interkulturellen Dialoges ist uns Aleviten entsprechend viel gelegen.“ Daher erklärte der Geistliche Muzaffer Günel, bei den Aleviten Dede genannt, den versammelten Gemeindemitgliedern und den 5 Gästen die Säulen des Glaubens, Geschichte und Brauchtum. Die Gleichstellung der Geschlechter, Naturverbundenheit, Toleranz, Weltoffenheit, Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft sind Kernelemente des Alevitentums. Die über 20 Millionen Aleviten sind in ihrer Heimat Türkei bis in die heutige Zeit Diskriminierungen und Benachteiligungen ausgesetzt. In Deutschland leben etwa 750.000 Aleviten, die durch die Anerkennung als Religionsgemeinschaft die im Grundgesetz garantierte Glaubensfreiheit genießen.

Gedenken an das Massaker von Kerbela

Ähnlich wie der Ramadan im muslimischen Glauben richtet sich der alevitische Muharrem nach dem Mondkalender, jedes Jahr beginnt die Fastenzeit 10 Tage früher. Allerdings dauert die Fastenzeit bei den Aleviten nur 12 Tage anstatt den 30 Tagen bei den Muslimen. Im Muharrem versuchen die Gemeindemitglieder in Harmonie mit ihren Mitmenschen und ihrer Umwelt zu leben, alle Genüsse werden auf ein Minimum reduziert. Das gemeinsame Fastenbrechen im Cem (Gebetshaus) findet in diesem Jahr jeweils um 17.30 Uhr statt. Nach der Begrüßung und dem Abendgebet segnet Muzaffer Günel, der Dede an diesem 3. Fastentag, die gleichen gerechten Portionen des Mahls. Die Speisen sind vegetarisch, denn im Muharrem soll kein Lebewesen Leid ertragen. Nach dem gemeinsamen Mahl spricht der Dede ein Gebet und eine Danksagung an die Diensthabenden, die das Mahl ermöglicht haben. Durch die jahrhundertlange Verfolgung, Unterdrückung und Diskriminierung seit der Ermordung des Iman Hüseyin‘s und seiner 72 Gefolgsleute in Kerbela sind die Aleviten auch heute noch gezwungen, ihren Glauben zu verheimlichen. Daher nutzt Muzaffer Günel seine folgende Ansprache nicht nur um die Gäste zu informieren.

Friedenssuppe nach der Fastenzeit

Der katholische Pfarrer Karl Josef Rieger war von dem Fastenbrechen sehr angetan: „Ich bin froh, dass ich zusätzlich viel über das Alevitentum gelernt habe.“ Zu dem fand der Pfarrer der Josef-Gemeinde es wichtig, „dass der Unterschied zu den Muslimen deutlich wird.“ Viele Eindrücke will der katholische Geistliche mit in seine Gemeinde nehmen, über die weitere positive Zusammenarbeit im christlich-muslimischen Theologenkreis Kamp-Lintfort freut er sich. Wie die 5 „gesellschaftlichen“ Multiplikatoren werden am 16. November alle Kamp-Lintforter ab 10 Uhr die Möglichkeit auf dem Marktplatz an der Franzstraße haben, die alevitische Gemeinde kennen zu lernen. Denn zum Abschluss des Muharrem wird das Asure-Fest aus Dankbarkeit, dass Imam Zeynel Abidin, der Sohn des Imam Hüseyin's, das Kerbela-Massaker überlebt hat, gefeiert. Die Aleviten verteilen aus diesem Anlass an die Marktbesucher die Friedens-Suppe bestehend aus mindestens 12 Zutaten wie verschiedene Getreidesorten, Rosinen, Datteln, Nüsse und Äpfeln.

Autor:

Christian Voigt aus Moers

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