Zwischenbilanz
Projekt "BotschafterInnen der Vielfalt" läuft seit einem Jahr

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„Egal wo du herkommst, du bist ein Mensch!“ Das, fanden SchülerInnen an der Joseph-Beuys-Gesamtschule, sei ihr Fazit nach einigen Wochen Mitarbeit im Nachmittagsangebot „BotschafterInnen der Vielfalt“. Dieses ist nur einer kleiner Teil des großen Haus-Mifgash-Projekts BotschafterInnen der Vielfalt, das im Herbst 2020 angelaufen ist. In den insgesamt mehr als 30 Gesprächen mit BotschafterInnen gab es ebenso viele Botschaften; und diese sind so vielfältig wie die BotschafterInnen selbst.

„Gib niemals auf!“ - das ist die wichtigste Botschaft von Mahdi Mahdi, der bei seiner Flucht beinahe im Mittelmeer ertrunken wäre. Hassan Dabi, vor 30 Jahren aus Marokko nach Deutschland gekommen, ist wichtig: „ Ich glaube an die ‚Mitte und Mäßigung‘ und bin sehr offen für einen Dialog der Religionen.“ Violet erzählt von dem Weg, ihre Pansexualität zu entdecken und zu leben. Svetlana Goranova liebt das Leben als Abenteuer. Und ihr größtes Abenteuer besteht darin, SchülerInnen auf überraschenden Wegen die Liebe zur Mathematik zu vermitteln. Ron Manheim weiß zu berichten, wie er mit der Holcaustgeschichte seiner Familie zu leben gelernt hat. Aber wie viele der BotschafterInnen hat er gleich mehrere Herzensthemen, über die er mit Hingabe spricht.

Von diesen und vielen anderen Erfahrungen berichteten in einer Zwischenbilanz nach einem Jahr Projektlaufzeit fünf BotschafterInnen, LehrerInnen und Mitglieder des Projektteams. Projektleiterin Anna Velkova-Rehm ist froh und ein wenig stolz, dass trotz der Pandemie so viele Begegnungen stattfinden konnten. Und sie freut sich, dass ihr Angebot gerne angenommen wurde, nicht nur Begegnungen zu „buchen“, sondern den Unterricht gemeinsam mit den Lehrenden zu planen. Die Pandemie mit den Online-Gesprächen hatte auch etwas Positives. So konnten auch BotschafterInnen aus Bulgarien oder Finnland sich einschalten. Das Projekt hat dadurch eine internationale Dimension gewonnen, die zunächst vom Kooperationspartnerinnen „Wir für uns in Europa“ ins Projekt eingebracht wurde.

Philipp Giesinger ist Philosophie-Lehrer an der Gesamtschule am Forstgarten. Er hat das Angebot der live-BotschafterInnen in seinem Unterricht dankbar und intensiv genutzt und war positiv überrascht, dass die so wichtige persönliche Begegnung auch online ohne allzu große Beeinträchtigungen funktioniert hat. Er schätzt besonders das Lernen aus erster Hand und die Tatsache, dass seine SchülerInnen nicht einfach einem Vortrag zuhören, sondern Selbstwirksamkeit erleben, indem sie die Gespräche von Beginn an aktiv mitgestalten. Violet Laflamme hat das Projekt zunächst als Studierende im Studiengang Gender and Diversity kennengelernt. Dort sind nach 12 bis zu vierstündigen Interviews beeindruckende kurze Videozusammenfassungen entstanden. Danach hat sie sich selbst als Botschafterin anwerben lassen und weitere aktive PartnerInnen gewonnen. Dr. Marzieh Bakhshizadeh ist es ein Anliegen, die den Islam auszeichnende Vielfalt lebendig zu schildern und z.B. die Kopftuchdebatte aus den Einseitigkeiten herauszuführen.

Thomas Ruffmann als Mitglied des Projektteams zeigte sich regelrecht beglückt, dass die Kernüberzeugungen des Vereins Haus Mifgash ihre Tragfähigkeit unter Beweis gestellt haben: Die persönlichen Begegnungen waren sowohl für die SchülerInnen als auch für die BotschafterInnen bereichernd und nicht selten überraschend. Vorurteile gerieten spürbar ins Wanken. Anna Velkova-Rehm arbeitet zur Zeit an einer Filmdokumentation. Diese soll im Frühjahr 2022 öffentlich gezeigt werden. Das Projekt wird vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Kleve aus Mitteln des Integrationsministeriums NRW gefördert. Auch wenn eine weitere Förderung derzeit noch unsicher ist, will der Verein dieses Angebot auf jeden Fall fortführen. Interessierte Schulen oder Lehrende, aber auch Gruppen und Vereine können sich am besten direkt an das Projektteam wenden; per Mail an botschaftvielfalt@gmail.com. Und es lohnt sich für alle Interessierten den Blog www.botschaftvielfalt.de zu verfolgen; dort finden sich lesenswerte Berichte von den Begegnungen und Porträts der BotschafterInnen.

Autor:

Philipp Giesinger aus Kleve

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