Corona-Engel im Kreis Kleve: Alles rein ehrenamtlich
Facebook-Gruppe "Mundmasken" im Kreis Kleve (Mund-Nasen-Masken) näht für den guten Zweck

Foto: Collage: Vanessa Martin
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Neulich schrieb mir Moni Müller, begeisterte Nähkünstlerin aus Rees, wegen einer Sache, die ihr sehr am Herzen liegt. Ob ich schon von der Facebook-Gruppe "Mundmasken" nähen im Kreis Kleve (Mund-Nasen-Masken) gehört habe. Hatte ich. Flüchtig. Da ich aber auf diesem Gebiet völlig talentfrei bin und es sich um eine private Gruppe handelt, hatte ich das bislang nicht weiter verfolgt. Das sollte sich aber nun schnell ändern, denn Moni erzählte in ihrer Nachricht begeistert von den Frauen, die sich zusammengefunden haben, um solche Masken selbst herzustellen. Und diese an Krankenhäuser, Heime, Supermärkte, Pflegedienste, Arztpraxen... und viele mehr auf Nachfrage weitergeben würden. Und ob ich nicht Lust hätte, im Lokalkompass darüber zu schreiben. 

Engelchen und Teufeleien 

Ehrenamtlich. Mit Herzblut. Gemeinsam. Mehr Knöpfe muss man bei mir nicht drücken, dass ich mich hineinknie, sobald es meine Zeit erlaubt. Und auch selber Feuer fange! Also rasch eine Beitrittsanfrage für die Gruppe geschickt, mich eingelesen und einen Post verfasst mit der Bitte, mir Input und vor allem auch Fotos zu schicken, die ich für einen Bericht auf dem Lokalkompass verwenden darf. Herzlichen Dank an dieser Stelle an alle, die mich dabei unterstützt haben! 

Sogleich werde ich auf eine Sache aufmerksam gemacht, die zum Fremdschämen einlädt. Auch aus solch tollem Engagement versuchen Menschen, Kapital zu schlagen. Wieder einmal sind Abmahnanwälte unterwegs, die den Ehrenamtlichen Steine in den Weg legen wollen. Geldstrafen drohen! Daher ist es wichtig, nicht das Wort "Schutz", also Atem"schutz"masken, zu verwenden. Denn diesen Schutz gebe es nur bei den tatsächlichen Medizinprodukten. Aha. Alles schön und gut. Natürlich sind die selbstgemachten Masken nicht mit Medizinprodukten zu vergleichen. Aber - die Medizinprodukte sind so gut wie nicht mehr zu bekommen für Otto-Normalmaskenträger. Und nachdem die selbst genähten Masken zuerst noch sehr umstritten waren, so sieht z.B. die WHO keinen Nutzen darin, wird in manchen Staaten wie Österreich und Tschechien darüber diskutiert, das Tragen beim Einkaufen gehen zur Pflicht zu machen. Nicht unbedingt um sich selbst, aber um seine Mitmenschen zu schützen.

Miteinander und Organisation

Die Gruppenmitglieder loben vor allem die gute Organisation und das tolle Miteinander, obwohl man sich zumeist nur virtuell kennt. Menschen helfen zu können, ist ihr Antrieb in dieser schwierigen Corona-Zeit. Etwas tun zu können, wo viele im Moment auf die eigenen 4 Wände reduziert sind. Gruppen-Gründerin Steffi Tilch-Wagner über das Projekt: "Ich hatte eine verrückte Idee, habe sie veröffentlicht und habe in kürzester Zeit ein Team aus Unterstützern gefunden, von dem man nur träumen kann. Diese Gruppe ist für uns Admins zwar mit hohem Orga-Aufwand verbunden, aber jeder Helfer hier gibt ehrenamtlich 100%. Die Gruppe ist getragen von Hilfsbereitschaft, Anstand, Freundlichkeit, Solidarität und Miteinander. Wir kennen uns kaum persönlich und fühlen uns doch alle zusammengehörig. Stand aktuell: 3000 Masken sind verteilt bzw. in Arbeit."

In der Gruppe findet man unkompliziert und schnell die Nähanleitung der Stadt Essen für die Mund- / Nasenmasken. Weiter gibt es eine Bedarfsliste, wo die Bitten und Wünsche der verschiedenen Einrichtungen aufgeführt sind. Im Moment (Stand 31.03.2020) gibt es Nachfragen nach rund 500 Masken! Weiter eine Waschanleitung mit dem Hinweis, dass die Masken weder geprüft noch zertifiziert sind. 
Aber nicht nur die Mädels sind aktiv, es gibt auch eine Reihe von Herren, die z.B. als Fahrdienst zwischen Materialspendern, Material-Sammelstellen, Näher*innen und Bestellern fungieren. "Ich bin ganz frisch seit vorgestern dabei", so Dominik Alleblas. "Habe mich also quasi in die Logistik eingeklinkt und fahre die erste Tour heute von Geldern über Winnekendonk nach Goch. Ich sammel dort ein, was fertig ist und bringe es nach Kleve zu Susanne Kopka. Tausche da dann fertige Masken gegen Material und bringe das auf den Rückweg nach Kevelaer. " 

Wer etwas beitragen möchte 

Apropos Materialspenden, Susanne Kopka, die als Sammel- und Verteilerstelle für Kleve und Umgebung fungiert, weist darauf hin, dass dringend Schrägband und Gummiband benötigt wird. Sie schreibt: "Hier wird mittlerweile das Material von Kleve bis in den Südkreis gebracht und umgekehrt. Ohne Spenden geht es leider nicht weiter!" Diesen Appell greife ich gerne auf! Wer die oben genannten Dinge spenden möchte, zudem wird auch immer Baumwollstoff, beispielsweise bei mindestens 60° Grad gewaschene Bettwäsche oder Tischdecken, gesucht, kann diese gerne bei den Materialsammelstellen abgeben. Adressen siehe unten!

Auch Geldspenden hat es schon gegeben, erst letzte Woche überreichte Malermeister Jens Hardt aus Goch eine Spende von 300 Euro an Steffi Tilch-Wagner. Ein toller Einsatz für die Gruppe!

Nachtrag:
Soeben erreicht mich ein Foto der Mitarbeiter*innen des Penny Marktes Emmerich-Elten, die sich auf diesem Wege herzlich für die Mundmasken bedanken! 

Wer gerne näht und helfen möchte oder sich vorstellen kann, Fahrten zu übernehmen, wendet sich gerne an die Gruppe 

https://www.facebook.com/groups/234384774384676/

An folgenden Sammelstellen können Materialspenden abgegeben werden:

Goch:
Malerbetrieb Hammerhardt, Brückenstr. 51 a

Uedem:
Ostwall 28, Kosmetikstudio zeitlos schön

Kleve:
Susanne Kopka, Nimwegerstr. 105 

Rees:
Bianca van Laak, Weseler Str. 47 

Herongen:
Andrea Carls, Pastor-Hahnen-Str. 15

Autor:

Christiane Bienemann aus Kleve

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