Unterwegs mit dem Förster

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Wer derzeit im Reichswald spazieren geht, dem mögen an einzelnen Stellen abgeholzte Bäume und breit befahrene Wege auffallen. Der 51-jährige Revierförster Joachim Böhmer, der unter anderem für 1.800 Hektar des Klever Reichswalds verantwortlich ist, hat dem Klever Wochenblatt eine Führung durch sein "Reich" ermöglicht.

Kranenburg. Was Viele nicht wissen: Beim Reichswald handelt es sich um einen sogenannten Wirtschaftswald. Dessen Bäume werden vor allem im Winter begutachtet und geschlagen, da man dann genau den Wuchs der Krone und des Stammes sehen kann.
Böhmer erklärt: "Im ersten Moment sieht das wirklich wild aus. Doch es handelt sich hier eben um einen Wirtschaftswald, in dem Nutzholz wächst und dementsprechend auch abgeholzt wird." In einem Zahlenwerk ganz genau festgehalten seien die Baumarten und deren Verteilung -also welche Bäume wo wachsen. Dabei wird das Holz genutzt, ohne den Wald zu zerstören. 6.000 Kubikmeter Holz werden so pro Jahr gewonnen. Das gefährde aber nicht die nachwachsenden Bäume. "Es wird schon sehr stark darauf geachtet, dass wir es hier mit einem intakten Wald zu tun haben", so der Revierförster. Und es wachse immer viel mehr nach, als tätsächlich geschlagen werde.
Der Revierförster nimmt auch Bezug auf den Beitrag von BürgerReporter Eelco Hekster, der sich in unserer Nachrichten-Community lokalkompass.de darüber beklagte, dass angeblich zu viel Holz den Waldboden verunziere (siehe hier). "Wir haben es hier nunmal mit einem Nutzwald zu tun", so der Revierförster. Da bleibe nicht nur Totholz am Boden liegen, sondern ganze Stücke von Bäumen und manchmal sogar ganze Bäume und Baumkronen. "In der Tat ist das so gewollt", betont Böhmer. Denn das stärke die biologische Vielfalt (Biodiversität).
Pilze, Insekten, Mäuse, Vögel würden nicht nur von dem Totholz, sondern auch vom frischen Holz profitieren. Ebenso der Waldboden, der somit eine natürliche Düngung erführe.
Die bemängelte Ausdünnung ist übrigens dafür da, dass die Bäume gut wachsen. "Je mehr Licht ein Baum bekommt, desto besser wächst er." Gefällt werden Bäume mit einem Alter zwischen 120 und 180 Jahren. Sollten je nach Standort im Umkreis keine Bäume nachwachsen, werden neue gepflanzt. Und natürlich werden nur Bäume gefällt, die keine Nisthöhlen, zum Beispiel von Spechten oder Fledermäusen aufweisen. "Denn wir wollen den Tieren ja nicht die Lebensgrundlage entziehen." Dafür müsse eben viel beobachtet, katalogisiert werden. Einen Baum, der eine alte Behausung aufweist, die vom Specht oder anderen Tieren effektiv nicht mehr genutzt wird, kann man demnach fällen.
Wenn man den Reichswald heute und vor einigen Jahrzehnten vergleicht, fällt natürlich eine Veränderung auf. Denn der Reichswald wird immer älter. Der früher eher "aufgeräumte" Charakter ist gewichen, dafür werde der Wald immer und immer wilder. "Das ist den neuen Erkenntnissen geschuldet und soll den Wald und Baumbestand weiter fördern." Denn man habe sich eine moderate umweltfreundliche Nutzung auf die Fahne geschrieben. Klar ist aber auch, dass es sich hier nicht nur um einen Erholungswald, sondern eben auch um einen Wirtschaftswald handele. "Hier fließen Nutz-, Schutz-, und Erholungswald zusammen", so der Förster.
Auch die bemängelten breit befahrenen Wege, seien unvermeidbar. "Natürlich wurde auch über die Nutzung eines Rückepferdes nachgedacht, wie es bei Baumarbeiten im Tiergartenwald der Fall ist. Aber das rechnet sich einfach nicht", so Böhmer.
Aber: Das Rückegassennetz wird weiter ausgedünnt. Wo derzeit noch alle 20 bis 40 Meter Rückegassen befahren werden, ist dies in 80 bis 100 Jahren nur noch alle 60 Meter geplant.
Übrigens: Einnahmen, die hier erwirtschaftet werden, werden auch wieder für den Wald genutzt. "Wir bemühen uns die Wege schnell instand zu setzen. Außerdem achten wir darauf, dass vorhandene große Wegenetz der Wanderwege zu erhalten", berichtet der Revierförster.
Er ist seit bereits 17 Jahren unter anderem für den Reichswald verantwortlich und betont: "Seit dem Jahre 1991 bin ich Förster und das Motto für unsere Arbeit ist und bleibt 'Wald pflegen, heißt Bäume sägen." Fotos: Silvia Decker

Autor:

Silvia Decker aus Emmerich am Rhein

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