Kleve - Emmerich - Goch: Mein Nachbar - Ein Wilderer und Leisetreter

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Bei uns nebenan, Garten an Garten, wohnt ein Wilderer. Ihr würdet es niemals vermuten, wenn Ihr ihm auf der Straße begegnen würdet; gerade er kann nämlich äusserst liebenswürdig und kuschelig sein. Ich weiss es aber besser: Er ist ein geschickter und ausdauernder Wilderer, einer, der es vor allem auf Kleinwild und Kleintiere absieht. Sogar winzige Singvögel erlegt er. Und selbstverständlich hat er keinen Jagdschein. Schlimmer noch, er jagt das ganze Jahr über und hat den grössten Erfolg gerade dann, wenn die Jungvögel ihre Nester verlassen. Wenn man Euch oder mich dabei ertappen würde, dass wir eine Schopfwachtel erbeuten oder gar einen ziehenden Singvogel töten, könnten wir mit einer empfindlichen Bestrafung rechnen. Mein Nachbar aber hat kein Gesetz übertreten.
Vielleicht habt Ihr auch einen ähnlichen Nachbarn, der verspielt ist und den alle Kinder und sehr viele Erwachsene mögen: schließlich gibt es in Deutschland ca. 8,5 Mio. solcher Wilderer. Ich meine da natürlich die Hauskatzen und ca. 2,0 Mio. verwilderte Katzen. Aber wenn wir den weiteren Rückgang des Bestandes an Singvögeln verhindern wollen, müssen wir diesen Wilderern das Handwerk legen.
Katzen wurden ursprünglich gezähmt, um Nagetiere von Häusern, Stallungen und Scheunen fernzuhalten. Heute sind sie für viele Menschen vor allem deshalb so beliebte Hausgenossen, weil sie intelligent und leise sind - also wegen der Eigenschaften, die die Katze als Jäger so erfolgreich macht. Wenn das schnurrende Kätzchen dann auf der Terrasse oder dem Balkon seine Beute ablegt, zeigt es, dass es immer noch über den ursprünglichen Jagdinstinkt verfügt. Und verlässliche Untersuchungen haben ergeben, daß wohlgenährte Katzen ebensoviel Beute machen wie andere; ein Beweis, dass der Jagdtrieb vom Hunger unabhängig ist.
Der Schaden läßt sich messen: allein in Deutschland geht man von ca. 200 Mio. Vögel aus, die Eure Lieblinge Euch ins Haus bringen und das ist noch vorsichtig geschätzt, denn Katzen bringen weniger als 50 % ihrer Beutetiere mit nach Hause. Für manche Vogelarten liess sich daraus folgern, dass der Verlust durch Hauskatzen weit größer ist als alle Verluste durch natürliche Beutegreifer.
Der Schutz unserer Singvögel und anderer wilder Tiere wird immer dann zu einem höchst emotionalen Diskussionsthema, wenn jemand vorschlägt, man solle die Freiheit der Hauskatzen einschränken. Eine Umfrage vor einigen Jahren ergab mal, dass die Mehrheit der Katzenbesitzer (94 %) Singvögel auf ihren Grundstücken haben wollte, dass aber viele von ihnen keine Ahnung davon hatten, daß Katzen jemals Singvögel töten, und viele dieser Katzenbesitzer waren nicht bereit, die Zahl der Hauskatzen der Natur zuliebe zu verringern.
Quelle: Teilweise aus dem Mitteilungsblatt der Vogelkundlichen Beobachtungsstation Point Reyes in Kalifornien
PS: Auch wir hatten bis vor zwei Jahren immer Hauskatzen

Autor:

Christian Tiemeßen aus Emmerich am Rhein

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