Winnetou - Eine neue Welt: Pierre Brice oder Nik Xelilaj, das ist hier die Frage!

Screenshot Fernsehfilm Winnetou - Eine neue Welt

Nik Wer? Möchte man sich fragen beim Blick auf die Besetzung der Winnetou-Neuverfilmung, die gerade auf RTL läuft und für kontroverse Diskussionen sorgt. Wobei an hochkarätigen Stars nicht gespart wurde, denn kein geringerer als Wotan Wilke Möhring verkörpert Old Shatterhand, Jürgen Vogel Bösewicht Rattler und in den nächsten beiden Teilen stoßen auch noch Fahri Yardim und Mario Adorf dazu. Mario Adorf, der als Santer in der alten Winnetou-Verfilmung aus den Sechzigern Winnetous Schwester Nscho tschi erschoss, tritt nun als Santers Vater auf.

Als Kind in den Siebzigern habe ich die Bücher von Karl May verschlungen. Die Filme mit Pierre Brice und Lex Barker geliebt. Jedes Mal einen dicken Kloß im Hals gehabt, wenn Winnetou in den Armen von Schmetterhand sein Leben ausgehaucht hat. Mitgelitten, dass es bei der unerfüllten Liebe zwischen Old Shatterhand und Nscho tschi wie auch zwischen Winnetou und Ribanna blieb. Selbst mit der besten Freundin aus der Grundschule Blutsschwesternschaft geschlossen in Anlehnung an die Rothaut und das Bleichgesicht.

Ja, ich war skeptisch. Könnte eine Neuauflage dieser Kindheitshelden gelingen?

Ja, kann sie, definitiv! Vielleicht ist es sogar von Vorteil, dass der neue Film, ich rede hier vom 1. Teil, so ganz anders rüberkommt als das Original. Schließlich ist es bei mir in Sachen Indianerliteratur auch nicht bei den Werken von Karl May geblieben. Besonders gut gefällt mir bis jetzt Old Shatterhand. Das „Greenhorn“, der sich erst an den rauhen Westen gewöhnen muss, bringt er glaubwürdig rüber. Als Ingenieur hat er zunächst bei den Eisenbahnbauern keinen leichten Stand, bis er sich bei einer Wirtshausschlägerei beweisen muss. „Ich muss Sie darauf hinweisen, dass ich im Verein geboxt habe“, wird einer dieser Sätze sein, die für immer mit Teil 1 in Verbindung gebracht werden.

Tja, der neue Winnetou. Viele Mädels schwärmen schon jetzt von seinem Aussehen und dem nackten Oberkörper, mit dem er zumeist über die Prärie reitet. Ich aber bevorzuge auf jeden Fall Pierre Brice. Keiner kann so gut den edlen Gesichtsausdruck der Rothaut wie er. Keiner hat so eine super Samtstimme, mit der er „Mein weißer Bruder!“ ins Mikrofon haucht. Apropos „weißer Bruder“, den Ausdruck habe ich bislang im neuen Film noch nicht gehört. Die Indianer unterhalten sich zumeist in der Lakota-Sprache, wie ich nachlesen konnte. Wofür auch der Ausdruck „Wakan Tanka“ (Großer Geist) spricht, den ich aus der Sprache der Dakota her kenne.

Der Film orientiert sich auch nicht nahe an der Romanvorlage. Die Szenen, wo Old Shatterhand Winnetou des Nachts vom Marterpfahl der Kiowa befreit fehlt ebenso wie sein Zweikampf mit Winnetous Vater Intschu schuna (Gojko Mitic, bekannt aus der Verfilmung „Die Söhne der großen Bärin“). Feierliche Blutsbrüderschaft? Fehlanzeige! Tangua, stolzer Häuptlich der Kiowa, wird zum Säufer und Scout der Weißen „degradiert“. Der Film punktet durch ganz andere Dinge.

Nscho tschi ist nicht mehr nur Häuptlingstochter sondern Schamanin ihres Stammes und diskutiert mit Shatterhand über Brauchtum und Religion ihres Volkes. Schauspielerin Iazua Larios hat eine wesentlich stärkere Ausstrahlung als ihre Vorgängerin, die schöne Marie Versini. Da dürfen wir uns im nächsten Teil mit Sicherheit noch auf spannende Szenen freuen. Ebenfalls positiv aufgefallen ist mir die Figur der Kaffeenase Sam Hawkins, Milan Peschel verkörpert sie mit Humor und Esprit.

Winnetou bleibt Old Shatterhand gegenüber zunächst skeptisch, erst langsam wird von beiden Seiten her Vertrauen aufgebaut. Als Intschu schuna von Rattler hinterrücks erschossen wird, verschärft sich die Situation. Shatterhand scheitert mit seinen Bemühungen zu vermitteln und schlägt sich letztlich auf die Seite der Indianer. Richtig gute Action zum Schluss, als eine Brücke in die Luft gesprengt werden soll. Wobei es auch eine Hommage an Chris Howland, den ewigen Fotografen, gibt, der das Ehepaar Bancroft vor ebendieser Brücke fotografieren möchte.

Und welcher Winnetou gefällt Euch / Ihnen besser?

Fazit: Der einzig wahre Winnetou wird für mich immer Pierre Brice bleiben! Abgesehen davon und als reiner Western betrachtet gefällt mir die Neuverfilmung äußerst gut. Gedreht wurde übrigens wieder in Kroatien und Sequenzen der bekannten Filmmusik sind uns erhalten geblieben. Daher bin ich sehr gespannt, was Teil 2 und 3 für Überraschungen für uns bereithalten.

Winnetou - Eine neue Welt: Neujahr 12.15 Uhr RTL
Winnetou - Das Geheimnis vom Silbersee: Neujahr 14.30 Uhr RTL
Winnetou - Der letzte Kampf: Neujahr 16.30 Uhr RTL

Autor:

Christiane Bienemann aus Kleve

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