50 Jahre Sing- und Spielschar Nütterden: In der Gründungszeit wehte ein neuer Geist ...

Eckhard Breuer (links) hat die Leitung der Sing- und Spielschar von seinem Vater Karlheinz übernommen. Auf der Terrasse blättern beide in einem Fotoalbum mit Erinnerungen aus der 50-jährigen Geschichte der Gruppe. | Foto: Christian Breuer
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  • Eckhard Breuer (links) hat die Leitung der Sing- und Spielschar von seinem Vater Karlheinz übernommen. Auf der Terrasse blättern beide in einem Fotoalbum mit Erinnerungen aus der 50-jährigen Geschichte der Gruppe.
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Diesen Moment am 1. Januar 1984 wird Karlheinz Breuer wohl nie vergessen: Mit der Sing- und Spielschar aus Nütterden war er in Rom, an Neujahr hatte die Gruppe die Gelegenheit, im Petersdom zu singen. Da kam plötzlich Kardinalstaatssekretär Agostino Casaroli zu der Gruppe und bat sie, ihm zu folgen. Er führte sie direkt zu Papst Johannes Paul II., der die Musik der Niederrheiner aus der Ferne gehört hatte und neugierig geworden war. Breuer lächelt: „Wir haben unter anderem das Halleluja aus Taizé für den Papst gesungen, das war schon interessant.“

Die Begegnung mit dem Papst ist nur eine von unzähligen Episoden, die Breuer in den vergangenen 50 Jahren mit der Sing- und Spielschar erlebt hat. Im Gründungsjahr 1968 wehte ein neuer Geist in der Kirche. Das Zweite Vatikanische Konzil war gerade erst vorbei und hatte für Aufbruchstimmung gesorgt. „In Duisburg wurde geistliche Rockmusik gespielt“, erinnert sich Breuer, „hier in der Umgebung war Materborn die erste Pfarrei mit einem Jugendchor. Das war der Anstoß.“ Breuer, damals Lehrer, stellte eine Musikgruppe zusammen, 22 Sängerinnen und Sänger sowie vier Gitarristen. „Wir brauchten neue Lieder in der Kirche“, erinnert sich der heute 80-jährige Breuer zurück. Und dann ging es schnell: Nachdem die Gruppe zum ersten Mal erfolgreich einen Gottesdienst begleitet hatte, kamen schon die nächsten Anfragen. Bald war die Zahl der Mitglieder auf 79 angewachsen, „plötzlich kamen Jugendliche in die Kirche und interessierten sich für die Musik“, sagt Breuer und lächelt.
Der Erfolg kam nicht überall gut an. Am Anfang, erzählt der Gruppengründer, gab es scharfe Kritik. Da waren die „Traditionalisten“, die den Weg des Konzils nicht mitgehen wollten und sich gegen eine Modernisierung in der Kirche stemmten. Da waren aber auch andere, etablierte Chöre, deren Sänger zum Teil in die Sing- und Spielschar wechseln wollten. Die Gruppe war schon bald über die Ortsgrenzen hinaus bekannt, an jedem Wochenende wurde gesungen, manchmal sogar mehrmals. Gefängnis, Krankenhaus und Altenheime standen schon bald fest im Terminkalender. Bei den Gottesdiensten galt jedoch schon immer ein Kerngedanke: „Wir wollen kein Konzert geben, sondern mit der Gemeinde singen“, betont Breuer. An diesem Grundsatz hat sich bis heute nichts geändert.
Für einen weiteren Bekanntheitsschub sorgte ein Auftritt in der Grenzlandhalle in Kranenburg. Der „Abend am Niederrhein“ wurde im WDR übertragen, nun gab es immer wieder die Frage, ob es die Musik nicht auch „zum Mitnehmen“ gebe. So kam die erste Schallplatte auf den Markt - drei weitere sollten noch folgen. Nicht fehlen durfte das Lied „Er hält die ganze Welt in seiner Hand“, es war im Laufe der Jahre zum Erkennungszeichen der Sing- und Spielschar geworden und wird auch heute noch bei jedem Auftritt gesungen.
Dafür ist allerdings nicht mehr Karlheinz Breuer verantwortlich. Er hat den Taktstock des Dirigenten an seinen Sohn Eckhard weitergeben. Der 53-Jährige ist seit mittlerweile 25 Jahren für die Sing- und Spielschar verantwortlich. „In den 1990er-Jahren verschwand mehr und mehr die Kontinuität und die Einsätze wurden zurückgefahren“, berichtet er. Seither hat sich jedoch ein fester Stamm von Sängerinnern und Sängern etabliert, anders als zu den Anfängen gibt es jedoch keine jugendlichen Mitglieder mehr. „Die Jüngsten sind aktuell um die 40 Jahre alt“, sagt Eckhard Breuer. Besonderer Wert wird inzwischen auf Vielstimmigkeit gelegt, die Instrumente spielen nur noch eine Nebenrolle.
Doch noch immer gehören die Lieder aus den Anfangsjahren zur Chorliteratur. Karlheinz Breuer lächelt: „Die Lieder, die wir schon vor 30 oder 40 Jahren gesungen haben, stehen jetzt im Gotteslob. Es ist schön, dass es diese Bewegung noch immer gibt.“
Gefeiert wird der runde Geburtstag mit aktiven und ehemaligen Mitgliedern der Sing- und Spielschar am Samstag, 29. September, ab 14.30 Uhr. Anmeldungen sind unter der Mailadresse singsundspielschar50@yahoo.com oder direkt bei Eckhard Breuer möglich.

Eckhard Breuer (links) hat die Leitung der Sing- und Spielschar von seinem Vater Karlheinz übernommen. Auf der Terrasse blättern beide in einem Fotoalbum mit Erinnerungen aus der 50-jährigen Geschichte der Gruppe. | Foto: Christian Breuer
Das historische Foto aus dem Jahr 1972 zeigt die Sing- und Spielschar bei einem ihrer Auftritte in Kranenburg. | Foto: Privat
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Lokalkompass Kleve aus Kleve

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