Eine Kindheit im Krankenhaus.

Muhammad (Mitte) im Behandlingszimmer. | Foto: Meinrad Schade, KHB
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Das Caritas Baby Hospital Bethlehem ist das wichtigste Kinderkrankenhaus für etwa 300.000 palästinensische Kinder.

Von Jürgen Steinbrücker und Carmen Sibbing / Kinderhilfe Bethlehem

Bethlehem/Langenfeld. „Ende der 70er Jahre begann ich, nach Israel zu reisen, und in den 80ern habe ich dann angefangen, viele Gruppen durch das Land zu führen und ihnen die biblischen Geschichten auf diese Weise näher zu bringen“, sagt Pfarrer Werner Köhl, der von 1983 bis zu seiner Pensionierung Ende 1996 die Reusrather evangelische Pfarrstelle inne hatte. Köhl, der seit 1997 in Monheim lebt, war ein exzellenter Organisator. Von seiner langen Erfahrung profitierten nicht nur Gemeindeglieder aus Langenfeld, sondern auch aus Monheim, Leverkusen, Leichlingen, Düsseldorf und Dhünn.

Der Reusrather Pfarrbezirk unterstützte viele Jahre lang das Baby Hospital in Bethlehem mit Geld- und Sachspenden, die auf den zahlreichen Reisen direkt übergeben wurden. „So haben wir Gestricktes der Frauenhilfe und gespendete Babykosmetik jeweils auf die Koffer der Mitreisenden verteilt“, erinnert sich der Pfarrer. Kontakte nach Bethlehem gebe es immer noch. Die von Köhl organisierten Reisen dauerten schließlich bis 2012 an.

Von Carmen Sibbing (Kinderhilfe Bethlehem)wurde folgender Bericht über das Caritas Baby Hospital übermittelt, der hier in Auszügen wiedergegeben wird.


Die Geschichte des chronisch kranken Muhammad.


Mindestens zwei Jahre hat Muhammad schon im Krankenhaus verbracht. Wegen seiner Atemwegserkrankung muss er regelmäßig im Caritas Baby Hospital behandelt werden. Seine 15 Jahre sieht man Muhammad nicht an, das hat mit seiner Erbkrankheit zu tun. Der Junge leidet an Cystischer Fibrose. Seine Atemwege sind oft mit zähem Sekret verstopft, die Lunge ist voller Bakterien.

Mehrmals im Jahr muss er für mindestens zwei Wochen stationär behandelt werden. Im Krankenhaus hat er einen strengen Therapieplan. Wann immer sich zwischen den Behandlungen ein Augenblick Zeit findet, huscht Muhammad ins Spielzimmer. Da vergisst er trotz der Kanüle im Arm und trotz des zu weiten Krankenhaus-Pyjamas alles um sich herum – bis der Arzt nach ihm ruft oder die Physiotherapeutin an die Tür klopft.

Das Caritas Baby Hospital hat sich in den letzten Jahren einen Namen als Kompetenzzentrum für Cystische Fibrose gemacht. Alle sind sich bewusst, dass nicht nur das Kind fachkundig medizinisch betreut werden muss, sondern dass die gesamte Familie Unterstützung benötigt.

Muhammads Familie ist sehr dankbar, dass sie die Behandlungen und lebensnotwendigen Medikamente kostenlos erhält. Mit dem Gehalt des Vaters könnten sie die Ausgaben nicht stemmen. An der kahlen Wand im Wohnzimmer des schlichten kleinen Hauses hängt ein einziges Foto der Schwester Muhammads, die mit vier Jahren an der gleichen Krankheit gestorben ist. Die anderen Geschwister sind gesund.

Keine Kraft mehr für die Schule.

Für die Familie ist Muhammads Krankheit eine schwere Belastung. Fast jede Nacht steht die Mutter auf und muss sich um ihn kümmern. Tagsüber ist er daheim, in die Schule kann er schon lange nicht mehr. Der weite Fußweg war zu anstrengend für den Jungen. Außerdem hat er sich oft geschämt, wenn Mitschüler seine verformten Fingerkuppen angestarrt haben oder wenn er beim Husten würgen musste. Muhammad wäre bestimmt ein hervorragender Schüler. Doch seine Krankheit hat ihm diese Chance verbaut.

Spenden: Kinderhilfe Bethlehem im Deutschen Caritasverband e.V.
Konto: IBAN: DE32 6601 0075 0007 9267 55 BIC: PBNKDEFF

Kinderhilfe Bethlehem in Zahlen (2014):

Anzahl stationäre Betten: 82
Anzahl Intensivbetten: 7
Anzahl Behandlungen pro Jahr: stationär: 4.384 ; ambulant: 34.001
Spitaltage pro Jahr: 15.916
Aufwand pro Jahr (inkl. Projekt- und Katastrophenhilfe: 10.850.000 €; davon kommen aus Spenden: 9.020.000 €
Die Kinderklinik verfügt über Aufnahmekapazitäten für bis zu 50.000 Patienten jährlich.
38.000 Patienten wurden im letzten Jahr behandelt.

Schwerpunkte der Kinderhilfe Bethlehem:
• Medizinische Hilfe: ambulante u. stationäre Behandlung von jährlich rund 38.000 Patienten
• Mütterschule: 43 Schlafplätze für Mütter während des Klinikaufenthaltes ihres Kindes; Unterricht in Babypflege, Ernährung und Hygiene
• Sozialarbeit: Hilfe und Nachsorge für Familien durch Hausbesuche und Beratungsgespräche)
• Projekte: Förderung lokaler Initiativen in den Bereichen Medizin, Gesundheit und Erziehung
• Bildungszentrum: Medizinische und pflegerische Fortbildungsangebote für klinikinterne und –externe Ärzte und Krankenschwestern.

Autor:

Jürgen Steinbrücker aus Langenfeld (Rheinland)

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